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Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper (Adventure) – Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper

Bislang hat Sherlock Holmes meist die Fälle der feinen englischen Gesellschaft gelöst. In Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper begibt sich der Meisterdetektiv allerdings in den übelsten Slum, den das Königreich je hatte. Dort ist er zusammen mit dem getreuen Watson einem mörderischen Phantom auf der Fährte.

© Frogwares / Focus Home

Harmlose Taten?

So genau man sich bei den Morden an die Tatsachen hält, so verhalten ist man bei der Darstellung der Gewalt. Derart blutleer schafft es das Spiel trotz der brutalen Thematik mühelos ein

Selbst der völlig verunstaltete Körper von Cathy Eddowes sieht im Spiel noch einigermaßen erträglich aus.

„ab 12“ abzuräumen – das Thema hätte aber wesentlich morbider inszeniert werden müssen. Wer einmal in die toten Gesichter geblickt hat, von denen es noch originale Schwarz-Weiß-Fotos gibt, wird das nicht so schnell vergessen. Man sieht ihnen an, was sie durchmachen mussten. Und im Spiel? Keine Spur von Grauen! Obwohl Watson mal die armen Frauen bedauert, ist von dieser Intensität kaum was zu spüren: Stattdessen untersucht man durchsichtig gezeichnete Comic-Leichen, die nur entfernt an die echten Opfer erinnern. Mit diesem Kunstgriff will man zu viel Blut verhindern, was aber an der Authentizität zerrt.

Sonst ist es auch nicht sonderlich spannend, was angesichts der Mordserie verwundert, die bis heute Leute in ihren Bann zieht. Alle Zutaten für ein gruseliges Spektakel scheinen gegeben: Der finstere Schauplatz, die seltsamen Gestalten und geheimnisvolle Hintermänner. Und dennoch liefert Frogwares nur einen müden Aufwasch der Ereignisse ab. Nicht mal, wenn es total dunkel ist und man über virtuelle Betrunkene stolpert, läuft einem ein Schauer über den Rücken. Das erinnert an Holmes gegen Cthulhu, das auch viel zu harmlos war. Hier würde man sich die drastischeren Darstellung aus From Hell wünschen. Auch die Filmsequenzen können daran wenig ändern, da sie nicht echt genug wirken. Holmes und Watson bewegen sich ungelenk, was ebenfalls fast schon ein Markenzeichen der Reihe ist. Immerhin haben sie ihre gewohnten deutschen Stimmen bekommen, was für einen gewissen Wiedererkennungswert sorgt.

Wer steckt dahinter?

Was bleibt, ist die bloße Suche nach dem Täter, die alle Verdächtigen bietet, die heiß gehandelt werden. Nach den ersten

Holmes bringt alle zum Reden. Manch ein Zeuge, von dem man es nicht gedacht hätte, weiß mehr über den Täter.

Morden ist es der Schuster John Pizer, der in Verdacht gerät, weil man angeblich seine Schürze am Tatort fand. Die findet auch Sherlock Holmes, aber messerscharf kombiniert er, dass sie schon länger da liegen muss. Pizer ist also erstmal raus und er ist nicht der Letzte. Im Lauf der vertrackten Ermittlung trifft man noch den Maler Walter Sickert, den Reporter Thomas Bulling und schließlich den amerikanischen Quacksalber Francis Tumblety. Letzterer wurde erst nach der Steward Evans Buch „Jack the Ripper: First American Serial Killer“ als Verdächtiger reaktiviert, obwohl er schon 1888 von der Polizei als Täter gehandelt wurde. Obgleich Tumblety Frauen hasste, war er zum Tatzeitpunkt fast schon zu alt. Er stand zudem eher auf Männer, was ihn als sexuell motivierten Killer ausschließt, der ausschließlich Frauen tötete.

