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Darksiders (Action-Adventure) – Darksiders

Erste Eindrücke können täuschen. Denn wer nur flüchtig auf Darksiders schaut, sieht nur einen weiteren Action-Prügler, der auf der  God of War-Welle mitreiten möchte. Und der  Hauptdarsteller Krieg will in seiner Hybris den griechischen Altmeister Kratos zum Duell fordern. Ein Kampf, der auch für den apokalyptischen Reiter eine Nummer zu groß scheint. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: Denn Darksiders ist der Beweis, dass auch bei Spielen eine Liebe auf den zweiten Blick möglich ist.

© Vigil Games / THQ Nordic / THQ / THQ Nordic

Die Welt am Abgrund

Wenn es nach der Fantasie von Comic-Zeichner Joe Madureira geht (X-Men, Battle Chasers), können wir uns von der Welt, wie wir sie kennen, verabschieden. In Darksiders ist sie der Schauplatz eines Kampfes zwischen den Dämonen der Hölle auf der einen sowie bis an die Zähne bewaffneten Engeln auf der anderen Seite. Und mittendrin steht Krieg, einer der vier apokalyptischen Reiter, die eigentlich nur dann gerufen werden, wenn das ominöse „Siebte Siegel“ gebrochen wurde. Oder aber, wenn beim Kampf von Dämonen und Engeln der seit Äonen währende Pakt nicht beachtet wird und der „Feurige Rat“ als Wachorgan seine Reiter als Exekutive los schickt.



Doch offensichtlich ist weder das eine noch das andere passiert: Dementsprechend verwirrt ist Krieg, als er sich alleine -ohne Pferd oder seine apokalyptischen Reitkumpane – in einer amerikanischen Metropole der Gegenwart inmitten des vermeintlichen Weltuntergangs wiederfindet. Er vernichtet Engel wie Dämonen gleichermaßen mit seinem Schwert Chaosfresser oder dezimiert in seiner feurigen Chaosform die Gegner, während um ihn herum die menschliche Bevölkerung panisch durch die Häuserschluchten läuft. Was ist da bloß los?

Apokalyptische Rache

Noch überraschter ist er allerdings, als er feststellen muss, dass ihm nahezu alle Fähigkeiten fehlen, als er schließlich dem Erzdämon Straga gegenübertritt. Was wiederum nichts gegen die Überraschung ist, dass er diese Auseinandersetzung nicht überlebt und der Feurige Rat ihn nach 100 Jahren wiederbelebt, um ihn seiner Strafe zuzuführen. Und zwar dafür, dass er die Apokalypse mit herbeigeführt habe, anstatt sie zu verhindern. Und dafür, dass er den Ehrenkodex verletzt habe.
Das kann Krieg nicht auf sich sitzen lassen. Er macht dem Rat einen Vorschlag: Er wird die wahren Schuldigen finden und sie bestrafen. Oder er wird bei dem Versuch sterben und der Rat kann sich darüber freuen, dass die Dämonen ihm die Arbeit abgenommen haben.

Und damit beginnt eine Reise, die Krieg in den Kampf gegen die schlimmsten Dämonen- und Engelsscharen schickt, bei der keine Seite eine weiße Weste und jeder etwas zu verbergen hat oder ohnehin seine eigenen Ziele verfolgt. Ähnlich wie Bayonetta spielt Darksiders mit

Krieg kann nicht nur seine Waffen aufrüsten, sondern hat auch zahlreiche andere Gimmicks und Fähigkeiten zur Verfügung, um seine Feinde zu bestrafen und die cleveren Rätsel zu lösen.
religiösen Themen, baut auf die dadurch entstehenden Assoziationen (z.B. Engel = Gut) und wirft sie dann über den Haufen. Egal ob Erzengel oder ein Stellvertreter von Belzebub höchstpersönlich: Man weiß nie, wem man trauen kann oder nicht. Und das macht neugierig!

Kleiner God of War

Doch gerade in der Anfangsphase ist vom gleichermaßen offenen wie klassischen Spielkonzept wenig zu sehen. Die ersten ein bis zwei Stunden kann man mit gutem Willen als ausführliches Kampftutorial bezeichnen, denn hier gibt es zu viel geradlinige Action. Action, die 

sich nicht nur durch einen sehr anspruchslosen Schwierigkeitsgrad anzubiedern versucht („Haben wir auch ja alle Einsteiger an Bord?“), sondern bei mir auch unwillkürlich Gedanken an einen gewissen Kriegsgott der Santa Monica Studios hervorruft.
Und das ist ein Vergleich, der Krieg nicht gut tut und dem er nicht standhalten kann. Sicher: Das Kampfsystem geht leicht von der Hand und die Finisher, die allesamt über einen simplen Knopfdruck auf die Kreis- bzw. B-Taste zu erreichen sind, machen einiges her.
Doch alles wirkt zu mager, zu anspruchslos: Wieso gibt es z.B. nur eine Taste für die Schwertangriffe und eine, um schwächere Gegner zu greifen oder die Finisher einzuleiten, die zwar brachial sind, an denen man sich aber irgendwann satt gesehen hat?

Hätte ich nach diesen ein oder zwei Stunden eine Wertungstendenz geben müssen, wäre Darksiders irgendwo im befriedigenden Bereich gelandet – ungeachtet der Technik, auf die ich gleich noch genauer eingehen werde und die vor allem auf der Xbox 360 mit Tearing stört.