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Shenmue (Action-Adventure) – Shenmue

Das Jahr 2000 neigt sich dem Ende und wir möchten uns mit dem Test eines Ausnahmespiels bei euch verabschieden: Shenmue. Der japanische Star unter den Spieledesignern, Yu Suzuki, hat allen Dreamcast-Besitzern ein bisher nie da gewesenes Spielerlebnis beschert und uns schlichtweg begeistert.

4P Testbild
© 2rogan - stock.adobe.com / Nintendo, Microsoft, Sony

Multiplayer

Auch am Hafen geht es zur Sache: Schurken lauern dort ebenso wie Aufträge und Bekanntschaften.

Die dem Spiel beiliegende vierte GD-ROM nennt sich Shenmue Passport. Zwar gibt es kein echtes Multiplayer-Game, aber der Passport bietet Euch Zugang zu einem Online-Allround-Servive: Hier könnt ihr iure Spielstände analysieren lassen, an weltweiten Ranglisten (z.B. mit eurem besten Dart- oder Hang On-Ergebnis) teilnehmen und zusätzliche Infos zu allen Shenmue-Features zu bekommen. Außerdem könnt ihr hier die vielen Figuren und andere Dinge im Free Market gegen einzigartige Gegenstände, die es nur online gibt, eintauschen. Wenn ihr an einem Automaten ein seltenes Winning Can-Item gezogen habt, dürft ihr euch im Internet sogar Shenmue-Charakterdaten runterladen.

Authentische Kulisse

Schon das Intro kann es atmosphärisch mit jedem Kinofilm aufnehmen und grafisch neue Dreamcast-Maßstäbe setzen. Die Spielgrafik steht dem in nichts nach und begeistert durch Details, Details und nochmal Details. Ihr steuert Ryo in einer fantastischen 3D-Kulisse durch verblüffend realistische Ortschaften, Städte und Gebäude, die der realen Welt optisch in nichts nachstehen. Zahllose Gegenstände lassen sich per Dreh- und Zoomfunktion genau begutachten. Wo sollen wir weiterstaunen? Vielleicht beim dynamischen Wetter, das im Zusammenspiel mit dem realistischen Zeitablauf für das einzigartige Real-Life-Feeling sorgt: Morgens werdet ihr von stimmungsvollen Sonnenaufgängen begrüßt, tagsüber regnet es

Auch Arcade-Spiele sind dabei: Ideal, um nach der Arbeit am Hafen auszuspannen.

manchmal in feinen Streifen und der bewölkte Himmel sorgt für triste Stimmung , dann schneit es dicke Flocken und unter euren Füßen knirschen Eis und Pappschnee. Abends gehen die Straßenlaternen an und tauchen Stadt oder Hafenanlage in ein Zwielicht aus Licht und Schatten. Kurzum: Noch nie konnte man sich in einer solch realistisch anmutenden, virtuellen Welt bewegen. Kommen wir zu einem weiteren optischen Highlight, den Gesichtern: Es ist absolut fantastisch, was die Grafiker hier anhand echter Modelle aus China, Japan und Amerika auf den Fernsehschirm zaubern. Kopfform, Falten, Augenbewegungen, Lächeln und Lippenbewegungen sind so realistisch dargestellt wie noch nie; alle Hobbyzeichner und Kunststudenten dürften hier genug lebendige Vorlagen für Charakterstudien und Porträts finden.

Die Magie der Musik

Auch hier stimmt einfach alles: Die englische Sprachausgabe ist absolut lippensynchron und kann akustisch vollends überzeugen. Dramatische Sounds treiben die Spannung der ohnehin nervenaufreibenden QTE auf den Zenit, und die Hintergrundmusik kann als ein kleines Meisterwerk in die Geschichte der Konsolenspiele eingehen: Auch wenn ich als Europäer nicht alle fernöstlichen Verhaltensweisen so ganz nachvollziehen kann, vermochte mich die musikalische Untermalung von Shenmue sofort in den Bann zu ziehen. Die akustische Atmosphäre ist vergleichbar mit den mysteriös-lieblichen Klavierklängen aus Gabriel Knight 3, die trotz aller belanglosen Alltagssituationen immer eine vage Ahnung der Gefahr aufkommen lassen. Und wem die Musik doch auf die Nerven gehen sollte, der kann sich im Supermarkt eben mit Pop, Hip-Hop oder sonstigem Ohrgewürm versorgen, oder eine der vielen Musikboxen mit 100 Yen füttern – Shenmue bietet auch hier Vielfalt pur.