Bis auf den wesentlich unterhaltsameren Einstieg sowie die komplett überarbeitete Benutzeroberfläche wirkt vielleicht alles wie gehabt, aber nach den ersten Kontakten mit anderen Völkern zeigen sich die wesentlichen Unterschiede, die dieses Civilization noch besser machen als den Vorgänger: Stadtstaaten, Kriegstaktik, Politikentwicklung. Man begegnet nicht nur anderen Herrschern ganzer Reiche, sondern auch autarken Metropolen wie Oslo, Bukarest oder Schanghai, die ihre eigenen Ziele verfolgen. Diese Stadtstaaten können zwar nicht wie konkurrierende Völker das Spiel gewinnen, aber sie spielen im Gleichgewicht der Kräfte eine große Rolle und bereichern die Aufbautaktik.
Stadtstaaten haben auch ohne Anführer einen eigenen Charakter bestehend aus je einer Eigenschaft und Persönlichkeit: Oslo ist z.B. maritim und friedlich; Florenz ist kultiviert und irrational. Das bedeutet, dass man bei den Norwegern eher Nahrungs-, bei den Italienern eher Kulturboni bekommt, wenn man denn ein Verhältnis zu ihnen aufbaut. Das ist zunächst neutral, kann aber in drei Stufen von freundlich bis hin zu verbündet steigen, wenn man ihnen z.B. Gold schenkt – ab 250 ist man dabei und kann sich damit etwa 40 Einflusspunkte kaufen. Das ist zu Beginn ein ganz schöner Batzen! Aber man profitiert direkt von Boni, bekommt vielleicht Krieger oder später auch wichtige Luxusgüter wie Elfenbein, Silber oder Gewürze – es lohnt sich also, ein gutes Verhältnis aufzubauen.
Stadtstaaten als Unterhaltungsfaktor
![]() ![]() |
Neu: Nur eine militärische Einheit ist pro Hexfeld erlaubt – man muss sich besser im Gelände organisieren! |
Allerding sinkt der Einfluss auch mit jeder Runde wieder um einen Punkt, so dass man sich stetig um die Beziehung kümmern muss – eine gute Idee, um der politischen Statik vorzubeugen. Um diese zu pflegen gibt es leider keine echte Diplomatie mit Verhandlungsoptionen, sondern ein auf den ersten Blick recht steriles Geben und Nehmen von Gold oder Einheiten, wobei man allerdings auch Missionen erfüllen kann – und genau das wertet die Spielmechanik auf den zweiten Blick enorm auf.
Warum? Hat man erstmal fünf, sechs dieser bis zu sechzehn Stadtstaaten entdeckt, kommt es zu einer Fülle an Anfragen, die fast schon Questcharakter annehmen. Bukarest verlangt vielleicht Hilfe gegen Barbaren, Schanghai will die Vernichtung Oslos, Oslo will gerne Wein haben, Monaco braucht eine Straße zu meiner Hauptstadt, Florenz giert es gar nach dem Wunder der Großen Bibliothek! Ich habe noch nie so viel schon in der Antike gegrübelt wie in diesem Civilization V. Und sehr motivierend sind die zufälligen Entscheidungen: Wer z.B. ein Barbarenlager vernichtet, könnte eine Geisel aus einem Stadtstaat finden, die man sich entweder als eigene Einheit einverleiben oder gegen einen Einflussbonus an seine Heimatstadt zurückgeben kann.
Man sollte sowohl auf militärische als auch wirtschaftliche Anfragen gefasst sein, während Oslo niemals die Ausschaltung einer anderen Metropole verlangen würde, könnten die irrationalen Florentiner genau das verlangen. Ebenso perfide wie clever: Florenz verlangt von mir nach einem Angriff durch Persien tatsächlich die heimliche Übersendung von Truppen, damit ich es mir nicht offiziell mit Dareios verscherze – genau so muss eine KI wirken! Man kann das ignorieren oder diese hübschen Stadtstaaten auch erobern. Dann hat man erneut die Wahl: Brandschatzen für Gold, feindliche Übernahme oder politische Marionette? Letzteres kann hilfreich sein, denn so bekommt man die Handelswaren und die Bevölkerung bleibt fröhlich.