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ArmA 2 (Simulation) – ArmA 2

Armed Assault II (kurz ArmA II) möchte gerne die ‚ultimative Militärsimulation‘ im Fahrwasser von Operation Flashpoint sein und den Vorgänger übertrumpfen. Realismus, detailgetreue Waffen sowie Fahrzeuge, drastische Auswirkungen und ein beklemmend echt wirkendes Szenario gehören zweifelsohne zu den Stärken der Simulation. Doch die verfrühte Veröffentlichung nagt mit all ihren Schwächen an der Motivation, überhaupt in diesen Krieg zu ziehen.

© Bohemia Interactive / Peter Games

Fertig ist was anderes

 

Hinweis: Getestet wurde die ungepatchte deutsche Verkaufsversion.

Download: Patch 1.01 (97,0 MB)

 Unheilvolle Stimmung liegt in der Luft: Irgendwo in diesem Dorf könnten Gegner lauern. In jedem Strauch oder hinter jeder Ecke könnte ein Feind mit MG im Anschlag auf mich und mein Team warten. Wohl wissend, dass jeder Schuss der letzte sein könnte, schleiche ich mal geduckt, mal in der Hocke durch das in Dämmerlicht getauchte und zugleich

gespenstisch real wirkende Gebiet. Es ist ruhig, bis ein Kumpane über Funk brabbelt, dass er einen Feind erspäht habe und siehe da: Er hat recht! Mit einer Art Röntgenblick hat er zwei Gegner durch eine Hand voll Mauern entdeckt – und selbst als uns mehrere Geräusche hätten bloßstellen müssen, rühren sie sich nicht. Ich gebe die Schleicherei auf, begebe mich in direkte Sichtlinie und es geschieht nichts. Wirklich seltsam, trotzdem nutze 

ich dieses Fehlverhalten kompromisslos aus, wie es die Gegner auch tun würden – mit der Simulation des Krieges hat das nichts zu tun.

Die Sichtweite ist absolut phänomenal und nahezu alle Areale lassen sich erreichen. Insgesamt hinterlässt Tschernarussland einen sehr harmonischen und gespenstisch realen Eindruck.


Andere Baustelle: Mein Team

und ich liegen unter Feuer von diesmal äußerst gut agierenden Feinden, die geschickt in Deckung liegen und fleißig Sperrfeuer durch die Luft prasseln lassen. Ich werfe eine Granate zur Ablenkung, versuche einen Angriff zu starten, indem ich einige Meter aus der Deckung herauslaufe und – krachbumm, trifft mich ein Projektil aus heiterem Himmel. Mein Soldat sackt zu Boden und ruft um Hilfe – vergebens. Meine Kollegen schaffen es zwar, die Feinde auszuschalten, doch meine Hilferufe zur medizinischen Versorgung bleiben ungehört. Es bleibt mir nichts anderes übrig als die Mission erneut zu starten und wieder trifft mich ein Geschoss – verdammt, doch diesmal erhören mich die Kollegen. Warum nicht gleich so? Bei keinem anderen Spiel in der letzten Zeit habe ich mir so oft diese Frage gestellt und diese beiden kleinen Erlebnisse deuten nur an, dass die ambitionierte Militärsimulation mit den Tücken einer zu frühen Veröffentlichung zu kämpfen hat.

Bekannte Probleme?

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ArmA II ist nicht die technische Bug-/Absturz-Katastrophe wie es S.T.A.L.K.E.R.: Clear Sky beim Verkaufsstart war. Die schwerwiegenden Fehler liegen abseits der tollen Grafik eher im Missionsdesign, bei der Computerintelligenz und bei gewissen Schnitzern à la „Gegner erspäht“. Zudem will ich nicht hoffen müssen, dass ein Skript in der Kampagne reibungslos seinen Dienst verrichtet…

 Solltet ihr Armed Assault kennen, müsstet ihr jetzt ein Déjà-vu haben: Der Vorgänger war am Releasetag ebenfalls unfertig, weswegen es umso unverständlicher ist, warum wieder eine ‚kaputte‘ Fassung auf den Markt gekommen ist. Keine Frage, es ist eine große Herausforderung, ein möglichst fehlerfreies „Open World“-Game mit realistischen Militäranspruch (und demnach für eine kleine Zielgruppe) zu entwickeln, aber dies darf keine Ausrede für ungenügende Qualität in den Bereichen Performance, Stabilität, Computerintelligenz, Fehlerfreiheit und Missionsskripts sein. Klar möchte ArmA II mit der gigantischen Welt, den zahllosen Handlungsmöglichkeiten und Fraktionen für einen möglichst glaubhaften bzw. dynamischen Kriegsschauplatz sorgen, doch was nützt es, wenn die Hälfte fertig ist und der Rest nur ‚auf gut Glück‘ funktioniert.

Dass bei Armed Assault II einiges im Argen liegt, davon zeugt auch ein großer Beta-Patch am Releasetag – und im gleichen Atemzug haben die Entwickler weitere Updates angekündigt. Schade, dass sich die Geschichte des Vorgängers wiederholt, der dank zahlreicher Patches mittlerweile gut spielbar ist.