Wiederspielbarkeit

Als vierte Kampagne dient der Hundertjährige Krieg, der ab 1337 zwischen England und Frankreich tobte, die sich um den französischen Thron balgten. Hiermit schließt sich der Kreis, da man wieder zu den beiden größten Rivalen des Mittelalters zurückkehrt, die sich um die nordfranzösischen Provinzen der britischen Krone zanken. Auch ein gutes Beispiel dafür, wie man sich bei Crusader Kings 2 um teils weit verstreute Ländereien kümmert, die man entweder geerbt, als Mitgift bekommen oder erobert hat. Es herrscht im Spiel generell freier Zug, so dass man die enzfernten Provinzen auch erreicht, wenn man die Länder nicht alle hat. Wem die vorgeschlagenen Herrscher nicht reichen, der kann auch jedes andere Adelsgeschlecht nehmen. So ist es quasi unendlich wiederspielbar, auch weil die Partien nicht immer gleich laufen.
Wer noch größere Herausforderungen sucht und auch mal gegen richtige Mitspieler zocken möchte, kann sich beim Multiplayer verlustieren. Hier können bis zu 32 Spieler online oder per LAN gegeneinander antreten, um herauszufinden, wer der größte König ist. Wie schon beim Vorgänger gibt es zudem Downloads für den Singleplayer, wo man auch mal die Mongolen zocken kann. Ob man für zusätzlichen DLC gutes Geld ausgeben möchte, muss jeder selber wissen. Crusader Kings 2 bietet jedenfalls auch so genug, da man immerhin den mittelalterlichen Hochadel ganz Europas, Russlands, Ägyptens und des Nahen Ostens spielen kann.
Angriff aus dem Nichts

Hauptmittel zur Ausdehnung der Herrschaft ist der Krieg, der im Spiel teils wie eine Naturgewalt über einen kommt. Wie aus heiterem Himmel erklärt einem ein Nachbar den Krieg, so muss man als König von Jerusalem mehrmals islamische Invasionen abwehren. Das zieht einen rein, geht aber ziemlich an die Substanz, da das bis 1291 christliche Jerusalem im Vergleich zu Saladins Land wenig Macht hat. Allein durch seine ganzen Provinzen hat er viel mehr Steuereinnahmen, die der einzige Rohstoff im Spiel sind, das sich sonst nicht um Handel schert. Einziger Vorteil ist die größere Anzahl von schweren Reitern, so dass man geschickt agieren muss. Leider hat man den eigenen Nachschub schnell ausgeschöpft, weshalb sich der Import von Kreuzritten empfiehlt. Dafür muss man wiederum genug religiöses Prestige besitzen, was sich nicht so leicht aus dem Ärmel schütteln lässt, weil für Pietät der Geistliche im Kronrat zuständig ist.
Sagt sich ein Vasall von einem los und macht gar ein eigenes Fürstentum auf, kommt es ebenfalls zum Kampf. Kann man einen langwierigen Bürgerkrieg für sich entscheiden, bekommt man die Provinzen, um die der Streit ging. Für Sieg und Niederlage gibt es extra eine Anzeige, die Prozente angibt, die man schon hat. Belagert man erfolgreich eine Stadt, steigt das Konto um einen Punkt, verliert man, sinkt es, was auch negativ werden kann, wenn der Feind gewinnt. Sonst gibt es noch lokal Bauernaufstände, die aber schneller niedergeschlagen sind, weil sie schlechter organisiert sind. Mit Hilfe des Marschalls vom Rat lässt sich die Wahrscheinlichkeit von Aufständen senken, wofür er aber Zeit braucht. Das ist eine der Spezialaufträge der Ratsmitglieder, wie es sie auch schon in Sengoku gab.
Automatik-Schlachten

Obwohl man zahllose Schlachten schlagen muss, um sich zu behaupten, laufen diese doch wenig taktisch ab. Das liegt sicher mit daran, dass Kämpfe automatisch ablaufen, wie man das von der Europa Universalis-Reihe kennt, von der sich auch Crusader Kings 2 ableitet. Trifft man auf eine feindliche Armee, kommt es unweigerlich zur Schlacht. Man muss also schon vorher abschätzen, wie viele Soldaten man braucht, was nicht immer ganz einfach ist, da der Feind aus dem Rückraum neue Truppen heranführt. Da man sich nicht selbständig zurückziehen darf, entwickelt sich ein Gefecht so oft zum Himmelfahrtskommando. Bei der automatischen Flucht bleibt oft nicht viel von der einst stolzen Streitmacht übrig.
Andere Spiele wie zuletzt King Arthur 2 bieten hier schmucke Echtzeit-Kämpfe an, bei denen man sich mitten im Kampf wähnt, während hier nur Zahlen runterlaufen. Dass der Krieg einen trotzdem fordert und man am Ball bleibt, liegt an der KI, die je nach Schwierigkeitsgrad aggressiv vorgeht. Abgesehen von wenigen hyperaktiven Vorstößen mit nur ein paar Mannen bringen einen die Feinde immer dann in die Bredouille, wenn sie über genug Truppen verfügen. Um zu siegen, sind daher eher ein fähiger General und eine Überzahl an Kämpfern entscheidend – weniger ein wohlüberlegter Plan.