Zappelige Terroristen
Ihr habt es längst mitbekommen: Ubisoft hat in diesem Jahr zwei Entwicklerteams an dem Tom Clancy-Thriller werkeln lassen. Das Studio in Montreal zeichnet somit für Xbox-, PS2- und GameCube-Fassung verantwortlich, während Shanghai die Next-Gen-Version fertig stellte. Next Gen heißt dabei nicht nur Xbox 360, sondern auch PC – immerhin haben moderne Rechenknechte genug Saft unter der Haube, um Microsofts Konsole Paroli zu bieten. Gleichen sich die Fassungen also wie ein Haar dem anderen?
Nicht ganz. Grundsätzlich sehen Sam, Terroristen sowie die Umgebung zwar genau so aus wie auf 360, das Bild wirkt allerdings weniger plastisch. Zudem plagen eine Hand voll Bugs das Schleichen am PC. Mir sind z.B. Charaktere aufgefallen, die mitten in der Bewegung innehalten und sich fortan nicht mehr rühren. Ebenso skurril: Ich steige eine Leiter im Hauptquartier der JBA herunter und sehe am Boden unter mir eine Figur „zappeln“ – als stecke sie in einer unsichtbaren Mauer fest. Das war
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Es ist zwar kein Roundhouse-Kick, aber sein Gesicht erinnert irgendwie an Chuck Norris: Sam beim Einsatz im taghellen Kinshasa. |
in dieser Situation mehr tragisch als komisch, denn sobald sich Sam auf den Terroristen fallen lässt oder einfach nur nach unten klettert, schlägt er den Bösewicht nieder – Game Over, denn ich darf im Quartier der Terroristen kein Aufsehen erregen. Zurück konnte ich ebenfalls nicht, weil Sam die Leiter am oberen Ende partout nicht verlassen wollte. Mein letzter Spielstand war leider das Schnellspeichern auf der Leiter… Ein andermal wollte Sam partout nicht in die Hocke gehen. Solche drastischen Auswirkungen haben die meisten Fehler zwar nicht – aber oft zerstören kleine „Missgeschicke“ die Illusion, wirklich vor Ort zu sein. Selbst der erste Patch hat die Aussetzer noch nicht behoben.
Spy vs. Spy
Abgesehen von diesen Einschränkungen erwartet euch am PC aber dasselbe Spiel wie auf Xbox 360, sowohl allein als auch im Internet. Die Steuerung über Tastatur und Maus gleicht dabei den PC-Vorgängern, so dass ihr über das Mausrad Sams Geschwindigkeit festlegt. Ansonsten seid ihr wie auf der Next-Gen-Konsole erstmals nicht nur im Dunkeln, sondern auch bei Tageslicht unterwegs. Die größte Änderung haben allerdings nicht die Solo-Aufträge, sondern die Online-Duelle zwischen Spionen und Upsilon-Agenten erfahren, denn in diesen flitzt ihr mit agilen und richtig flinken Spionen zwecks Datenklau zu gegnerischen Terminals. Was die schwer bewaffneten Upsilon-Männer natürlich verhindern sollen. Außerdem gibt es viele Maps, auf denen ihr mit eurem Team kooperative Aufgaben erfüllen müsst.
Die Mehrspieler-Variante ist der größte Pluspunkt des diesjährigen Splinter Cells. Im Grunde bekam Sam zwar einen neuen
Anstrich und erstmals ein glaubwürdiges Profil – spielerisch schleicht ihr auf großartigen, aber ausgetretenen Pfaden. Zudem hatte Ubisoft eine packende Story angekündigt; tatsächlich spult ihr allerdings auch im vierten Jahr nur lose miteinander verknüpfte Missionen ab. Dabei versprach die Geschichte um den vom Tod seiner Tochter gezeichneten Agenten und seinen Auftrag als Maulwurf viel Tiefgang. Wegen fehlender Zwischensequenzen sowie nicht nennenswerter Charakterentwicklung entsteht bei mir allerdings kaum Mitgefühl für Sams Dilemma.Auf diesem Kreuzfahrtschiff müsst ihr eine Bombe platzieren. Könnt ihr die Sprengung verhindern?
Als Doppelagent müsst ihr zwar eine Anzeige im Auge behalten, die zeigt, welchen Stand ihr bei Terroristen auf der einen und eurer Regierung auf der anderen Seite habt. Solange ihr den Großteil der Missionsziele erfüllt, geratet ihr allerdings nie in Schwierigkeiten. Die seltenen Entscheidungs-Momente, in denen ihr entweder Unschuldige töten oder verschonen müsst, um das Vertrauen einer der beiden Seiten aufrecht zu erhalten, haben zu wenige Auswirkungen, als dass sie den moralischen Zwiespalt glaubhaft vertiefen könnten.
Einen genauen Bericht über Sams Abstecher in die Terroristenzelle lest ihr im ausführlichen Test der 360-Fassung.