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skate 2 (Sport) – skate 2

Der Birdman hat Konkurrenz: Vor anderthalb Jahren schaffte es EA mit skate, an dem sonst unberührbaren Tony Hawk-Monument zu rütteln – genau genommen zu husten und zu pusten, bis all die bequemen Lorbeeren, auf denen sich Neversoft seit Jahren ausruhte, stinkend von dannen wehten. Die innovative Steuerung und das lässige Design sorgten für Freudenlaute unter Funsport-Fans, der Nachfolger war unvermeidlich. Rockt auch er?

© EA Black Box / Electronic Arts

Digge Libbe risgiern

Die Jugendkultur und ihre Sprache sind für Außenstehende meist unerklärlich. Das geht bei einfachen Dingen los (mit Grauen denke ich dabei an die morgendlichen Mitfahrer in der S-Bahn und ihre »Ey Digger, kuck dir das an Digger, sowas haste noch nie gesehen, Digger. Kuck, Digger, ey Digger, kuckst du Digger?«-Orgien,

skate ist und bleibt auch im zweiten Teil ein Spiel für den frustresistenten Funsport-Fan – die Steuerung erfordert Gewöhnung, die Aufgaben sind schwer. Dafür ist das Gefühl, eine davon geschafft zu haben, umso schöner.

bei denen die markerschütternde Explosion meines Kopfes nur durch eine extralaute Portion Muse verhindert werden kann) und endet bei schlimmen Synchronisierungen wie bei der Friends-Folge, in der aus dem lässig ausgewürgten »PlayStation, huh? That’s whack!« von Joey Tribbiani in der deutschen Fassung ein »PlayStation, was? Das ist grell!« wird. Ja, grell. Das sagt man doch so, wenn man heute unter all den Diggen die diggste Sau sein will. Oder, Digger?

Wie auch immer: Geschätzte Zuleser, ihr könnt mir vielleicht helfen. Denn ich habe so meine Schwierigkeiten mit der deutschen Version von skate 2 – ich verstehe sie nicht. Oder vielleicht will ich sie nicht verstehen, denn ich habe echte Schwierigkeiten mit der Vorstellung, dass es da draußen Menschen gibt, die ohne zuckende Entgleisung ihrer Gesichtszüge Dinge wie »Sicke Session, Dude!«, »Zieh dir den freshen Clip rein!«, »Hier wollte ich schon immer mal shooten!«, »Üblomatik« oder »Fette Knast-Session!« sagen? Wirklich? Wird da draußen echt so gesprochen? Bin ich mit meinen 32 Lenzen nachweislich zu alt für diesen Scheiß? Oder hat da die Eindeutschungs- und Streetwise-Abteilung von Electronic Arts unter Einfluss von vermutlich nicht völlig legalen Drogen mal gehörig am Rad gedreht?

Skatemädchenjunge!

Ärgerlicherweise führt kein Weg an Üblomaten und Sickfreshreinclippern vorbei, denn EA vermittelt der Zwang zur teutonischen Zunge – steht die Konsole auf Englisch, gibt’s Französisch als Belohnung, auch auf der sonst in dieser Hinsicht oft die Ausnahmerolle einnehmenden PS3. Schlucken wir den Ärger also runter und behalten wir den Blick auf der Straße bzw. auf der verhüllten Gestalt, die im langen Intro-Video aus dem Knast in die Freiheit geführt wird. Jup, das seid ihr. Spitzenidee, den Spieler zum Ex-Knacki zu machen, EA! Aber auch von diesem glorreichen Einfall abgesehen ist das Intro leider lange nicht so witzig wie die Krankenhausfahrt des Erstlings. 

Ein Hoch auf die Gleichberechtigung: Jetzt sind auch weibliche Skater möglich. Auch wenn sie dezent maskuline Züge an den Tag legen…

Danach geht es in den Editor, in dem man sich seinen neuen Traumtypen zusammenbastelt – bzw. Traumtypin, denn in skate 2 sind auch weibliche Skater möglich. Zumindest theoretisch, denn mit Ausnahme des Gesichts und der Frisuren teilen sich Männlein und Weiblein den über weite Teile gleichen Editor-Pool, außerdem wirken die Frauen allesamt dezent maskulin. Die Möglichkeiten der Personalisierung sind wie im Vorgänger sehr beschränkt: Ein paar Gesichter, ein paar Frisuren, einige Klamotten, etwas Gefummel am Board – das war’s. Da sind wir gerade von den EA-Editoren Umfangreicheres gewohnt!

Steht der Skater, wartet auch schon der Glanz und die Glorie des neuen San Vanelona. Einiges ist neu in Skateland und nicht alles davon ist gut. Fangen wir mal mit den positiven Erweiterungen an: Die im Erstling schmerzlich vermissten Liptricks und Handplants sind mittlerweile möglich und auch sehr einfach auszuführen. Falls ihr keine Lust darauf habt, euch persönlich mit dem Weg zum Ziel herumzuschlagen, könnt ihr neuerdings auch zum »Skitchen« greifen – also euch an vorbeifahrenden Autos festhalten und mitzerren lassen. Wem das immer noch nicht schnell genug geht, der kann auch einfach im Pausenmenü das Ziel der Wahl anklicken und sich direkt hinbeamen lassen – die U-Bahn des ersten Teils gehört der Vergangenheit an.