Sehr gelungen sind zudem die Mord- und Schmuggelfälle mit der Indiziensuche und Täterbefragung, die teilweise überraschende Wendungen mit sich bringen, an deren Ende man als Richter auch mit seiner Moral kämpfen muss. Was macht man, wenn man jemandem einen Gefallen schuldet und er will, dass man jemanden als Täter beschuldigt? Ach, da trifft es sich ja gut, wenn die Indizien tatsächlich gegen ihn sprechen! Oder wäre das nicht zu einfach?
Immer wieder gibt es auch Quests, in denen der Konflikt der drei Fraktionen eine Rolle spielt – alle misstrauen sich, niemand gönnt dem anderen etwas. Außerdem sind die Fraktionen nicht auf eine Ideologie beschränkt, sondern zeigen innerhalb ihrer Weltanschauung unterschiedliche Strömungen, meist geht es um Realos und Fundis, und damit auch angenehme moralische Graustufen abseits von Gut und Böse. Man gerät innen- und außenpolitisch köstlich zwischen die Fronten: Da soll man für die Outlaws irgendwo in der Wüste recherchieren, warum der Schrotthandel versiegt und diesen wieder reaktivieren. Nur findet man vor Ort bewaffnete Kleriker,
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die die Outlaws bereits Gehirn gewaschen haben und sich dort bereichern. Sie schlagen einem vor, den Schrotthandel gerade so zu aktivieren, dass die Outlaws denken, es sei alles in Ordnung – dabei werden sie den Stützpunkt weiter ausbauen. Geht man darauf ein und belügt den Questgeber?
Zu den besten Quests gehören ohnehin jene mit politischer Auswirkung: In der neutralen Stadt Abessa kann man dafür sorgen, dass es quasi einen Ausgleich zwischen den freien Völkern und der Administrative der Kleriker gibt oder dass z.B. die Rassisten gewinnen, die die verhassten Separatisten der Albs über Verleumdungen böse diskreditieren. Wem hilft man? Je nachdem kann man übrigens beobachten, wie die Wachen die Opfer vertreiben. Hier wird so ganz nebenbei auch die aktuelle Flüchtlingskrise thematisiert. Ach so: Lässt man die Outlaws weiter Waffen in die Stadt schmuggeln, damit sie irgendwann einen Aufstand anzetteln können?
Unlogische und gestreckte Quests
Bei allem Lob für die Quests: Es gibt auch einige schlimme Inkonsequenzen. Als ich mit Magierin Caya eines ihrer gesuchten Elex-Heiligtümer betrete, passiert gar nichts – sie sagt nichts, es sind auch keine Monster da, ich kann dort alles einsammeln. Später aktiviert sie die Quests und will genau diesen Ort suchen, plötzlich sind Monster da und sie meditiert dort. Das passiert mehrmals, weil sie nicht von alleine beim Betreten dieser für sie wichtigen Orte die Quests auslöst.
Gerade die Phase ab Level 18 bis 25 zieht sich zudem sehr stark, weil man kaum noch relevante Aufgaben innerhalb der eigenen Fraktion bekommt und die wenigen sind zumindest bei den Berserkern viel zu schnell gelöst – sehr einfallslos wirkt, dass man bei seinem eigenen Anführer dann für lange Zeit nur noch eine aktive Aufgabe hat: Erreiche Level 25, um Erz-Berserker zu werden.
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Ärgerlich ist auch, dass einem bestimmte Teile der Hauptquest wie etwa „Big Bang“ ohne alternative Lösung aufgezwungen werden, obwohl sie in ihrem Ablauf unlogisch sind – nur, damit es zu einer bestimmten Szene samt Bosskampf kommt.
Das Menüdesign ist leider sehr steril und lädt nicht gerade zum Wühlen oder gar Experimentieren im Inventar ein, weil es lediglich nicht sortierbare Listen und keinerlei 3D-Gegenstände oder gar interaktive Objekte gibt, die man näher untersuchen könnte. Findet man eine „wertvolle Schatulle“, kann man sie nicht im Inventar öffnen, sondern einfach nur verkaufen. Immerhin findet man ab und zu mal eine Zeichnung oder ein Foto von einer Landschaft, die mit einem X einen Fundort markiert – und sofort wird man neugierig, weil sich dadurch eine neue Aufgabe im Stile einer Schnitzeljagd ergibt.
Allerdings setzt die Regie abseits der freien Völker irgendwann auf mehrere externe Auftraggeber, darunter zunächst die Separatisten, für die man erneut spezielle Dingen erledigen soll, die auch die allgemeine Charakterentwicklung bzw. Kampfstärke betreffen. Das ist auch okay, aber danach wird man noch mindestens zwei mal in ähnliche Situationen mit einer Art Deus ex machina gebracht, die erneut ihre Forderungen stellen, so dass man sich irgendwann wie ein Laufbursche fühlt – hier wirkt das wie eine künstliche Streckung. Trotzdem sorgt auch die Inszenierung der vielen Dialoge dafür, dass man interessiert bleibt.