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Yakuza 6: The Song of Life (Action-Adventure) – Abschied von einer Legende

Nach etwa 40 Stunden war Kazuma Kiryu 100 Kilometer gelaufen – gegangen, wohl gemerkt, nicht gerannt. Denn mit Yakuza 6 hat Sega virtuelle Kulissen erschaffen, die so lebendig wirken, dass ich nicht einfach hindurch sprinten konnte, sondern jeden Augenblick wie die Reise an einen exotischen Urlaubsort genossen habe. Offiziell war es das letzte Mal, dass Kazuma die Hauptfigur seines eigenen Abenteuers war und im Test gehen wir ganz ohne Spoiler der Frage nach, wie gut ihm dieser Abschied gelungen ist.

© SEGA / SEGA

Herr Kiryu und sein Enkel

Wenn Kazuma in der kleinen Stadt Onomichi ankommt, gewinnt die neue Ruhe sogar eine noch größere Bedeutung, denn der beschauliche Ort könnte nicht weiter vom hektischen Treiben des schillernden Vergnügungsviertels entfernt sein. Auf den Stufen zwischen einer höher gelegenen Tempelanlage und der Brücke über eine Bahnanlage bestimmt beinahe dörfliche Idylle das Bild.

Was Herr Kiryu dort sucht? Den Vater seines Enkelsohns. Oder vielmehr: des Sohns von Ziehtochter Haruka, die von einem Wagen erfasst wurde, während sie das Baby im Arm hielt. Kazuma will herausfinden, ob es sich um einen Anschlag oder einen

PS4 und PS4 Pro – gibt es Unterschiede?

Yakuza 6 sieht auf Sonys Pro-Konsole  nicht nur etwas schärfer aus, es spielt sich auch besser. Das liegt vor allem an der spürbar besseren Bildrate, die auf der normalen PS4 unter Mikrostottern und Tearing leidet. Seltsamerweise füllt das Bild auf der technisch schwächeren Plattform zudem nicht das komplette Display aus.

Getestet wurde Yakuza 6 ausschließlich auf einer PlayStation 4 Pro. © 4P/Screenshot

Unfall handelte – wobei er selbstverständlich einem Komplott auf die Schliche kommt, das einmal mehr eine Intrige in einer Intrige in einer Intrige versteckt.

Und so vergehen etliche Stunden langweiliger Exposition, die mit guter Erzählung oder gar glaubhaften Charakteren nicht das Geringste zu tun haben…

Zwischen Pathos und Schlaftablette

Nein, für hochklassige Filmszenen steht die Yakuza-Serie schon lange nicht mehr. Ich kenne japanische Filme und mag viele deren Eigenheiten – ganz zu schweigen von Takeshi Kitano (Battle Royale, Hana-bi), der in Yakuza 6 nicht nur eine tragende Rolle spielt, sondern dessen virtuelles Alter Ego ihm verblüffend ähnlich sieht. Doch für meinen Geschmack übertreiben die Spieleregisseure einfach maßlos, wenn sie fast ausschließlich Tiraden ellenlanger Erklärmonologe mit teils absurdem Overacting inszenieren.

Brauchbare Charakterisierungen sucht man vergebens; Motive und Gefühlswelten werden stets wie abschließende Erkenntnisse ausgedehnter Therapiesitzungen und mit der Ernsthaftigkeit einer aufpeitschenden Motivationsrede

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Besonders Nahaufnahmen gelingen den Spieleregisseuren ausnehmend gut. © 4P/Screenshot

proklamiert, gerne unter plötzlich ausbrechenden Tränenbächen oder noch plötzlicher einsetzendem Gebrüll.

Frauen dienen in der komplett von Männern getragenen Geschichte ausschließlich als Stichwortgeber, Geiseln oder Erotikwerkzeuge, während die in Anzügen posierenden Primaten sich die Fresse polieren, um beste Freunde zu werden, sich später noch mal die Fresse polieren, um sich daraufhin sofort wieder zu vertragen und nach einem zünftigen Kaputtdreschen sogar umgehend den Mord am eigenen Vater verzeihen, woraufhin sich alle wieder unfassbar lieb haben.

Unerklärliche Peinlichkeiten würzen diese skurrile Mischung, ohne dass das wichtige Augenzwinkern des Regisseurs erkennbar wäre. Als Harukas Baby mehrmals wie ein Football umhergeworfen wurde, ist mir beinahe die Kinnlade auf den Boden gekippt – mir fehlen ehrlich gesagt die Worte, um diesen unsäglichen Quatsch auch nur im Ansatz treffend zu beschreiben.