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The DioField Chronicle (Taktik & Strategie) – Taktik-Rollenspiel zwischen Magie und Moderne

Mit The DioField Chronicle steigt ein neues Taktik-Rollenspiel in den Ring, das Fire Emblem, Final Fantasy Tactics und Co. die Stirn bieten will. Die Etrian-Odyssey-Veteranen Lancarse liefern Echtzeit-Kämpfe in einer Welt zwischen Magie und Moderne. Unser Test verrät, ob die Welt von DioField faszinieren kann.

© Square Enix /

Ein neues Japan-Rollenspiel

The DioField Chronicles ist ein Japan-Rollenspiel im Stile der altehrwürdigen Fire-Emblem-Reihe. In einem stark vom europäischen Mittelalter inspirierten, fiktiven Konflikt übernehme ich die Kontrolle über die Söldner-Truppe Blue Foxes, die ihre kriegerischen Dienste im Königreich Alletein auf der Insel DioField dem Meistbietenden zur Verfügung stellt. Über einen Kartentisch wähle ich Haupt- und Nebenmissionen, die auf eigenen Schlachtfeldern ablaufen, während ich meine Truppe über das frei begehbare Hauptquartier-Hub manage.

 

 

Während meine Krieger zunächst gegen Monster und Banditen zu Felde ziehen, Dorfbewohner schützen und Kirchen-Abgesandte eskortieren, braut sich am Horizont ein Sturm zusammen. Die auf dem Festland seit Jahren ineinander verkeilten Kriegsparteien des mächtigen Imperiums und der obligatorischen Widerstands-Allianz greifen nach den Rohstoffen von DioField – und mein Söldnertrüppchen findet sich im Laufe der Story plötzlich im Zentrum des Konfliktes wieder.

 

 

The DioField Chronicle mischt Fire Emblem mit Echtzeit-Taktik.


„Sind wir etwa die Bösen?“

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Am Kartentisch werden die taktischen Winkelzüge der Storymissionen geplant. © 4P/Screenshot
Die Handlung von Diofield ist zwar deutlich linearer als etwa die Geschichte von Fire Emblem: Three Houses, tatsächlich ist sie aber kaum weniger wendungsreich. Was als klare Gut-gegen-Böse-Geschichte beginnt, hat mich im späteren Verlauf oft genug mit seinen Aussagen bezüglich Demokratie, Gerechtigkeit und Gewalt überrascht. Spätestens wenn die eigenen, royalistischen Kämpfer mit gezogenem Schwert Aufständischen einer Demokratiebewegung gegenüberstehen, offenbaren sich so einige Grauschattierungen. Der Söldner-Chef Duke Hende ist außerdem längst nicht so väterlich-gutmütig wie erwartet – und selbst eigenen Gruppenmitgliedern darf man nicht vollständig über den Weg trauen.

 

 

Leider habe ich aber im Verlauf des Spiels im Grunde keinen Einfluss auf die Handlung. Die Missionen der sieben Kapitel sind strikt linear angeordnet und ich kann in Nebenmissionen zwar einige wenige Mitglieder für mein Söldner-Roster einsammeln, Entscheidungen kann ich aber auch hier nicht treffen. Viele wichtige Momente der Story erlebe ich zudem nicht selbst in Cutscenes oder auf dem Schlachtfeld, sondern werde mit Karteneinblendungen, Porträts und Gemälden abgespeist. Das ist zwar immer noch visuell recht ansprechend, entzieht mir aber den Einfluss auf das große Ganze, dessen Entwicklung ich oft nur aus dem Zuschauerraum beobachten darf.

 

Echtzeit-Taktik, JRPG-Style

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Das Hauptquartier der Blue Foxes kann frei erkundet werden. © 4P/Screenshot
Spielerisch setzt sich The Diofield Chronicle vor allem auf dem Schlachtfeld von Fire Emblem ab. Während sich Intelligent Systems auch bei Three Houses auf ein rein rundenbasiertes Kampfsystem verlässt, läuft der Kampf hier in pausierbarer Echtzeit ab. Ich bewege meine maximal vier Einheiten aus der Draufsicht über die Karte und gebe dabei Befehle zum Angriff, wähle Spezialattacken aus oder setze verbrauchbare Gegenstände ein. Jedes Mal, wenn ich einen Kämpfer aktiviere, pausiert der Kampf, sodass ich komfortabel Bewegungsrouten platzieren oder Angriffsbefehle erteilen kann.

 

Das System funktioniert gut und lässt spielend Flankierungsmanöver, die Bildung von Chokepoints oder vernichtende Spezialangriff-Kombos zu. Letztere werden über eine EP-Leiste limitiert, die mit aus toten Feinden ploppenden, farbigen Kugeln wieder aufgefüllt werden kann. Im Blick auf die Figurenpositionierung müssen die zerbrechlichen Fernkämpfer und Zauberer vor feindlichen Hieben geschützt und die Fieslinge für Extra-Schaden von hinten angegriffen werden. Für die völlige Vernichtung gibt es dann noch beschwörbare Riesenviecher wie den fliegenden Laser-Godzilla Bahamut, der einen ganzen Bereich mit einem mächtigen Energiestrahl einebnet. Alternativ stehen auch Buff-Beschwörungen zur Verfügung, die meine Truppe durch einen Geister-Hirsch heilen oder ihnen mittels Lava-Salamander stärkere Waffen verleihen.

 

Zusammengenommen fühlt sich der Kampf von The DioField Chronicle so wie ein solides, typisches JRPG mit wenigen Überraschungen an – nur eben aus der Vogelperspektive. Die Kämpfe sind zudem gut gebalanced – wenn man seine Charaktere levet und gut ausstattet, stößt man selten auf unüberwindbare Hindernisse. Am PC stört mich außerdem der Zwangs-Zoom bei der Verwendung des Fähigkeiten-Menüs sowie ein paar ungewohnte Tastenbelegungen. Insgesamt ist den Japanern von Lancarse aber eine überzeugende PC-Umsetzung der klar für Controller ausgelegten Bedienung gelungen – in diesem Genre nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit.