World of WarCraft Classic bringt das „alte Vanilla-WoW-Gefühl“ überraschend gut zurück – mit all den Stärken und den Schwächen. Der Ausflug in das bekannte Asbach-Azeroth fühlt sich im Vergleich zu Battle for Azeroth und vielen vorherigen Erweiterungen sehr entschleunigt an – und das schreibe ich als langjähriger und sehr erfahrener WoW-Spieler mit viel zu viel Ingame-Spielzeit. Manchmal muss man mehrere Minuten auf den Respawn eines Gegners oder eines Questgebers warten. Oftmals erkennt man schon, wo der Nicht-Spieler-Charakter in der Welt stehen müsste, denn dort sammeln sich bereits andere Spieler und bilden Gruppen, tauschen Gegenstände oder Buffen sich ungefragt gegenseitig.
Interaktion mit anderen Spielern
Bei sämtlichen Erweiterungen nach Wrath of the Lich King gingen diese Community-Interaktionen und die Spontangruppenbildung immer weiter zurück – einerseits weil die Spielmechaniken es zuließen, da mehrere Leute in unterschiedlichen Gruppen das gleiche Ziel angreifen konnten und die nötige Kommunikation untereinander dadurch wegfiel. Andererseits, weil der Respawn so stark aufgedreht wurde, dass neu gespawnte Gegner in der Regel mehrere Leichen ihrer selbst sehen konnten; irgendwie gruselig die Vorstellung.
Auf manchen Servern haben sich gar Warteschlangen aus Charakteren gebildet, damit alle Spieler der Reihe nach ihre Quests erledigen konnten.
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Verrückt und irgendwie einmalig. Abgesehen davon, dass man die ursprünglichen Quest-Designer heutzutage eigentlich bestrafen müsste, dass sie mit einer Begleitquest durchgekommen sind, die mehrere Minuten dauert und nur von einer Gruppe gemacht werden kann, während alle anderen in dem „Massen-Multiplayer-Online-Rollenspiel“ warten müssen. So war das damals. Wie gesagt: Stärken und Schwächen.
Die Spieler versuchen derweil das Beste daraus zu machen, obgleich es natürlich trotzdem Ninja-Looter, Trolle und Co. gibt. Auch ich habe einem Spieler eine Begleitquest vor der Nase weggeschnappt, obwohl sie brav gewartet hatten. Ich wurde danach freundlich darauf hingewiesen, wobei die Quest-Beschreibung gar nicht hergab, dass es eine Begleitquest war, die man besser in einer Gruppe machen sollte. Na ja, Strafe muss sein, dachte sich das Spiel und sorgte dafür, dass die Quest am Ende nicht abgeschlossen wurde, obwohl die Ziele eigentlich erfüllt waren. Aus Frust mussten dann einige unbeteiligte Furbolgs dran glauben …
Es ist auffällig, dass die Spieler in WoW Classic irgendwie stärker zusammenarbeiten und zusammenhalten. Das ist zwar nur eine Momentaufnahme, jedoch meine ich mich zu erinnern, dass es damals bei World of WarCraft vor 15 Jahren so ähnlich war, noch bevor irgendwelche Automatismen und vermeintliche Komfortoptionen die Interaktion zwischen den Spieler überflüssig gemacht haben.
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Gewöhnen muss man sich an überlange Laufwege, z.B. vom Norden in Darkshore bis in den Süden und zurück. Bei Sammelquests sind die Dropraten von Questgegenständen jenseits von Gut und Böse, was vor allem in Gruppen die Nerven strapaziert, denn der gewünschte Gegenstand kann stets nur von einem Gruppenmitglied erbeutet werden. 15 Minuten für eine Sammelquest sind keine Seltenheit.
Apropos Quests: Im Vergleich zu späteren Erweiterungen gibt es in WoW Classic nicht in allen Gebieten genug Quests für die Stufenaufstiege. Mein Zwerg musste Loch Modan z.B. verlassen, weil mittendrin die Quests aufhörten oder zu schwer wurden. Klar hätte man Grinden können, aber ohne Auftrag ist das nicht dasselbe. Alternative Orte gibt es hingegen reichlich in Azeroth, beispielsweise das stets überfüllte Westfall oder Darkshore, jedoch müsste man dazu erst über den großen Teich – und ist man zu Fuß unterwegs, ist die Welt wirklich groß.