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Ar Tonelico Qoga: Knell of Ar Ciel (Rollenspiel) – Ar Tonelico Qoga: Knell of Ar Ciel

Mit dem dritten Ar Tonelico feiert die japanische Rollenspielsaga ihr Debüt auf der PlayStation 3. Einmal mehr wird gesungen, gestrippt und parodiert, dass sich die Balken biegen. Doch kann der schlüpfrige Klamauk auch spielerisch überzeugen?

© Gust / Tecmo Koei / NIS Europe

Charmante Psychospielchen

Was hingegen überzeugt, ist der zum Teil von getroffenen Entscheidungen abhängige Spielverlauf, der nicht nur verschiedene Enden parat hält, sondern auch den Weg dorthin mitunter deutlich verändert. Ein Highlight stellen auch wieder die Tauchgänge in die Seelen der Aoto begleitenden Reyvateil dar.

In den serientypischen Tauchgängen kann man ausrüstbare Elementargeister rekrutieren.

Oft erwarten einen hier zwar nur passive Dialog-Stafetten, die Aufschluss über Ängste und Hoffnungen der Heldinnen geben, aber es gibt auch die ein oder andere nette Überraschung: Mal übernimmt man eine Rolle in einer interaktiven Highschool-Soap, mal gilt es mit passender Truppenwahl einen Psychokrieg zu gewinnen und ein andermal ist man der Held eines Retro-Rollenspiels komplett mit nostalgischen Chiptunes, Textkämpfen und Capslock-Dialogen – einfach charmant!

Leider ist der Unterschied zur restlichen Inszenierung nicht allzu groß, denn in punkto Technik und Präsentation wirkt Ar Tonelico hoffnungslos veraltet. Die Charaktermodelle sind ungemein detailarm, die Animationen geradezu lachhaft und die Spielumgebungen völlig trist und steril. Die hin und wieder durchaus Interesse weckende Story wird fast nur über Standbild-Dialoge mit Portrait-Schablonen erzählt, die nicht einmal durchgehend synchronisiert wurden. Teils setzt die wahlweise englische oder japanische Sprachausgabe sogar mitten in einem Wortwechsel einfach aus. Zudem sind die englischen Texte oft sehr schlampig verfasst und eine deutsche Übersetzung hat man sich gleich ganz gespart. Keine Ahnung warum man dafür über 5 Gigabyte an Daten vor Spielbeginn zwangsweise auf die Festplatte schaufeln muss…

Private Peep-Show

Doch zurück zum Spiel. In den Seelentauchgängen, welche die begleitenden Reyvateils erst über sich ergehen lassen, wenn man in persönlichen Gesprächen genug Vertrauen gewonnen hat,

Auch beim Herstellen neuer Items oder Spezialangriffe braucht man die Unterstützung der Reyvateils.

findet man neben Einblicken die Psyche der Betroffenen auch immer wieder Hyuma genannte Elementargeister, mit denen sich die betroffenen Damen von persönlichen Stripshows flankiert ausrüsten lassen, um neue Lieder und damit verbundene Kräfte zu erlernen. Damit die Hüllen fallen und stärkere Hyuma genutzt werden können, müssen entsprechende Zuneigungsstufen erreicht werden. Hier helfen neben gemeinsamen Ereignissen und Gesprächen natürlich auch passende Geschenke.

Doch die Reyvateil können nicht nur singen und sich ausziehen. Sie gehen einem auch bei der Herstellung von Gegenständen zur Hand, wenn man im Besitz der nötigen Rezepte und Zutaten ist, die man bei seinen Streifzügen erbeuten kann. Auch neue Gesprächsthemen lassen sich an bestimmten Plätzen oder während Kämpfen einsacken.  Charakterpflege und -entwicklung sind zwar recht simpel gestrickt, aber durchaus motivierend – auch wenn die Häufigkeit der Stufenanstiege geradezu inflationäre Ausmaße besitzt. Da weit mehr geredet als gekämpft wird, gleicht sich das aber wieder aus und reinen Anime-Voyeuren wird’s sowieso egal sein…