Wer kriegt die Insel?

Wilhelm der Eroberer war der Letzte, der erfolgreich eine Invasion in Großbritannien wagte. Viele von Phillip II über Napoleon bis Hitler wollten es nachmachen, aber alle sind kläglich gescheitert – oft am Durchhaltewillen der Briten. Der Normanne hatte mehr Kriegsglück, denn nach der Überfahrt über den Ärmelkanal besiegte er seinen Widersacher Harold bei Hastings. Der unglückliche Angelsachse bekam einen Pfeil ins Auge und starb, womit der Thronstreit entschieden war. Wilhelm wurde zum englischen König gekrönt, obwohl ihm noch längst nicht die ganze Insel gehörte. Um seine Macht zu zementieren, errichtete er mehrere Zwingburgen, wozu auch der Tower von London gehörte. Die Basis brauchte er auch, denn nach 1066 kam es immer wieder zu Aufständen, die aber scheiterten.
Genau diese heiße Phase des Mittelalters kann man in Crusader Kings 2 spielen, denn dem Kampf um England sind gleich die ersten beiden Kampagnen gewidmet. Man startet recht bescheiden als Herzog mit wenigen Tausend Kämpfern in der nordfranzösischen Provinz, die Nachschub liefert. Immer wieder muss man Zufallsereignisse überstehen, die Folgen haben: Eine Affäre führt beispielsweise zur Tochter, die man anerkennen kann. Wer will kann natürlich auch Harold oder sogar den norwegischen König Harald Hardråde spielen. Das ist der Vorteil des jederzeit pausierbaren Echtzeit-Strategiespiels, denn es zeigt alles aus mehreren Perspektiven. Der Norweger und der Angelsachse haben ihre Armeen etwa schon in England, während Wilhelm erst noch hin schippern muss. Dafür muss er erst eine Flotte ausheben, die auch genug Männer transportiert.
Kreuz des Barbarossa

Wem das zu mickrig ist, der kann auch auf einen Kreuzzug gehen. Als zweiter Startpunkt dient nämlich der Dritte Kreuzzug, als Philipp II von Frankreich, Friedrich Barbarossa und Richard Löwenherz Richtung Heiliges Land zogen. Kommt der Spieler weiter als der greise deutsche Kaiser, der 1190 auf halbem Wege im Fluss ertrank? Für historische Korrektheit spricht, dass wer England nimmt, noch Heinrich II spielt, den weniger prominenten Vorgänger des berühmten Richard I. Neben diesen bekannten Herrschern kann man auch Byzanz, Ungarn oder Jerusalem wählen, was besonders spannend ist, da man ein Pulverfass im Nahen Osten regiert, wo man gleich gegen den mächtigen Saladin kämpft, der auch im Spiel ziemlich geschickt attackiert. Sonst muss man warten, bis der Papst den Kreuzzug offiziell ausruft, was leider recht selten vorkommt.
Bevor man loszieht, ist es wichtig, in der Heimat für Ruhe zu sorgen. So ist etwa das Heilige Römische Reich Deutscher Nation ein von vielen Völkern bewohnter Flickenteppich, der von der Ostsee bis nach Norditalien reicht. Wie soll man da allen gerecht werden? Wird irgendein Provinzfürst nicht berücksichtigt, gibt es gleich einen Aufstand. So muss etwa Friedrich I Truppen in die Lombardei schicken, um dort für Ruhe zu sorgen. Wen schickt man als Anführer? Der Herzog von Schwaben könnte sich hier seine ersten Sporen verdienen, da er mal Barbarossa auf den Thron folgen soll. Er ist erst 20 Jahre und muss noch erfahrener werden, um ein guter Kaiser zu werden. Nach und nach sammelt jeder Charakter positive wie negative Eigenschaften, wenn er etwa im Krieg verletzt wird. So ist es durchaus gefährlich, den König oder seine Sippe in die Schlacht zu schicken, da er sterben kann.
Politisch unkorrektes Handeln

Wären die Regierungsgeschäfte nicht schon genug ist Barbarossa auch noch mit der lieben Sippe beschäftigt. Damit man hier nicht den Überblick verliert, gibt es eine Auflistung der wichtigsten Dinge, die allerdings Übersetzungsfehler aufweist. Obwohl alles auf Deutsch ist, ist manche Aufgabe nur mit Mühe zu entziffern. Zu Beginn ist der Staufer unverheiratet, was sich natürlich nicht ziemt; nicht mal mit in seinem fortgeschrittenen Alter. Er braucht eine Nachfolgerin für seine verstorbene Gattin, wie man dem Stammbaum entnehmen kann. Einzige Bewerberin ist eine zwölfjährige Adelige aus Frankreich. Was heute ein Skandal wäre, war im 12. Jahrhundert fast normal, denn die meisten Ehen waren arrangiert. So kann man Sechsjährige im Spiel durchaus verloben, wenn es sich um einen Partner von Stand handelt.
Weitere wichtige Aufgabe als Familienpatron ist das Abwenden von Ärger von der eigenen Familie, was ähnlich wie in Sengoku funktioniert: Je nachdem, ob man einen fähigen oder schlechten Spionagechef besitzt, bekommt Meldungen über die Intrigen, die laufen. Was ist geplant, wer ist beteiligt und wieweit ist die Planung? Hier stehen auch Ränke gegen die eigene Sippe, etwa wenn jemand den dritten Thronfolger umbringen will. Den Sechsjährigen hat man vielleicht gerade erst zur Ausbildung zum Bischoff nach Mainz geschickt, wofür man auch noch zuständig ist. Und jetzt will ihm der Graf von Schwerin ans Leder, was man verhindern möge. Man kann Verschwörer verhaften, was aber riskant ist. Klappt es, landet der Unhold im Reichsgefängnis, wo er nicht mehr so schnell raus kommt. Gelingt es nicht, taucht er unter und es wird schwer, ihn zu fassen. Hat man jemand gefasst, kann man ihn hinrichten lassen, was aber unehrenhaft ist.