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Call of Juarez: Bound in Blood (Shooter) – Call of Juarez: Bound in Blood

Drei Jahre ist es her. Drei Jahre, dass ich einmal als abgehalfteter Revolverheld den Mörder meines Bruders gejagt habe. Drei Jahre, seit ich auch in der Rolle des Gejagten durch die Prärie stolperte. Ich schlich durch gut bewachte Camps, ich ging für einen alten Indianer auf die Jagd, ich musste sogar einen Berg besteigen – ich sog die stille Freiheit des Wilden Westens in ganzen Zügen auf! Und jetzt, nach drei Jahren, stoße ich endlich wieder die Saloontüren auf. Die Sporne klimpern, das Holz ächzt, die Revolver sind geladen…

© Techland / Ubisoft

Der alte Wilde Westen

Doch der Wilde Westen ist nicht mehr, was er damals war! Genauer gesagt ist der neue Wilde Westen nicht mehr das, was er mal sein wird. Denn Techland hat keine Fortsetzung entwickelt;

stattdessen erzählt Bound in Blood die Vorgeschichte zu Call of Juarez. Und so dreht sich die Handlung diesmal nicht um Pfarrer Ray McCall und seinen mexikanischen Neffen Billy, sondern darum, was den damaligen Revolverhelden Ray dazu trieb, seine Pistolen

gegen die Bibel zu tauschen. Und weil Billy zum Zeitpunkt von Rays Bekehrung noch nicht am Leben war, steht

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Video: Den Online-Modus konnten wir leider noch nicht ausführlich testen – der Trailer gibt euch aber einen kurzen Überblick. Außerdem empfiehlt sich ein Blick auf unser Video-Fazit!

ein anderer Charakter neben ihm im Mittelpunkt: Rays Bruder Thomas. Und das ist eine ausgesprochen viel versprechende Konstellation!

Denn wer sind diese Brüder eigentlich? Alleine mit Ray könnte jeder Westernautor Romane füllen: Seine grantige Art und Weise, seine finstere Erscheinung – sowohl äußerlich als auch emotional – das ist der Stoff, aus dem Ikonen gestrickt sind! Und Thomas? Von Thomas wissen wir schon aus dem Vorgänger, dass er Billys Stiefvater sein wird. Ein Vater, der von seinem Sohn verachtet wird, weil er ihn mit der Rückseite seiner Hand erzogen hat. Ist er deshalb ein schlechter Mensch? Was ist den beiden widerfahren, das den schlechteren zum Priester, den besseren aber zu einem Säufer hat werden lassen? Und ja: Die polnischen Entwickler erzählen ihre Geschichte. Sie lösen alle offenen Enden auf, die sie vor drei Jahren hinterlassen haben.

„Aus besonders mach normal!“

Aber wieso muss ausgerechnet diese grandiose Vorgeschichte in einem so lieblos herunter-verkäschualisiertem Shooter-Einerlei erzählt werden? Ist das „Hauptsache massentauglich!“-Glitzern in den Augen etwa dafür verantwortlich, dass der Nachfolger kein großer Western mehr sein darf? Weitläufige Prärie, in der sich die Gedanken verlaufen dürfen. Ein manchmal schnelles,

ein manchmal langsames Vorankommen. Klettern, Suchen, die Freiheit genießen. All dies ist für die Vorgeschichte nicht mehr modern genug –

Grandiose Sonnenuntergänge gehören natürlich dazu: Bound in Blood zeigt eindrucksvolle Panorama-Ansichten.

also rationalisiert man es einfach weg. Bei mir erreichte Bound in Blood nach den ersten Stunden deshalb vor allem eins: Ich bin so schnell wie möglich zurück in den Vorgänger geflüchtet! Auch der war nicht perfekt. Aber er war verdammt noch mal ehrlich. Vor allem war er aber authentisch.

Gringos und Latinos

Authentisch im Sinne Hollywoods, wohl gemerkt. Denn was in der Realität einst einfache Kuhtreiber waren, waren in Call of Juarez natürlich echte Männer! Männer mit Colts, mit vernarbten Gesichtern, mit schlechten Manieren und mit mehr Macho im Adrenalin als Blut in den Adern. Und was taten solche Typen? Sie lebten im Kugelhagel. Sie liebten die Gefahr. Sie zogen tödliche Shootouts an wie ihr Schweiß die Fliegen des staubigen Mexikos. Die Entwickler kennen die Klischees eines „Spiel mir das Lied vom Tod“ oder eines „Open Range“! Und sie haben jedem einzelnen davon einen Tempel eingerichtet – das gilt nicht nur für den Vorgänger, das gilt umso mehr sogar für Bound in Blood! Vor dem einem Altar beweisen die McCall-Brüder deshalb in knisternden High Noon-Duellen Nerven, vor einem anderen ballert Thomas, indem er einfach nur den Abzug kurz hintereinander zieht, vor dem nächsten Altar fluchen Gringos und Latinos so schmutzig wie der Dreck, den ihnen die schwarze Rauchwolke einer Dynamitladung ins Gesicht bläst. Verklärt, dreckig, einzigartig!