Die Suche zieht sich oft hin wie Kaugummi, denn man erfährt meist nicht viel über einen Verdächtigen. Der Name taucht beiläufig in einem Gespräch auf, aber es dauert ganz schön, bis man mal mehr erfährt. Trifft man endlich den Gesuchten, kann man ihn nur grob nach Themen fragen – davon abgesehen laufen die Dialoge automatisch ab. Man hört vom mysteriösen Gast, der in einer Pension wohnt, seltsame Dinge tut und nachts oft lange fortbleibt. Er war damals fast so etwas wie ein eigener Mythos, den man sich unter vorgehaltener Hand erzählte. Steckt der exzentrische Tumblety dahinter? Ansonsten ist die Jagd stilecht umgesetzt, denn überall erwarten einen Fahndungsfotos, Aktenauszügen und Zeitungsartikel der damaligen Zeit.

In die Länge gezogen

Die Mordserie hörte am 9. November 1888 mit dem Mord an Mary Jane Kelly ebenso unvermutet auf wie sie Wochen zuvor begann. Der letzte Mord unterschied sich in einigen Punkten von den vorigen. Das fünfte Opfer war obwohl auch Prostituierte

Man spielt abwechselnd Holmes und Watson. Letzterer ist für die Drecksarbeit zuständig, die keinen Spaß macht.  

jünger, wurde in einem Raum umgebracht und noch mehr verstümmelt. Die Bezeichnung Schlachthaus für Mary Kellys Zimmer nach der Tat ist durchaus wörtlich zu nehmen. Trotz aller Aufregung muss Sherlock Holmes stets kühlen Kopf bewahren, um alle Spuren zu finden und ins antik anmutende Inventar zu verfrachten. Sie werden durch Lupensymbole symbolisiert, die man sich auch alle anzeigen lassen kann. Sobald ein Ort untersucht wurde, wird der Zeiger grün. Leider darf Holmes aus Gründen der Pietät nicht immer ran ans Opfer, so dass man oft erst lesen muss, was sich zugetragen hat.

Allerdings sind nicht alle Aufgaben kriminalistischer Natur, da die fünf Morde einfach zu wenig Stoff bieten würden für ein fast 20-stündiges Abenteuer. Daher müssen sich die beiden auch um allerhand Krimskrams kümmern, der gar nichts mit dem Fall zu tun hat. Hier will ein Vermieter seine Ruhe haben, dort wird eine Gang hoch genommen, die gar nix mit den Ripper-Morden zu tun hat, und hier in Sachen Organhandel nachgeforscht. Der gute Watson verkommt dabei oft zum Laufburschen, der nicht nur Zeugen verhört sondern auch noch Medikamente und Gott-weiß-was durch die Gegend schleppt. Er läuft von Hinz zu Kunz und wieder zurück, was mit Hilfe der Karte zum Glück keine Herausforderung ist, da alles eingezeichnet ist. Spannend ist das aber nicht und zudem auch verdammt linear.

                

  1. Nuriu hat geschrieben:Ich kann die oftmals negative Beurteilung nicht teilen. Im Gegenteil, den Verzicht auf Gruselelemente empfand ich eher positiv. Es ist ein Adventure das ich Kindern u. Jugendlichen ohne Magenschmerzen empfehlen kann. Sie können sogar aus dem Spiel Allgemeinwissen mitnehmen. Da sich der Aufbau des Falles an historische Hintergründe hält, dient das Werk gar als moderne Geschichtsstunde.
    Für Erwachsene sind die Aufgaben einfach gestrickt, aus Sicht unserer Kinder dürfte das anders sein. Wer älter als 15/16 ist, dürfte keinen Gefallen mehr darin finden. Es sei denn er sucht nach Spielen im pädagogischen Interesse. Und dafür eignet sich "Sherlok Holmes jagt Jack the Ripper" sehr wohl.
    Die Dialoge sind erfrischend, des Spürnasen Scharfsinn sowieso. Und auch grafisch kann zumindest ich nicht meckern.
    Es gibt so viele Alternativen, die einfacvh besser sind.
    Edna bricht aus, Whispered World, Geheimakte 1&2, Black Sails, Alter Ego Heavy Rain, Zack&Wiki, Hotel Dusk.

