… Yasuke gibt volles Pfund aufs Maul
Falls das Schleichen mal daneben geht, dann muss der offene Kampf herhalten. Hier hopse ich mit Naoe über Feinde, pariere Angriffe und weiche vor allem aus. Viele Treffer verträgt die Ninja-Dame nämlich keineswegs: Zu Beginn des Abenteuers reichen schon zwei, drei Stiche aus und ich sehe den Todesbildschirm. Ubisoft vermittelt mir sehr deutlich, dass die direkte Konfrontation mit Naoe nicht ihr Weg ist.
Ganz anders funktioniert der zweite Protagonist: Yasuke ist zwar kein besonders guter Ninja, langt dafür aber ordentlich zu. Im Gegensatz zu Naoe kann er selbst auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad etliche Treffer einstecken, bevor er auch nur daran denkt, zu Boden zu gehen. Seine eigenen Schläge sind zudem von Wucht geprägt, weshalb Feinde nicht alle Angriffe von ihm parieren können.

Das Kampfsystem ist jedoch sowohl bei Naoe als auch Yasuke gleich: Es gibt leichte und schwere Angriffe, per Tastendruck weiche ich aus oder pariere. Darüber hinaus darf ich Spezialangriffe ausführen, sofern ich über genügend Adrenalin verfüge. Das Ganze spielt sich überraschend gut. Eine wirkliche Taktik wird in der Regel nicht benötigt, lediglich auf rote, blaue und gelbe visuelle Hinweise muss ich wie mittlerweile aus vielen Action-Rollenspielen gewohnt achten.
Im Vergleich zu Ghost of Tsushima und Rise of the Ronin fällt Shadows deutlich simpler aus, das sei gesagt. Trotzdem habe ich nach vielen Stunden noch immer meinen Spaß daran, die kräftigen oder eleganten Schläge auszuteilen, um die überaus brutalen Finishing-Moves begutachten zu dürften.
Das leidige Thema KI
Allerdings hat die KI hin und wieder ein wichtiges Wörtchen mitzureden: Sowohl während des Schleichens als auch in den Kämpfen sind mir mehrfach Aussetzer oder merkwürdige Verhaltensweisen aufgefallen, die mich stark an das 2024 veröffentlichte Star Wars Outlaws erinnern, welches ebenfalls von Ubisoft stammt. Einiges davon lässt sich unter Bug abstempeln, manch anderes wirkt jedoch gewollt.
Klar als Fehler zu erkennen sind die Totalausfälle der KI, wenn die Feinde auf einmal mitten im Gefecht gar nicht mehr reagieren. Im Test ist das drei- bis viermal vorgekommen, wodurch mein Gegenüber nur noch meine Schläge zu spüren bekommen hat. Da fühle ich mich fast schon ein wenig schlecht bei.

Im Stealth-Gameplay liegen die Schwachpunkte der KI hingegen an anderer Stelle. Mal realisiert sie nicht, wenn ich direkt neben ihr einen Kollegen erdolche, ein andermal lassen sich bis zu fünf Wachen mit Pfeifen in denselben Busch locken. Oft stört es sie nicht einmal, dass die Alarmglocke mit Karacho zu Boden geht. Auch passiert: Mit Sprengstoff gefüllte Vasen zum Explodieren gebracht, mehrere Wachen gleichzeitig erledigt, aber der Kumpane ein Haus weiter schläft weiter seelenruhig. Uff.