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The Longing (Adventure) – 400 Tage warten

Ein schlafender König, sein Diener und die unendliche Dunkelheit des
Berges. The Longing ist ein ungewöhnliches Idle-Adventure von
Studio Seufz und Application Systems Heidelberg, das Spieler mit dem
konfrontiert, was sie häufig am wenigsten haben: Geduld. Nach dem PC-Release vor etwas mehr als einem Jahr, ist nun am 14. April die Switch-Version erschienen. Wie sich das ungewöhnliche Experiment auf der Nintendo-Konsole macht, zeigt der Test.

© Studio Seufz / Application Systems Heidelberg

Die Entscheidung liegt bei dir

Nach 198 Tagen und 80 Stunden Spielzeit habe ich das Idle-Adventure beendet und mich für die Freiheit entschieden. Dabei habe ich das Warten gelernt, denn es passierte immer wieder für lange Zeit nichts. Glücklicherweise lief die Zeit auch weiter, wenn das Spiel geschlossen war. Somit besteht auch die Möglichkeit, das Spiel zu starten, 400 Tagen abzuwarten und dann den König zu wecken. Doch die Neugier ist einfach zu groß gewesen, was einen in dieser Welt erwartet und welche Möglichkeiten sie bietet.

Dabei ist The Longing genau das, was es vermutlich sein will: eine ungewöhnliche Spielerfahrung. Nicht viele Spieler werden den Reiz verstehen, 400 Tage lang in Echtzeit ein so langsames und teilweise ereignisloses Spiel erleben zu wollen. Es gibt keine filmreife Action, keine Abkürzungen, kein „mal eben schnell“. Wenn das Moos sieben Tage Zeit zum Wachsen braucht, dann braucht es sieben Tage Zeit zum Wachsen. Auch gibt es immer wieder kleine Rätsel, die Wege und wichtige Gegenstände freigeben, die nicht nur Zeit benötigen, sondern auch Grips und glückliche Zufälle.

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Schatten wartet darauf, dass sich ihm neue Wege eröffnen. © 4P/Screenshot
Dem Frust so nah

Nicht nur einmal spielte The Longing mit meiner Frustrationstoleranz. Einige Male war der richtige Weg so versteckt, dass ich ihn partout nicht fand und Tage vergingen, in denen jeder Versuch weiterzukommen scheiterte. Oder ich verpasste den richtigen Augenblick, um in Aktion zu treten, weil ich mich während der Wartezeit mit anderen Dingen beschäftigte. Ungeduldige Spieler werden hier an ihre Grenzen stoßen. Doch auch das kann für manche Leute eine interessante Erkenntnis sein oder ein guter Grund, um als Spieler neue oder andere Erfahrungen zu machen. Andere werden es jedoch nur als pure Langeweile empfinden.

Steuerung auf der Nintendo Switch

Die meisten werden wohl den Handheld-Modus der Switch verwenden, denn das Idle-Adventure ist für das Spielen nebenbei ausgelegt – also perfekt beim Serien bingen oder Podcasts hören. Dabei wurde die Steuerung auf der Switch gut gewählt. Während ihr mit dem linken Stick den kleinen Schatten im Schneckentempo direkt von A nach B befördert, könnt ihr mit dem rechten Stick die „Greifhand“ bewegen. Durch einen Doppelklick auf A kann Schatten so auch längere Strecken zurücklegen, ohne dass der Joystick durchgedrückt werden muss. Auch die Eingabe über das Touch-Display funktioniert, braucht aber manchmal etwas Fingerspitzengefühl. Schatten startet sonst auch schon mal in die richtige Richtung, dreht dann aber plötzlich um. Nach und nach legt ihr Shortkeys für besondere Orte an, auf die ihr dann mit Y zugreift und die das gemächliche Bewegen im Höhlenlabyrinth vereinfachen. Etwas irritierend ist die Vibration der Switch beim Öffnen von Türen. Macht ihr eine Tür auf, kann das schon einmal länger dauern. Sehr viel länger. Wer nicht möchte, dass seine Switch dann für zwei Stunden durchvibriert, sollte mit Schatten den Raum verlassen oder das Spiel schließen. The Longing läuft dann natürlich auf der Switch im Hintergrund weiter.

Ein kleiner Tipp zum Schluss


Meine Erfahrung zum Spielende behalte ich aus Spoiler-Gründen natürlich für mich. Nach dem Ende wollte ich jedoch das Spiel noch einmal starten, doch der Endbildschirm blieb sowohl bei Neustart als auch Neuinstallation bestehen. Und wieder lautet die Antwort: Geduld.

Zwar wäre ein einmaliges Spielerlebnis mit einer endgültigen Entscheidung ein passendes und konsequentes Ende für diese Art Spiel gewesen. Trotzdem war ich froh, dass nach einiger Wartezeit endlich die Möglichkeit erschien, das Spiel zurückzusetzen. Der Publisher meinte dazu, dass sie kein „Wegwerfspiel“ erstellen wollten. Eine gute Entscheidung, wenn man auch an den Preis von 14,99 Euro denkt.
  1. Ich werde mir das Spiel auf Steam mal holen und es dann alle Tage mal spielen, bis dann nächstes Jahr irgendwann. :D
    Finde ich mal interessant. Trotzdem frage ich mich warum es das Game nicht für Android / iOS Game, hört sich wie gemacht für ein Mobile Device bzw. für Tablet an. Komisch.

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