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WRC 2 – FIA World Rally Championship (Rennspiel) – WRC 2 – FIA World Rally Championship

In den vergangenen Jahren hat Milestone mehrfach bewiesen, dass man bei regelmäßigen Fortsetzungen nur das Nötigste in die Weiterentwicklung investiert. Neben den Spielen rund um die Superbikes sind die Italiener seit 2010 auch exklusiver Inhaber der FIA WRC-Lizenz, doch bot die enttäuschende Rallye-Premiere aus dem letzten Jahr noch viel Potenzial für Verbesserungen. Hat man die Zeit sinnvoll genutzt oder bleibt Milestone seinem angekratzten Image treu?

© Milestone / Black Bean Games

Hoch lebe das Recycling

Ich mache es kurz und schmerzvoll: Mit WRC 2 bekommt man im Großen und Ganzen genau das, was schon letztes Jahr an Magerkost geboten wurde. Das fängt bei den langweiligen Menüs samt der furchtbaren Fahrstuhlmusik an, geht weiter über eine 1:1-Übernahme der Spielmodi bis hin zu den fiktiven Wertungsprüfungen der 13 Länder, die exakt den Pisten des Vorgängers entsprechen und damit auch untereinander bestimmte Abschnitte [GUI_PLAYER(ID=80062,width=400,text=Neue Saison, alte Probleme: WRC 2 leidet unter vielen Schwächen des Vorgängers.,align=right)]ständig wieder verwerten. Es ist schon eine Frechheit, was Milestone hier nach dem Copy & Paste-Verfahren in Sachen Streckenauswahl abzieht! Immerhin gibt es mit der Berlin Urban Rally einen neuen Schauplatz – eine so genannte „Special Stage“ -, in der man mit den Rallyewagen durch die abgesperrten Straßen der deutschen Hauptstadt rast.

Technik von vorgestern

Technisch kann WRC 2 im Vergleich zu seinem hässlichen Vorgänger zulegen und bietet jetzt vor allem auf dem PC mehr Details am Streckenrand sowie eine aufgepeppte Beleuchtung. Ist die Engine damit endlich in der Gegenwart angekommen? Nein! Auch WRC 2 wirkt mit seinen schwachen Texturen, kargen Landschaften, ständigen Pop-ups und detailarmen Wagenmodellen wie ein Spiel aus der letzten Hardwaregeneration. Zudem ist der Unterschied zwischen PC- und Konsolenversionen hier noch deutlicher als zuvor – vor allem dank der höheren Bildrate und Auflösung wirken die motorisierten Kämpfe gegen die Natur am Rechner viel runder. Auf dem Niveau der PC-Version müsste sich WRC 2 eigentlich auf den Konsolen präsentieren: Angesichts dieser detailarmen Grafik und mit nur einem Fahrzeug auf dem Bildschirm sind die 60 Bilder pro Sekunde das Minimum, was die Engine plattformübergreifend leisten müsste – aber Fehlanzeige. Zumindest läuft der Grafikmotor rund; nur auf dem PC kann es bei maximalen Einstellungen (inkl. V-Sync) zu Einbrüchen in der Bildrate kommen, was angesichts des Gebotenen ebenfalls ein Armutszeugnis ist. Immerhin hat man es geschafft, beim Durchfahren von Pfützen endlich Wasser auf die Windschutzscheibe prasseln zu lassen, obwohl die Darstellung  mit ihren paar Tröpfchen im Vergleich zu Kalibern eines Dirt 3 völlig billig wirkt.

Auch die Darstellung von Partikeln wie bei aufwirbelndem Staub enttäuscht, da sie selbst auf staubigen Pisten wie in Mexiko oder Australien kaum zur Geltung kommen. Da reißen auch die mitunter schicken Lichteffekte auf Strecken wie Finnland den Karren nicht mehr aus dem Dreck. Die schwachen sowie

Alle Teams & Fahrer der aktuellen Saison sind am Start - selbst die Dirt 3-Veteranen Kris Meeke und Ken Block.

Alle Teams & Fahrer der aktuellen Saison sind am Start – selbst die Dirt 3-Veteranen Kris Meeke und Ken Block.

schlecht abgemischten Soundeffekte tragen ebenfalls ihren Teil zur Enttäuschung bei. Es ist nicht nur so, dass viele Motoren wie Staubsauger klingen und einem das ständig gleiche Getriebe-Sample bei Schaltvorgängen schnell nervt – nein, in dem Getöse hörtman auf manchen Pisten im Cockpit tatsächlich noch das Zwitschern von Vögeln. Ist das zu fassen? Doch auch der wahlweise männliche oder weibliche Ko-Pilot gibt seine Richtungsanweisungen durch und fordert mich als Fahrer sogar zwischendurch immer wieder dazu auf, doch bitte etwas langsamer zu fahren (…auch wenn es gar nicht nötig erscheint). Dass er mit seinen Ansagen nicht immer richtig liegt und auch das Timing manchmal zu wünschen übrig lässt, ist angesichts der billigen Synchro-Qualität fast schon egal. Das gilt auch für die z.T. fehlerhaften Bildschirmanzeigen: Eigentlich sollte es so sein, dass schnelle Sektoren in der linken Anzeige grün unterlegt werden. Liegt man dagegen zurück, werden sie rot eingefärbt. Eigentlich. Denn oft genug kommt es vor, dass man trotz dem Ausbau seines Abstands fälschlicherweise eine rote Markierung verpasst bekommt. Eigentlich nicht so schlimm, wenn man für eine Mindestanzahl an grünen Abschnitten innerhalb der Karriere nicht mehr Bonus-Geld bekommen würde, das aufgrund der falschen Bewertung unter Umständen nicht ausgezahlt wird…