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Styx: Master of Shadows (Action-Adventure) – Kleiner Goblin, großer Schleicher

Kennt ihr das Rollenspiel „Of Orcs and Men“ von Cyanide Studio? Nein? Egal, müsst ihr auch nicht. Mit „Styx: Master of Shadows“ inszenieren die Franzosen diesmal klassische Stealth-Action, die in derselben Fantasywelt spielt. Ihr schlüpft in die giftgrüne Haut eines alten Bekannten – natürlich die des namengebenden Attentäters Styx. Und der miese Goblin plant den ganz großen Coup. Mehr dazu im Test.

© Cyanide Studio / Focus Home Interactive

Ins Zentrum der Macht

Wer das Herz des Weltenbaums stehlen will, muss sich etwas einfallen lassen. Nicht nur, weil man als Goblin viel kleiner ist als all diese Menschen und Elfen. Sondern vor allem, weil aus dem Baum auch noch etwas sehr Wertvolles tropft, mit dem man das Volk unterjocht: Goldharz. Und das wird natürlich gut beschützt. Nach dieser Droge lechzen sie scheinbar alle. Vor allem die Menschen erliegen immer mehr dem trügerischen Rausch. Wieviel würde man wohl bekommen, wenn man die Quelle selbst besitzt? Diese Gier inspiriert einen Goblin zu einem waghalsigen Plan.

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Styx: Master of Shadows inszeniert klassische Stealth-Action in einer düsteren Fantasywelt. © 4P/Screenshot

Zwar erinnert diese dekadente Steampunk-Fantasy mit ihren Konflikten an Dishonored oder Thief, und man schmunzelt angesicht einiger hundsgemeiner Kommentare sowie zynischer Spitzen. Aber es gibt nur einen sehr bescheidenen Charakteraufbau abseits des Protagonisten, keinerlei interessante Antagonisten, nur schwache Mimik sowie Gestik. Die gesellschaftlichen Hintergründe werden in der weitgehend sterilen Spielwelt zwar angedeutet, die Story wird jedoch nur in halbgaren statischen Zwischensequenzen inszeniert – großes Kino ist heutzutage anders. Aber es bleibt doch ein gewisser Charme. Und alle zwei Minuten ein herrlich misanthropischer Spruch.

Kleiner Mann, großes Ziel

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Der Goblin kann nicht nur meucheln, sondern auch richtig gut klettern. Die Kulisse ist auf allen Systemen ansehnlich, auch wenn sich kleinere Grafikprobleme und Ruckler einschleichen (PS4).. © 4P/Screenshot

Selbst wenn die Produktionsqualität – vor allem im Vergleich zu Dishonored –  in Sachen Regie, Artdesign und Inszenierung etwas zu wünschen übrig lässt, bekommt man durchaus ein Gefühl für die Skrupellosigkeit, die Intrigen und die Machtpolitik rund um das Goldharz.

Schleicher, Mörder und Dieb Styx hat jedenfalls schon viele krumme Geschäfte für die Großen abgewickelt, kennt die verschlagenen Elfen und dummen Menschen nur zu gut. Aber jetzt will der cool designte Goblin sein eigenes dickes Ding zwischen den Fronten drehen. Er will den schwer bewachten Turm von Akenash ganz allein infiltrieren, um dieses mysteriöse Herz an sich zu reißen.

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Hilfreicher Klon: Der beschworene Helfer kann u.a. Fackeln löschen oder Wachen ablenken – bis die Zeit (grüner Balken) abgelaufen ist (PS4). © 4P/Screenshot

Moment: So einsam ist der Weg ins Zentrum der Macht auch wieder nicht, denn Styx kann auf Knopfdruck einen Zwilling herbeirufen. Diesen kann man separat steuern, um ihn z.B. exklusiv durch schmale Gatter zu bewegen, Schalter zu bedienen oder Wachen abzulenken. Man kann ihn auch wie einen Alp auf den Rücken eines Menschen springen, ihn Fackeln löschen oder sich in Luft auflösen lassen, bis er verwirrenden Rauch hinterlässt – es gibt viel zu experimentieren. Und das Schöne ist: Der Klon wird einem nicht in Trial&Error-Manier künstlich aufgezwungen, er ist eher eine optionale Bereicherung, so dass Styx auch vieles ohne ihn lösen kann.

Trotzdem hat diese magische Kooperation ihre Vorteile und trägt viel zur Unterhaltung bei. Richtig cool wird es z.B., wenn man den Klon in einer Kiste versteckt, so dass er vorbei laufende Waffen schnappt, reinzieht und dort abmurkst! Oder wenn eine Wache gerade aus dem Halbschlaf aufwacht, man eben noch den Hebel neben ihr aktiviert und den Klon dann in letzter Sekunde mit einer Rauchwolke verschwinden lässt! In diesen Momenten läuft die Stealth-Action mit den kleinwüchsigen Killern zur Höchstform auf.