  2. Ich kann die oftmals negative Beurteilung nicht teilen. Im Gegenteil, den Verzicht auf Gruselelemente empfand ich eher positiv. Es ist ein Adventure das ich Kindern u. Jugendlichen ohne Magenschmerzen empfehlen kann. Sie können sogar aus dem Spiel Allgemeinwissen mitnehmen. Da sich der Aufbau des Falles an historische Hintergründe hält, dient das Werk gar als moderne Geschichtsstunde.
    Für Erwachsene sind die Aufgaben einfach gestrickt, aus Sicht unserer Kinder dürfte das anders sein. Wer älter als 15/16 ist, dürfte keinen Gefallen mehr darin finden. Es sei denn er sucht nach Spielen im pädagogischen Interesse. Und dafür eignet sich "Sherlok Holmes jagt Jack the Ripper" sehr wohl.
    Die Dialoge sind erfrischend, des Spürnasen Scharfsinn sowieso. Und auch grafisch kann zumindest ich nicht meckern.

  3. die folge mit Arsène Lupin fand ich nicht so interessant, "Die Spur der Erwachten" dafür schon. obschon es eine äusserst seltsame kombination war und die engine deutliche schwächen hatte, hat mich das spiel richtig gepackt. da gab's übrigens ziemlich gewalthaltige szenen, weshalb ich mich über eine 12er freigabe gewundert habe (USK wie PEGI).
    ich werde die JackThe Ripper folge wohl auslassen. das thema interessiert mich nicht mehr, ich habe es schon viel zu oft gesehen und gespielt.

  4. Proteuss hat geschrieben:Wenn ich bei einem Adventure im Test unter Kontra "keine Gewaltdarstellungen" lese, denke ich, dass wir wirklich dringend Shooter und Splatter Games verbieten sollten 8O . Das scheint auf´s Hirn zu schlagen . . .
    Wir reden hier von einem Adventure das zB mir genug Gewelt darstellt. Oder seid ihr alle so abgestumpft das ihr das entfernen einer Gebärmutter sehen wollt, statt es "nur" zu folgern? Oder wollt ihr mehr Blut an den Wänden, Sträuchern, Bäumen?
    Sorry, aber sowas kann ich als Kontra-Punkt nicht nachvollziehen, weil es offenkundig versucht wird, genau das zu vermeiden.
    Grüße,
    Jens
    Jepp der gute Sherlock wird einfach sagen " ihh leichen die sind ja Blutig , die fasse ich nicht an".
    Es geht hier nicht um deine lächerlichen Vergleiche mit Shootern es geht einfach um ein Adventure indem man einen Mörder jagt der auf ziemlich Brutale Weise vorgegangen ist, dass dadurch Forensische Untersuchungen stattfinden um mehr Details zu erfahren wäre Wünschenswert gewesen.
    Von daher ist das ganze nicht Authentisch genug und kommt in den Kontra Kasten der übrigens keinen Einfluss auf die Wertung hat.

  5. Wenn ich bei einem Adventure im Test unter Kontra "keine Gewaltdarstellungen" lese, denke ich, dass wir wirklich dringend Shooter und Splatter Games verbieten sollten 8O . Das scheint auf´s Hirn zu schlagen . . .
    Wir reden hier von einem Adventure das zB mir genug Gewelt darstellt. Oder seid ihr alle so abgestumpft das ihr das entfernen einer Gebärmutter sehen wollt, statt es "nur" zu folgern? Oder wollt ihr mehr Blut an den Wänden, Sträuchern, Bäumen?
    Sorry, aber sowas kann ich als Kontra-Punkt nicht nachvollziehen, weil es offenkundig versucht wird, genau das zu vermeiden.
    Grüße,
    Jens

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