Die Situation hat mich oft an Zombieland erinnert. Im Kult-Streifen von Ruben Fleischer raufen sich die Überlebenden zunächst ebenfalls eher widerwillig zusammen, hauen sich sogar gegenseitig übers Ohr, bevor sie sich am Ende gemeinsam als Freunde durch die Zombie-Apokalypse schlagen. Und noch eine Gemeinsamkeit: Bei all dem Witz geht es sowohl im Film als auch hier teilweise ganz schön herb und blutig zur Sache. Pandora ist zwar weit von einem Endzeit-Szenario entfernt und es entstehen mehr Parallelen zum futuristischen Western-Universum im Stil von Firefly, doch ist es Telltale in Zusammenarbeit mit 2K hervorragend gelungen, das von Cel-Shading geprägte Artdesign der Vorlage einzufangen. Angefangen bei den Figuren über die Kulisse bis hin zur Präsentation von Info-Fenstern nach dem Scannen: Hier wird sofort klar, dass man in der Welt von Borderlands gelandet ist!
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Spielerisch halten sich die Gemeinsamkeiten dagegen erwartungsgemäß in Grenzen, denn statt Shooter, Looten und Koop-Spaß ist der Tales-Ableger ein weiterer typischer Vertreter, wie man ihn von der Telltale-Schmiede kennt. So warten in „Actionsequenzen“ wieder viele Reaktionstests und Knopfgehämmer, während man sich in Dialogen unter Zeitdruck für eine Antwort entscheidet und dadurch auch den Verlauf der Handlung beeinflussen soll. Bisher lässt aber genau das noch zu wünschen übrig: Zwar kann man je nach Laune den egoistischen Arsch raushängen lassen oder mehr auf Teamgeist setzen, doch die wirklichen Auswirkungen auf Taten und Worte wird man wohl erst in den kommenden Episoden der auf fünf Folgen angelegten Staffel zu spüren bekommen. Wie gewohnt bekommt man am Ende wieder eine Übersicht über die getroffenen Entscheidungen sowie den Vergleich, wie die anderen Spieler mehrheitlich agiert haben.
Mehr interaktive Graphic Novel
Zudem bleiben die Entwickler auch in anderen Bereichen ihrer Design-Philosophie treu: Die Areale sind alle sehr klein angelegt, so dass Erkundungsreize ausbleiben. Auch hinsichtlich der Spielzeit orientiert man sich am Episoden-Umfang eines Walking Dead oder den Ausflügen nach Fabletown, so dass der finale Cliffhanger bereits nach etwa zwei Stunden erreicht wird. Rätsel spielen ebenfalls wieder nur eine untergeordnete Rolle und sind ähnlich anspruchslos wie die Reaktionstests, die auch der Durchschnittsspieler problemlos meistern dürfte. In einem Abschnitt muss man z.B. auf der Suche nach einem Schlüssel diverse Figuren in ihren Vitrinen scannen. Stellt man sich dabei zu dumm an, löst der Begleiter „ganz zufällig“ eine kleine Kettenreaktion aus und der gesuchte Schlüssel landet direkt
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vor meinen Füßen. Nein, von Anspruch kann hier keine Rede sein. Doch dafür unterhält die Geschichte zum Glück umso mehr.
Klasse Besetzung
Die hervorragend ausgewählten englischen Sprecher tragen ihren Teil dazu bei – allen voran Troy Baker in der Rolle von Rhys, der zuvor schon als Joel in The Last of Us sein Talent unter Beweis stellte, zuletzt Pagan Min in Far Cry 4 seine Stimme lieh und nächstes Jahr auch als Revolver Ocelot in Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain zu hören sein wird. Weitere professionelle Sprecher, darunter auch Nolan „Nathan Drake“ North, runden die gelungene Besetzung ab.
Schade nur, dass man wie schon bei der Veröffentlichung von The Wolf Among Us vorerst noch auf deutsche Untertitel verzichten muss. Bisher ist der Borderlands-Ableger ausschließlich auf Englisch erhältlich und da die Figuren in den Dialogen teilweise ein ordentliches Tempo vorlegen und oft mit umgangssprachlichen Begriffen um sich werfen, sollte man schon halbwegs fit sein oder sich optional die englischen Untertitel einblenden lassen. Ärgerlich, dass man gegen Ende im Rahmen einer aufregenden Verfolgungsjagd die Tonabmischung etwas vergeigt hat und die Stimmen im Soundeffekt-Gewitter zu sehr untergehen.