Wehende Haare
Die Animationen hinterlassen einen zwiespältigen Eindruck: Die neuen Recken (allen voran Steve) bewegen sich fantastisch und extrem flüssig, Vertreter der alten Garde (besonders Nina) scheinen überhaupt keine Überarbeitung bekommen zu haben, und agieren teilweise sehr abgehackt. Doch das ändert nichts an der sonstigen Qualität der Figuren-Optik: Die Kämpfer sind meist fantastisch modelliert, sehen nicht mehr so nach Plastik aus wie noch in Tekken Tag Tournament, haben exzellente Gesichtsanimationen und schön wehende Haare – Paul und Hwoarang waren übrigens scheinbar beim Frisurenberater und präsentieren sich auf Wunsch mit Kurzhaarschnitt (Hwoarang) oder hängender Matte statt Turmfrisur (Paul). Allerdings stellt sich schon die Frage, welche Drogen im Spiel waren, als das Charakterdesign für Heihachi im Finalkampf entworfen wurde, oder wie der immer befremdlicher aussehende Yoshimitsu auf einmal zu Insekten-ähnlichen Flügeln kommt.
Render-Wahn
Tekken Tag Tournament war auch deshalb eine Enttäuschung, weil es (bis auf den Abspann der Endgegnerin) überhaupt keine der legendären Namco-Renderfilme als Belohnung nach dem Kampf spendierte. Tekken 4 macht Gott sei Dank nicht den selben Fehler – ganz im Gegenteil: Für jeden Kämpfer gibt es mindestens eine, teilweise sehr lange Endsequenz, deren Qualität von »solala« (Paul) bis »an Coolness kaum zu überbieten« (Marduk) reicht. Technisch sind die Filme solide bis sehr gut, bieten aber keinen Aha-Effekt wie noch beim dritten Teil. Dafür bekamen manche Figuren (wie Hwoarang) gleich mehrere Abspänne spendiert. Die führen die Story sehr schön weiter und dienen, wie beispielsweise bei Bryan Fury, als Vorgeschmack auf künftige Erzählungen. Im krassen Gegensatz dazu bestehen die Charaktervorstellungen aus mittelmäßigen Bildern im Manga-Stil, die von guter englischer Sprachausgabe erläutert werden.
Leider haben die Renderfilme einen gewaltigen Nachteil: Sie harmonieren nicht immer mit dem Spiel. Beispielsweise hat Eddy als nebensächlicher Bonuscharakter immer den Abspann von Christie, was wenig Sinn macht. Aus Violet wird aus Script-Gründen im Endkampf auf einmal Lee, Hwoarang trägt im letzten Level auf jeden Fall seinen Taekwondo-Anzug, egal was er vorher anhatte, Jin Kazama wird auch zwangsweise umgekleidet – das ist nicht störend, wirkt aber inkonsequent.