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Bravo Team (Shooter) – Kein bravouröser Auftritt

Nach Until Dawn: Rush of Blood und The Inpatient schickt Supermassive Games mit Bravo Team die nächste Exklusiv-Produktion für PlayStation VR hinterher. Doch statt Grusel-Achterbahn oder dramatischer Flucht aus einer Nervenheilanstalt versucht sich das Team jetzt an einem Taktik-Shooter, bei dem auch der Aim-Controller vom Staub befreit werden darf. Erlebt man einen packenden VR-Einsatz mit intensiven Feuergefechten oder wartet eine billige Schießbude mit Platzpatronen?

© Supermassive Games / Sony

Qual der Wahl?

Generell spielt die Wahl des Controllers eine entscheidende Rolle, wie gut sich die Terroristenjagd anfühlt: Genau wie bei Farpoint ist zwar das Nutzen des DualShock und dessen Bewegungssensoren grundsätzlich möglich, doch erst mit dem Ziel-Controller kommt bei den Feuergefechten zumindest im Ansatz Freude auf. Wären da nur nicht die massiven Probleme bei der Kalibrierung und beim Tracking, unter denen beide Steuerungsmethoden leiden. Dabei ist unter Umständen schnell der Punkt erreicht, bei dem das Zielen durch das Visier aufgrund der unsinnigen Positionierung der Waffe entweder gar nicht mehr funktioniert oder man sich unnatürlich verrenken muss, um die bösen Klon-Burschen überhaupt noch ins Fadenkreuz zu bekommen. Während man mit dem Sturmgewehr, der Shotgun oder Pistole zur Not noch blind feuern und zumindest Gegner in der Nähe erwischen kann, wird die mangelhafte Kalibrierung spätestens beim Einsatz des Scharfschützengewehrs zum gewaltigen Problem. Ich habe bisher selten ein VR-Spiel erlebt, bei dem die Erfassung von Waffe und Position so häufig verloren ging wie hier. Ob es vielleicht daran liegt, dass im Gegensatz zu FarPoint keine manuelle Kalibrierung beim Spielstart vorgenommen wird? Die Rekalibrierung mit Hilfe der Options-Taste trägt leider nicht zur Lösung des Problems bei und so hilft im schlimmsten Fall nur noch ein Neustart. Da Speicherpunkte rar gesät sind, muss man unter Umständen aber viele Passagen erneut meistern und kann nur beten, dass die Kalibrierung bis zum nächsten Checkpunkt halbwegs stabil bleibt. Ebenfalls unverständlich ist die Tatsache, dass man sich beim Spielen mit dem DualShock schrittweise um 360 Grad drehen darf, der Stellungswechsel mit dem Ziel-Controller aber auf eine 180-Grad-Drehung reduziert wird. Was soll diese künstliche

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Die Innenstadt gehört grafisch zu den ansprechenderen Schauplätzen innerhalb der kurzen Kampagne. © 4P/Screenshot

Einschränkung? Gut dagegen, dass man mit einem einfachen Knopfdruck zur vorherigen Deckung zurückkehren kann, wenn es an der aktuellen Position zu brenzlig wird.

Eins, zwei, vorbei

Hinsichtlich Umfang und Inhalt bleiben ebenfalls viele Wünsche offen: Schon nach etwa drei Stunden ist der Kurz-Einsatz beendet und neben der Kampagne wird lediglich noch eine Punktejagd geboten. Dort besucht man bereits bekannte Abschnitte erneut und darf den Multiplikator mit einer Serie an guten Treffern in die Höhe treiben. Mit gerade mal vier Waffentypen fällt das Arsenal allerdings enttäuschend klein aus und man sucht vergeblich nach Splitter- oder Blendgranaten, die auch dem Spielverlauf sicher mehr Schwung verliehen hätten. Gehört das nicht eigentlich zur Standardausrüstung von Spezialeinheiten? Außerdem vermisst man eine zerstörbare Umgebung oder Objekte wie explodierende Fässer, die das Fehlen von Granaten zumindest ansatzweise ausgleichen könnten.

Immerhin macht die Kulisse trotz Flimmerkanten stellenweise etwas her. Vor allem beim Besuch der Innenstadt gibt es ein paar schicke Ecken, auch wenn die Beleuchtung generell etwas matt wirkt, die Areale oft künstlich begrenzt sind und die Wahl an alternativen Routen entsprechend niedrig ausfällt. Innerhalb von Gebäuden oder eintönig gestrickten Abschnitten fällt es manchmal schwer, ein lautes Gähnen zu unterdrücken. Zudem springen hinsichtlich der Kollisionsabfrage immer wieder Fehler ins Auge, wenn die beiden Soldaten bei gleichzeitigen Positionswechseln wie Geister durch die Körper des jeweils anderen hindurch laufen oder Überreste von Feinden durch Absperrungen oder Wände hindurch ploppen. Der Ton geht vor allem beim Spielen mit Kopfhörern überwiegend in Ordnung, auch wenn er hauptsächlich aus einfachen Schussgeräuschen besteht und weitestgehend ohne Musik auskommen muss. Die Kommentare des KI-Kameraden wirken allerdings häufig dämlich und zufällig eingestreut. Wenn es aus dem Funk „Ich bin hinter dir“ krächzt, er aber weit vor mir steht, passt das nicht unbedingt zum Geschehen, sondern reißt eher raus.