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Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper (Adventure) – Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper

Bislang hat Sherlock Holmes meist die Fälle der feinen englischen Gesellschaft gelöst. In Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper begibt sich der Meisterdetektiv allerdings in den übelsten Slum, den das Königreich je hatte. Dort ist er zusammen mit dem getreuen Watson einem mörderischen Phantom auf der Fährte.

© Frogwares / Focus Home

Was zu knacken

Echte Rätsel bilden so fast die Ausnahme, wenn Holmes mal wieder um die Ecke denken muss. Der Spieler knackt dabei Schlösser, findet Chemikalien heraus und repariert Maschinen, was in den allermeisten Fällen kein Hexenwerk ist. Es gibt

Richtige Knobeleien wie die hier gibt’s im Spiel leider zu selten. Es regiert Mittelmaß. 

genug Hinweise, die einem den Weg zur Lösung weisen. So trifft man auf der Suche nach Tumblety auf ein Rätsel, bei dem man Daten von Schlachten aus dem Amerikanischen Bürgerkrieg eingeben muss. Dazu muss man noch wissen, wer gewonnen hat. Einzig das Datum von Fredericksburg fehlt als Hinweis, den man selbst erschließen muss. Ein echter Holmes weiß so was natürlich aus dem Stehgreif. Nicht umsonst macht Watson große Augen, wenn Holmes mal wieder was hinkriegt. „Wie in Gottes Namen haben sie das geschafft?“, hört man dann.

Leider sind bei weitem nicht alle Rätsel liebevoll gestaltet, denn das meiste lässt sich im Vorbeigehen lösen. Man stößt auf derart viele Aufgaben, die nicht der Rede wert sind, dass man die meisten davon schnell wieder vergisst. Einmal muss man mit Dietrich ein Schloss knacken und dabei eigentlich nur ein wenig rumfummeln. Dann kommen wild aussehende Zahlenschlösser vor, bei denen man ebenfalls mit Trial&Error schnell zum Erfolg kommt. Wenn man nur zu einem bestimmten Typ gehen muss, fragt man sich oft genug, was das soll. Denn bei solchen Nichträtseln kommt auch kein Stolz auf, dass man sie gelöst hat. Auch hier nährt sich der Verdacht, dass auf Zeit gespielt wird.

Futter für Ripperologen

Allerdings gibt es dann wieder unvermutete Highlights, die sich besonders an Krimifans wenden. Niemand erklärt so schön

Mit diesen Schlussfolgerungen quält einen Holmes nach jedem Mord. Aber man kapiert so auch einiges. 

wie Holmes die zeitliche Abfolge der Morde, die einem aufgrund sich widersprechender Zeugen total verwirrend vorkommt. Minutiös werden alle Aussagen in ein Zeitraster eingeordnet und am Schluss muss Watson, der niemand anderer ist als der Spieler, dann raten, wann die Tötung stattfand. Manche Sachen habe ich so zum ersten Mal richtig verstanden, obwohl ich mich seit Jahren für die Whitechapel Morde interessiere. Etwa, dass der Täter am 30. September, als zwei Frauen umgebracht wurde, genug Zeit hatte, vom einen Schauplatz zum nächsten zu laufen.

Am virtuellen Mitre Square sieht man dann, warum der Mörder in der Dunkelheit leicht verschwand, denn die damaligen Lampen waren einfach zu schwach. Einen Applaus hat sich Holmes auch verdient, wenn er per Versuch nachweist, wie vermutlich die Tatwaffe aussah. Leider wurde die echte nie gefunden, so dass es viele Theorien gibt. Holmes fährt ein paar Messer auf, die der Spieler an Schweinen erproben darf – das ist eine der wenigen Stellen, wo tatsächlich etwas Blut fließt. Hier erfährt man, warum es dem Mörder nicht gelang, den Kopf abzutrennen. Wohlgemerkt: Das alles hat sich Frogwares nicht etwa ausgedacht, das ist quasi die zeitlos aktuelle Diskussion um die Morde