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The Walking Dead: Episode 4 (Adventure) – The Walking Dead: Episode 4

Was war das für ein dramatischer dritter Teil! Eine emotionale Achterbahnfahrt für alle, die zusammen mit Lee um jeden Tag kämpfen. Einige sind komplett ausgerastet, es gab Verräter und Mörder, man musste schreckliche Entscheidungen treffen. Aber neue Gefährten und die Aussicht auf Rettung haben die Gruppe schließlich in die Stadt Savannah gebracht. Findet man in The Walking Dead: Episode 4 tatsächlich ein Boot und Clementines Eltern? Wir haben im Test danach gesucht.

© Telltale Games / Telltale Games

Leben oder sterben? Man hat es in der Hand…

Leben und Tod gehören zum Alltag: Hier kämpft Kenny um Zentimeter...
Leben und Tod gehören zum Alltag: Hier kämpft Kenny um Zentimeter… © 4P/Screenshot

Hinzu kommen Dialoge, die auch über kleinere Fragen grübeln lassen: Soll man jemanden überzeugen, die Wahrheit zu sagen, obwohl er sich damit in Gefahr begibt? Soll man Clementine eher Hoffnung machen oder sie desillusionieren? Gerade das Verhältnis zu diesem kleinen Mädchen steht in dieser vierten Episode noch stärker im Vordergrund als sonst. Spielerisch dramatischer wird es, wenn man über Leben und Tod entscheiden muss – man kann Gefährten im wahrsten Sinne des Wortes einfach fallen lassen. Schön ist, dass Telltale nicht nur weitere interessante Charaktere einführt: Eine toughe Alleingängerin, einen greisen Arzt, eine krebskranke Frau. Außerdem ist da ja das bedrückende Geheimnis, das sich hinter dieser Stadt verbirgt – der Mann am Funkgerät war nur der Anfang. Wo und wer sind die Menschen, die sich hinter Leichenbergen verschanzen?

So angenehm das Adventure erzählt wird: Nach vier Episoden macht sich auch eine gewisse Ernüchterung breit – die Offenheit ist mehr Schein als Sein. Leider gelingt es Telltale Games nicht immer, die nötigen Konsequenzen mit den Entscheidungen durchzuziehen oder überhaupt welche anzubieten. Aber wenn sie es tun, was in dieser Episode vor allem gegen Ende so intensiv passiert, dass man schockiert Luft holen muss, dann liebt man dieses Abenteuer wieder für diese wichtigen Impulse, die es dem Adventure auf erzählerischer Ebene verleiht.

In den heiklen Gespräche hat man allerdings nicht immer den Einfluss und schon gar nicht die Zeit für Argumente und damit rhetorische Überzeugung, die man sich wünschen würde – im schlimmsten Fall laufen drei Antworten auf dasselbe hinaus. Auch wenn das nicht die Regel ist: Da könnten sich die Entwickler noch eine verschachtelte Scheibe bei BioWare abschneiden.

Tolle Dramaturgie, enges Spielkorsett

Hinter jeder Ecke lauert die Gefahr, die man in Reaktionstests überwinden muss.
Hinter jeder Ecke lauert die Gefahr, die man in Reaktionstests oder in Echtzeit per Schusswaffe überwinden muss. © 4P/Screenshot

Außerdem wirken nicht alle Aktionsmöglichkeiten plausibel: Warum verbarrikadieren sich die Leute nicht, obwohl einen Flur weiter Zombies schlurfen? Warum kann Lee an einer Stelle nicht entscheiden, Clementine mitzunehmen, obwohl er verdammt gute Gründe hätte? Es gibt viele kleine Dinge, die einem nicht plausibel erscheinen. Öfter als einem lieb ist, wird man doch in ein lineares Korsett gepresst.

Das Szenario besteht mal wieder aus recht kleinen Arealen, in denen man abseits der wichtigen Gegenstände kaum etwas entdecken, kaum mal etwas am Rande erfahren kann. Das, was man erfährt, z.B. über die seltsamen Leute in Savannah, ist dann wiederum gut ausgearbeitet – inklusive kleiner Andeutungen, vager Mutmaßungen und krasser Rückblicke über Videokassetten. Hier spielt Telltale seine erzählerischen Stärken aus.

In Savannah gibt es einiges zu sehen. Man ist in der verbarrikadierten Stadt unterwegs, mit vielen Leuten in einer Schule, auch mal alleine mit Lee in einer Kanalisation. Dort gibt es zwar eine stimmungsvolle Schleich- und Rätseleinlage, diese fordert allerdings kaum, weil die Lösung so linear angelegt ist – man findet immer das Richtige zur rechten Zeit. Schade ist auch, dass man bei der Planung der taktischen Vorgehensweise keinen Einfluss hat, als es darum geht, wer welches Zubehör für das Boot beschafft. Es gab diesmal zwar keine krassen technischen Aussetzer wie jene schweren Grafikbugs im dritten Teil, aber man muss weiterhin mit gelegentlichem Stottern oder kleinen Tonproblemen leben. Diese unsaubere Präsentation muss Telltale endlich mal in den Griff kriegen.