Und diese Unstimmigkeiten ziehen sich leider wie schon am PC durch das ganze Design. Der zu erforschende Technologiebaum ist zwar umfangreich, aber annähernd linear. Grundlegende Entscheidungen, die wie bei Civilization zu anderen Ergebnissen und damit frischen Spielerlebnissen führen, sucht man hier in der Forschung vergeblich. Auch die zahlreichen Waren und damit verbundenen Kreisläufe bleiben oberflächlich. Momente wie in der Anno-Serie oder Lethis: Path of Progress, wo man als Belohnung für eine ausufernde Warenkette mit einer neuen Gruppe innerhalb der Bevölkerung belohnt wird, die wiederum neue Annehmlichkeiten nach sich zieht, findet man hier ebenfalls nicht. Hier dienen die meisten Waren samt Weiterverarbeitung nur dazu, die Exporte und damit verbunden das Einkommen zu steigern. Zwar kann man auch bestimmen, dass Teile der Produktion in den heimischen Vertrieb gehen, doch Anteile kann man nicht festlegen, so dass man nicht einmal seine Bevölkerung „formen“ kann. Die Einflussmöglichkeiten sind dementsprechend gering und lassen sich nicht einmal vernünftig für einen politischen Wahlkampf nutzen. Zwar hat man die Möglichkeit, jeden einzelnen der nach wie vor staksig animierten Bürger auszuwählen und weitere Informationen über ihn einzuholen. Und man kann immer noch verschiedene Formen der Interaktion von Denunzierung bis hin zum Attentat nutzen, um sich Revolutionäre vom Hals zu schaffen. Doch vieles wirkt aufgesetzt, austauschbar oder nicht richtig mit dem Kern verbunden.
Zen-Republik
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Mitunter kommt es zwar zu militärischen Übergriffen vom Rebellen oder feindlichen Armeen, doch auch hier zeigt sich Tropico 5 als strategisches Leichtgewicht. Abgesehen davon, dass die um sich schießenden und Granaten werfenden „Strichmännchen“ bei Weitem nicht so viel hermachen wie die schicke Insellandschaft, hat man auch nur wenige taktische Optionen zur Verfügung, um Aufständen oder Invasionen zu begegnen. Man schickt seine Armee und hofft, dass die Militärmacht reicht – etwas anderes kann man kaum machen. Und von diesen Mankos wird natürlich auch das Online-Spiel beeinflusst, das bis zu vier Spieler kooperativ oder gegeneinander antreten lässt. Doch da der spielerische Kern mit seinem ruhigen, fast schon beruhigenden Aufbau und den sauberen wirtschaftlichen Verknüpfungen stimmt, halte ich mich dennoch gerne in Tropico auf. Zwar vermisse ich das Böse, quasi: das Diktatorische, mit dem die alten Serienableger überzeugten und damit teils Pate für Evil Genius standen.
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Doch wenn ich mich auf den Aufbau konzentriere und dabei die schwachen politischen Einflussmöglichkeiten oder die mangelnde Tiefe ausblende, gibt es Schlimmeres als Tropico 5, um einen hektischen Tag ausklingen zu lassen. Ich ertappe mich dabei, wie ich versuche, aus dem mir zur Verfügung stehenden Platz das Beste herauszuholen und die nicht vom Spiel verlangten kurzen Warenwege von mir aus zu optimieren. Und ehe ich mich versehe, ist doch wieder eine Stunde oder mehr ins Land gezogen. Allerdings lässt das Dasein als Diktator wie schon am PC viel Potenzial ungenutzt und präsentiert sich als schicke, aber brave Aufbau-Strategie ohne Tiefgang. Xbox-One-Spieler dürfen sich übrigens auf mehr Inhalte freuen, als in der PS-Plusversion für die PlayStation 4 zur Verfügung stehen: Sowohl im Sandkasten als auch im Mehrspieler-Modus stehen mehr Karten zur Auswahl bereit und neben der Hauptkampagne und der Mission „Der große Käse“ hat man hier auch mehr Zusatzinhalte zur Verfügung.