Veröffentlicht inTests

Warhammer: Chaosbane (Rollenspiel) – Hack&Slay alter Schule

In den fast 25 Jahren, in denen man sich mit Videospielen im Warhammer-Universum von Games Workshop beschäftigen kann, wurde ein breites Spektrum an Genres abgedeckt. Doch eines war bislang nicht darunter: das klassische Action-Rollenspiel à la Diablo. Eko Software lässt euch jetzt in Chaosbane in traditioneller Manier Dungeons säubern, Beute sammeln und die Figur ausbauen. Ob das Warhammer-Hack&Slay den Platzhirschen gefährlich werden kann, klären wir im Test.

© Eko Software / Nacon / Bigben Interactive

Spätes Vergnügen

Apropos Inventar und Gegenstände: Natürlich fehlt in einem sich an Jäger&Sammler richtenden Hack&Slay die Beute nicht. Und die wird angemessen ausgeschüttet – sowohl was Qualität als auch was Quantität betrifft. Schade ist allerdings, dass man die Chance verpasst hat, die Spieler durch Gegenstände, die ein paar Stufen über dem Spielerlevel liegen, zusätzlich zu weiteren XP-Jagden zu motivieren. Bis auf ganz wenige Ausnahmen bekommt man Ausrüstung angeboten, die genau zu einem passt. Immerhin kann man versuchen, sich Boni über die zahlreichen Set-Möglichkeiten zu verschaffen, die sich übrigens über alle Seltenheitsstufen, aber dadurch auch mitunter verwirren. Einen Shop, in dem man sich neue oder zusätzliche Ausrüstung kaufen könnte, gibt es übrigens nicht.

Der Über- bzw. Ausschuss landet entweder in der Lagertruhe oder wird gegen Rufpunkte gespendet, die wiederum neue Boni freischalten können. Später darf man sogar jedes Teil seiner Ausrüstung mit den üppig ausgeschütteten Kristallen veredeln. Doch dieses Element, das sich stark auf die Charakterentwicklung und damit auf die Motivation auswirkt, wird ebenso wie der Baum mit Götterfähigkeiten etwas zu spät freigeschaltet, während man bis dahin zwar in einen angenehmen, aber dennoch oberflächlichen Spielfluss kommt. Und man wird bei den Experimenten mit den vierfarbigen Kristallen relativ allein gelassen. Zwar hat man im Normalfall genug Rohstoffe zur Verfügung, um seinen Schmiedehorizont über Trial&Error zu erweitern. Doch ein paar Erläuterungen, welche Auswirkungen die jeweiligen Farben haben, wären hilfreich gewesen. 

Technisch altbacken


[GUI_STATICIMAGE(setid=86038,id=92589304)]
Bei den mehrstufigen Bosskämpfen greift Chaosbane auf bekannte Elemente zurück. © 4P/Screenshot

Die Kulisse hat im Allgemeinen Schwierigkeiten, sich zu entfalten. Die Abschnitte, die man während der Kampagne durchläuft, wurden zwar alle von Hand designt und abgestimmt. Und mit einer Kanalisation, einer ausgebrannten, an Tristram erinnernden Kleinstadt, schneebedeckten Wäldern sowie einer leicht futuristisch angehauchten Portalwelt werden abwechslungsreiche Schauplätze angeboten. Doch letztlich nutzt man für jeden Schauplatz die immer gleichen Versatzstücke, die man auch für die zufallsgenerierten Bereiche der Zusatzmodi „Expedition“ oder „Reliktjagd“ nutzt – und das ist bereits mittelfristig zu wenig, zumal man auch keine Rätsel oder Fallen in den Arealen erwarten darf. Dass auf der eingeblendeten Karte die Übergänge zwischen den einzelnen „Räumen“ allzu deutlich sichtbar sind, unterstreicht das Baukasten-Prinzip zusätzlich, das viele Areale zu gleichförmig aussehen lässt.

[GUI_STATICIMAGE(setid=86038,id=92589288)]
Trotz interessanter Anätze schafft es die Kulisse nicht, sich von ihrer Baukasten-Architektur zu lösen. © 4P/Screenshot

Dem gegenüber steht eine angenehme Wucht der Kämpfe. Wenn man sich durch die Massen an Gegnern, Zwischen- und Endbossen schnetzelt, wobei es leider pro Areal viel zu wenige unterschiedliche Feindvarianten gibt, sortiert sich Chaosbane irgendwo zwischen Titan Quest und Diablo 3 ein. Blut spritzt und die Feinde werden in alle Richtungen weggeschleudert. Manche Gegner explodieren formschön, wobei man selbstverständlich nicht in deren Radius sein sollte, wenn man Schaden vermeiden will. Dazu kommen ordentliche visuelle Effekte und ein gelegentlicher Partikel-Overkill, der allerdings nur wenig dazu beitragen kann, die Gleichförmigkeit der Umgebungen ungesehen zu machen. Doch nicht nur hier fehlt Warhammer Chaosbane der Feinschliff – auch bei der Lokalisierung hat man nicht sauber gearbeitet: man ist nie vor Fehlern wie nicht übersetzten oder in der deutschen Variante mit französischen Texten gefüllte Einblendungen sowie  Zeichenwirrwarr bei Umlauten sicher. Ein Genre, das seine erste Hochphase auf PCs erlebte, wird hier in visueller Hinsicht zudem mit minimalen Grafikoptionen abgespeist. Man darf die Auflösung einstellen, V-Sync aktivieren und einen Fenstermodus auswählen. Weitere Anpassungsmöglichkeiten für Grafikdetails sind nicht vorhanden. Immerhin kann man die Steuerung ebenso an seine Wünsche anpassen wie bestimmte Anzeige-Elemente.