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Zwei Helden, ein Auftrag: Der mächtige Roboter Bouncer und die elegante Schwertkämpferin Clandestine. |
Nein, kann es nicht. Ich bin zwar technisch immer noch angetan von diesem explosiven Brawler im Stile eines Double Dragon, der ohne Zweifel zu den schönsten Spielen auf Wii gehört: Vor futuristischen Hintergründen geht es mit butterweich animierten Comic-Helden seitwärts scrollend gegen zig Roboterkreaturen zur Sache: Zackbäng. Haudrauf. Kombozähler hoch. Zackbängbum. Hauhiebdrauf. Kombozähler höher. Die Feinde rasen mal wie kleine Wiesel heran, kommen hinterhältig wie Skorpione angezischelt oder füllen als metallene Riesen den ganzen Bildschirm aus.
Wieso, weshalb, warum diese Viecher überhaupt die Spyborg-Zentrale angreifen? Und warum gerade deren ehemaliger Chef Jackal sie anführt? Zwei gute Fragen, die irgendwann von einer schlechten und fragmentarischen Story beantwortet werden, die selbst nach dem Abspann mehr Verwirrung als Verstehen hinterlässt. Um es kurz zu machen: Man spielt einen kybernetisch aufgemotzten Polizei-Superheldentrupp auf Seiten der Guten gegen die zahlreichen Robotertrupps der Bösen. Wichtiger als der Plot ist in einem Beat’em Up natürlich die Schlacht: Um diesen aggressiven Schergen Paroli zu bieten, kann man ein schlagkräftiges Duett steuern. Zur Wahl stehen der mit Maschinenpistole ballernde Blondschopf Stinger, der mit Fäusten kämpfende Gorilla-Roboter Bouncer sowie die Katana schwingende Zopflady Clandestine. Vor jedem Level sucht man ein Paar aus, kann aber im Spiel jederzeit zwischen beiden wechseln oder einen Freund einsteigen lassen – sehr schön.
Brawler ohne Charakter
Bis hierher hört sich das gut an und es sieht auch so aus: Es kracht und scheppert im Sekundentakt, Metallschrott und Funken fliegen einem um die Ohren, das Interieur lässt sich (allerdings nur teilweise) brachial in seine Einzelteile zerlegen und die Kampfanimationen sind ebenso geschmeidig wie wuchtig. Man freut sich nicht nur über die malerisch gezeichneten Kulissen, die von Hallen und Laboren über Dschungel bis hin zu Riesenschiffen reichen, sondern auch über die präzise Steuerung.
Lediglich die Kamera macht Zicken, denn ab und zu kämpft man ohne Sicht auf seine Helden, da Mauern nicht wie üblich transparent werden. Außerdem schaltet man irgendwann die angenehm rockige, aber viel zu selten variierende und für Capcom’sche Verhältnisse erschreckend uninspirierte Hintergrundmusik ab, weil sie zusammen mit dem gleichzeitigen Stakkato metallisch hallender Soundeffekte schnell für Dissonanzen aka Kopfschmerzen sorgt.
Trotzdem hat diese pure Action nach einer halben Stunde Probespiel im Mai zum Fit4Hit geführt. Aber Spyborgs entpuppt sich nach insgesamt sechs Stunden als ein Blender, dem drei wichtige Dinge fehlen: Abwechslung, Entwicklung, Charakter. Dieser Brawler bereichert weder das Genre um eine kreative Duftmarke noch – und das ist wesentlich fataler – entwickelt er sich in seinem eigenen Spielverlauf! Das bricht der Motivation das Genick und ist richtig schade, denn die Voraussetzungen für sehr gute Action alter Schule waren da und blitzen kurzfristig auf.