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Age of Empires 3 (Taktik & Strategie) – Age of Empires 3

Es gibt Namen, die stehen seit Jahren für Qualität. Blizzard gehört dazu, BioWare gehört dazu und auch die Ensemble Studios haben sich seit Age of Empires (1997) einen Platz in der Liga der außergewöhnlichen Entwickler gesichert. Der Nachfolger Age of Empires II (1999) gilt noch heute als eines der besten Echtzeit-Strategiespiele überhaupt. Kann das Team um Bruce Shelley diese erfolgreiche Tradition mit dem dritten Teil fortsetzen?

© Ensemble Studios / Microsoft

Knapp an Waterloo vorbei

Die erste Mission sowie das unbefriedigenden Truppen-Management haben mich gewaltig geärgert. Und es hätte ein Waterloo für die Ensemble Studios sein können: Wäre es bei peinlichen Belagerungsmissionen und Formationsschwächen

In der Heimatstadtansicht verwaltet ihr eure Kartendecks.

geblieben, hätte ich dem Spiel selbst als großer Age-Fan nicht mal 75% gegeben. Es ist einfach unverständlich, dass man hier keine einheitliche Linie zeigt: Auf der einen Seite prächtiger Kanonenbeschuss, auf der anderen Seite peinliche Physikfehler und eingeschränkte Funktionen.

Trotzdem spiele ich AoEIII jetzt schon seit Tagen. Trotzdem unterhält mich das Spiel auf gutem Niveau. Woran liegt das? An vier wesentlichen Punkten. Fangen wir mit dem schwächsten an: Der Mauer- und Festungsbau ist erstens nicht der Kern des Spiels. Es geht eher um die zügige Sicherung von Schatz-, Handels- und Verbündeten-Punkten auf der Karte sowie um relativ offene Feld- bzw. Seeschlachten, in denen die automatisierte Aufstellung von Nahkämpfern vorne und Fernkämpfern hinten vor allem nach dem ersten Patch auch in gemischten Verbänden sehr gut funktioniert. Zweitens legt die KI in den freien Gefechten zu: In den Skirmish-Duellen zeigt sie ein klügeres und vor allem aggressiveres Verhalten, schleppt Kanonen herbei und beharkt gezielt eure Verbündeten. Allerdings enttäuscht sie auf der dritten Stufe noch mit erschreckender Passivität. Man sollte für spannende Erlebnisse mindestens auf der vierten Stufe spielen, denn der normale Schwierigkeitsgrad bietet für Kenner der Serie absolut keine Herausforderung. Drittens sieht das Spiel natürlich verdammt gut aus.

Schöne Neue Welt

In Neuengland taucht man in ein herbstliches Farbenmeer aus sattem Bordeauxrot, Rostbraun und Orange. Laub rieselt von schlanken Birken und Vögel jagen in Formation über den Himmel. Man scrollt sich durch eine herrlich belebte Landschaft, die mit natürlichen Höhenzügen, grasenden Hirschen und Biberhöhlen lockt. Ihr seid Wasserfetischisten? Schaltet alle Details auf Maximum und zoomt zum Strand: Die Brandung, der Sand, die Spiegelungen, die Wale, die Fische – da will man Urlaub machen.

Flora und Fauna des amerikanischen Kontinents werden exzellent und vielfältig abgebildet.

Und das Beste ist: Der zweite Eindruck ist auch wunderbar. Denn das war nur Neuengland. Es gibt noch Amazonien mit Dschungelflair, das schroffsandige Texas sowie ein Dutzend andere Karten mit eigener Flora und Fauna. Hinzu kommen erstklassige Animationen beim Stopfen der Musketen, beim Säbelhieb oder selbst dem Zusammenbrechen eines Pferdes – die Bewegungen bestechen sowohl beim Kampf als auch bei zivilen Arbeiten wie dem Holz hacken mit beeindruckender Natürlichkeit.

Wer befürchtet hat, dass das Spiel mit der dritten Dimension steriler aussehen könnte, darf also aufatmen: Die Designer haben ausgezeichnete Arbeit geleistet und ein überaus idyllisches Amerika gezaubert, das in all seinen geografischen Facetten sowie seiner Vielfalt im Tierreich auftrumpft. Das optische Highlight sind natürlich die Auswirkungen der neuen Physik-Engine, die Dächer und Mauern bröckeln und Soldaten wie Spielzeugpuppen durch die Luft fliegen lässt. Hobbyhistoriker müssen aufgrund des fehlenden Bereich- bzw. Kollateralschadens allerdings beide Augen zudrücken.