Der Perfektionist in der mittelalterlichen Wrestlingwüste
Auch 23 Jahre später hat Stronghold Crusader nichts von seiner besonderen RTS-Magie eingebüßt. Während der episch-arabische Soundtrack meine Schlachtzüge besingt, errichte ich Weltreiche mitten in der Wüste und schlage andere nieder. Die gegnerische KI bleibt charmant wie eh und je – auch dank ihrer unterschiedlichen Spielstile und ihrer ikonischen Video-Nachrichten.

Der zwanzigköpfige Cast ist durch die Definitive Edition nun um vier weitere Charaktere angewachsen: die Nichte eines alten Bekannten, ein Tempelritter, ein beduinischer Krieger und die Priesterin einer Wüstensekte. Ob die Gefechte einfach von der Hand gehen oder mich ordentlich ins Schwitzen bringen, sie bleiben ergreifend.
Von der einzelnen Einheit über die Gebäude bis zum munteren Treiben der Dorfbewohner*innen – die Definitive Edition verleiht der ohnehin großartigen Gemälde-Grafik noch mehr Leben und Glanz. Zwischen den Schwertschlägen bleibt hin und wieder etwas Zeit, diese Schönheit zu genießen. Und sobald die KI-Gegner keine Herausforderung mehr darstellen, wird in den Multiplayer weitergezogen, um neue Abenteuer zu suchen.

Auch wenn sich Stronghold Crusader Definitive Edition eigentlich immer nach Multiplayer anfühlt. Der Wettbewerbsgeist steckt in jedem Pixel und lässt mich ein wenig Stronghold 1 nachtrauern – denn Stronghold Crusader pfeift auf jegliche Erzählung und Geschichte.
Metzeln statt erzählen
Klar, als Kind drückte man jeden Dialog des ersten Teils weg und nahm Crusader willkommen auf, weil es auf die pure Schlacht-Essenz setzte. Aber heute – mit mehr Erfahrung und höheren Ansprüchen – spüre ich, dass etwas im 1,5er-Teil der Firefly-Reihe fehlt. Während ich mich an jede Schlacht in Teil 1 erinnere, bleiben mir bei Crusader nur wenige im Gedächtnis. Weil sich dann doch vieles wiederholt und austauschbar bleibt. Hauptsache Kämpfen.

Andererseits denke ich mir: Ich tue es auch nur deshalb dutzende Male, weil es auch einfach simpel, suchterregend und geil ist. Es wird nie langweilig, eine gegnerische Burg mit Katapulten dem Erdboden gleichzumachen. Oder vom Bogenmacher gegrüßt zu werden. Oder von der Ratte gefürchtet zu werden. Das amüsiert mich seit 23 Jahren – und das wird Generationen auch noch in 100 Jahren begeistern. Dessen bin ich mir (relativ) sicher.