Abgesehen davon übertrifft Borderlands 2 nicht nur seinen Ahnen, sondern ist ein großartiger Shooter in einer nahezu offenen Welt. Ich habe jedenfalls unverschämt viel Spaß mit diesem Spiel und lange darüber nachgedacht, ihm einen goldenen Orden anzustecken. Ich habe mich dagegen entschieden. Warum? Weil es sich Fehler leistet, die

mir immer wieder sauer aufstoßen. Ich rede nicht von seltenen Abstürzen, wenn der Host eines gemeinsamen Spiels nach einer Störung der Onlineverbindung den Rechner oder die Konsole neu starten muss – geschenkt. Ich kann auch über auf allen Plattformen spät ladende Texturen hinweg sehen oder darüber, dass mancher Gegner vor einer Wand stehen bleibt und ich einige Gegenstände aus verschiedenen Positionen einfach nicht auflesen kann – Kleinigkeiten.
Ich muss dem Abenteuer aber ankreiden, dass es verdammt behäbig in Gang kommt. Es dauert zähe Stunden, bis sich der Nachfolger von Borderlands 1.2 zu Borderlands 2.0 entwickelt, das betrifft sowohl den roten Faden der Erzählung als auch das eigentliche Spiel. Und wenn die aufregende Geschichte endlich Fahrt aufnimmt und die Gefechte anspruchsvoller werden? Selbst dann ziehen sich viele Passagen mit Kämpfen gegen immer gleiche Gegnergruppen – manchmal ist der perfekte Laberzock ein bisschen wie gemeinsames Kaugummi-Kauen. So bunt gemischt jede Feindwelle für sich genommen ist, so sehr wiederholen sich die Wellen Angriff um Angriff und manchmal ist mir das zu viel. Vor allem als Solist vermisse ich spielerische Abwechslung.
Kindergarten
Einen richtigen Fehltritt leistet sich das Abenteuer schließlich dort, wo es stark sein müsste: in den vielen Aufgaben abseits der Handlung. Was habe ich da für abgefahrene Geschichten erlebt! Und wie öde waren die Missionen – stellenweise eine halbe Stunde lang. Denn die Gegner passen sich nicht ausreichend dem Niveau meiner Schatzsucher an. Dadurch wird

eine aufregende Nebenmission schon wenige Stunden, sprich: Charakterstufen, später zum witzlosen Durchmarsch. In einem der erzählerisch unterhaltsamsten Aufträge konnte ich gefahrlos inmitten der Feinde stehen – wie kann so etwas passieren? Natürlich will ich die Auswirkungen meiner hart erarbeiteten Charakterentwicklung spüren; klar müssen frühe Aufgaben irgendwann spürbar leichter werden. Der Shooter im Kern des Rollenspiels muss aber auch in solchen Momenten noch Spaß machen! Und das tut er zu oft nicht mehr. Wenigstens in einem gewissen Verhältnis sollten sich die Gegner meinem Level anpassen.
Es sind ja nicht nur Kleinaufträge. Selbst einen als besonders mächtig eingeführten Boss hatte ich im Handumdrehen mit Links besiegt. Von einem ehrlichen Kampf konnte kaum die Rede sein. Nein, hier hat Gearbox das Rollenspiel einfach vergeigt; so macht es keinen Spaß. Frustrierend banale Momente sind zwar bei weitem nicht die Regel. Für einen Kleinanzeigen-Jäger wie mich häufen sie sich aber zu sehr, als dass ich darüber hinweg sehen könnte.