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EA Sports MMA (Sport) – EA Sports MMA

Dass der Erfolg von THQs Mixed Martial Arts-Spielen rund um die Ultimate Fighting Championship die Konkurrenz auf den Plan rufen würde, war vorhersehbar. Doch bevor sich Ubisoft mit dem Kinect-Prügler Fighters Uncaged oder 505 Games mit Supremacy MMA zu Underground-Kämpfen ruft, geht EA als erstes auf Konfrontationskurs und schickt MMA in den Ring. Kann das neue Spiel des Tiburon-Teams (Madden NFL, Tiger Woods PGA Tour) den Sprung vom Underdog zum Champion schaffen?

© EA Tiburon / Electronic Arts

Wenn ich mir allerdings vor Augen führe, wie sie in MMA gelöst werden, bin ich froh, dass THQ komplett auf sie verzichtet hat. Denn diese zehn Sekunden Pseudo-Einmarsch hätte man sich auch schenken können. Wieso hat man nicht wenigstens die wichtigsten Elemente wie Betreten der Halle, Vorbereitungszone (Cutman, Coaches usw.) sowie Eintritt in den Ring zusammen geschnitten. So wirkt es letztlich nur wie ein bockiges aber unmotiviertes „Schaut mal, wir haben Einmärsche und die nicht!“

„Guckt mal: Wir haben Einmärsche!“ Stimmt, aber auf diese zehnsekündigen Atmosphäre-Killer hätte man auch verzichten können.

Auch die Ringsprecher könnten bei der Vorstellung der Athleten durchaus etwas enthusiastischer klingen. Denn mit diesem an den Tag gelegten Elan ist es kein Wunder, dass das Publikum kaum aus sich rausgeht. Im schlimmsten Fall gibt es im Bodenkampf sogar gelegentliches Schweigen im Walde, so dass man sich vorkommt, als ob man alleine in einer Trainingshalle kämpfen würde. Einzig bei nahenden KOs reagiert das Publikum mit Raunen – ansonsten bleibt eine meist Nichts sagende Statik als Lückenfüller.
Angesichts dieser merkwürdigen, häufig negativ auf die Gesamtatmosphäre drückende Soundabmischung stechen die Kommentatoren Frank Shamrock und Mauro Ranallo positiv heraus – obwohl auch sie mitunter große Schwierigkeiten haben, mit ihren UFC-Gegenstücken Joe Rogan/Mike Goldberg mitzuhalten. Aber ihre Kommentare passen zu einem Großteil zu den gezeigten Aktionen, während der Karriere nehmen sie auf vorherige Leistungen und Kämpfe Bezug und von Zeit zu Zeit bekommt man auch kämpferspezifische Kommentare und Anekdoten zu hören. Doch auch hier ist der Enthusiasmus deutlich weniger zu spüren als bei ihren Kollegen aus der anderen großen Mixed Martial Arts-Promotion. Durchweg gelungen hingegen sind die knappen Rufe aus der Ringecke, in der der Coach bestimmte Aktionen kommentiert, was man von der Trainer-Sprachausgabe bei den Karriere-Sessions nur eingeschränkt sagen kann. Die Coaches (darunter Randy Couture oder Pat Miletich) sind meist entweder lustlos in ihren Anweisungen oder unsauber abgemischt.

Geschmeidig

Im Gegensatz zur Akustik liefert die Kulisse wenig Grund zur Klage. Die Kämpfer bewegen sich größtenteils geschmeidig durch den Ring und nur bei bestimmten Treffer-Konstellationen kommt es zu ungelenken Abläufen. In diesem Bereich fallen nur die etwas eintönigen und für jeden Käfigprügler gleichen Transitions im Bodenkampf ab.
Bemerkenswert ist die Liebe zum Detail, die das Team bei der Umsetzung von Kleinigkeiten im MMA-Umfeld an den Tag legte. Das „zielgenaue“ Passen der Respektsbekundung der Kämpfer gehört zum Beispiel dazu: Während bei Undisputed die Athleten mit ihren Handschuhen vor dem Gesicht des anderen herumwedeln und nur mit Glück zueinander finden, sorgt hier eine intelligente Animationsführung dafür, dass die Handschuhe aufeinandertreffen.
Apropos Treffen: Die Kollisionsabfrage arbeitet hinsichtlich der Treffererkennung meist akkurat. Allerdings kommt es hier wie bei den Animationen zu Situationen, in denen die Engine nicht ganz Herr der Lage zu sein scheint. Doch auch das ist zu verschmerzen.

Zurück zu den Details: Nicht nur beim Respekt zeigt man der Konkurrenz, was eine Harke ist. Auch die Darstellung von Cuts oder Partikeln wie Schweiß oder Blut ist authentischer. Während es beim Schweiß nur Nuancen sind, die die beiden Kampfspiel-Schwergewichte trennen, merkt man bei der Darstellung der roten Körperflüssigkeit den Fortschritt deutlich an.

Perlender Schweiß, tropfendes Blut: Die Partikeleffekte können sich sehen lassen.

Denn das Blut läuft nicht nur wie bei UFC am Körper hinab oder spritzt auf die Matte, sondern verschmiert auch z.B. an den Armen oder Beinen bzw. färbt die Shorts rötlich ein. Diese Authentizität ist zwar nur eine Nebensächlichkeit, hinterlässt aber nachhaltigen Eindruck.

Detailfreude

Viele andere kleine Hingucker, wie sich graduierlich hinsichtlich des „Röte-Grades“ verändernde Körperpartien oder geschmeidig unter der Haut arbeitende Muskelpakete, kennt man entweder bereits von der Konkurrenz oder auch Fight Night Round 4, helfen aber auch hier, den insgesamt sehr guten visuellen Eindruck von MMA zu untermauern.

Allerdings muss man auch sagen, dass man es mit dem Wiedererkennungswert der Kämpfer im Detail  trotz Lizenzierung nicht immer haargenau nimmt. Randy Couture z.B. sieht in seiner virtuellen Form letztlich eher aus wie Schauspieler Robert Duvall als wie die Mixed Martial Arts-Ikone und Dan Henderson ist auch eher am Kinn als am Gesicht im Allgemeinen zu erkennen. Doch das sind Nebenkriegs-Schauplätze, die den Spielspaß nicht gefährden.

Problematischer ist da eher schon das Tearing, das sich vor allem auf der Xbox 360 immer wieder zeigt. Da aber auch die PS3 nicht komplett vor dem asynchronen Verschieben von Bildzeilen gefeit ist, gibt es keine Wertungsunterschiede.