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The Walking Dead: Episode 4 (Adventure) – The Walking Dead: Episode 4

Was war das für ein dramatischer dritter Teil! Eine emotionale Achterbahnfahrt für alle, die zusammen mit Lee um jeden Tag kämpfen. Einige sind komplett ausgerastet, es gab Verräter und Mörder, man musste schreckliche Entscheidungen treffen. Aber neue Gefährten und die Aussicht auf Rettung haben die Gruppe schließlich in die Stadt Savannah gebracht. Findet man in The Walking Dead: Episode 4 tatsächlich ein Boot und Clementines Eltern? Wir haben im Test danach gesucht.

© Telltale Games / Telltale Games

Mysteriöser Mann, rettendes Schiff

[GUI_PLAYER(ID=98107,width=400,text=Die Gruppe um Lee und Clementine erreicht die Stadt Savannah. Gibt es dort Hoffnung?,align=right)]Diese Fragen wird der Test natürlich nicht beantworten, aber sie fassen die Motivation der numerisch und psychisch ausgezehrten Gruppe zusammen. Am Ende des dritten Teils meldete sich ein mysteriöser Mann über Funk bei Clementine: Was will er von ihr? Wieso lockt er sie in die Stadt? Und was hatte sie mit ihm besprochen? Nicht nur das treibt den ehemaligen Geschichtslehrer Lee mit all den anderen nach Savannah, sondern auch die Aussicht auf ein Boot – vor allem der ehemals hartgesottene, aber jetzt am Ende seiner Kräfte scheinende Kenny setzt alles darauf, über den Fluss zu verschwinden. Aber irgendwas in seinen Augen macht einem Angst…

Also schleicht die psychologisch verunsicherte Gruppe mit den neuen Gefährten in diese Stadt: Die misstrauische Christa und ihr Freund Omid, der schwer am Bein verletzt ist; hinzu kommt der kauzige Chuck, der sich bisher als Landstreicher durchschlug. Neben Kenny, Lee und Clementine ist auch noch der schlaksige, ewig depressive Ben dabei. Und sie alle haben gute Gründe, sich vorsichtig zwischen den Gassen umzusehen. Denn obwohl die Stadt zunächst leer scheint, läuten plötzlich Kirchenglocken fast à la Resident Evil 4 und die ersten Zombies schlurfen heran. Gibt es hier eine morbide Sekte? Oder hat man sie in eine Falle gelockt?

Über Kimme und Korn zielen

Clementine ist immer noch auf der Suche nach ihren Eltern. In Savannah muss Lee schwere Entscheidungen treffen...
Clementine ist immer noch auf der Suche nach ihren Eltern. In Savannah muss Lee schwere Entscheidungen treffen… © 4P/Screenshot

Es bleibt nicht viel Zeit zum Überlegen, schon ist man mittendrin in einem Abenteuer, das die ruhigen Momente erneut sehr gut mit den hektischen verbindet, die schließlich über Leben und Tod entscheiden: Lee muss über Kimme und Korn aktiv zielen, um die Untoten zu treffen, was aber meist direkt zum Kopfschuss führt. Man gerät dennoch in Panik, wenn man plötzlich mit einem Bein in einer Treppe feststeckt oder Türen gegen den Andrang dutzender Fratzen verriegeln muss – wer hätte gedacht, dass Telltale mal Capcom das Fürchten lehrt. Auch in diesem vierten Teil sind die Schussgefechte und Reaktionstests trotz der mitunter gelungenen Schockwirkung recht einfach zu meistern.

Aber sie tragen zur Spannung bei, denn man kann sich auch in den entspannten Phasen nie sicher sein, dass nicht doch noch etwas passiert – so behält man das Gamepad selbst in Gesprächen in der Hand. Und diese stillen Situationen sind mal wieder die große Stärke: Es gibt viele emotionale Momente, die davon leben, dass die Kamera die traurigen oder verzweifelten Gesichter einfängt, dass sie auch mal länger eine Phase der Trauer begleitet und nicht nur voll auf das Grauen draufhält – auch davon gibt es genug, wenn Schädel knirschen oder Kadaver in der Gruppe für Brechreiz sorgen. Trotzdem geht es Telltale nicht um eine Aneinanderreihung von Schock und Ekelhaftem – dieses Adventure ist im Vergleich zu den expliziten Comics von Kirkman, in denen Sex und Gewalt in ganz anderen Dimensionen eskalieren, eher harmlos. Aber hier wirken die Charaktere auch deshalb glaubwürdig, weil sich die Regie die Zeit nimmt, wirklich alle menschlichen Facetten zu zeigen. Und die lassen einen in diesem Spiel genauso wenig kalt wie im Comic.