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Shadow (Hardware) – Streamingbox als PC-Ersatz

Kleiner, besser, leiser: Mit Shadow Ghost hat der französische Hersteller Blade den Nachfolger seiner Shadow Box vorgestellt. Wir haben das Gerät über mehrere Wochen ausprobiert, das als Bindeglied zum Streaming-Service Shadow konzipiert wurde und den klassischen PC überflüssig machen soll. Unser Test klärt auf, ob der Kasten mit seinen schwungvollen Linien tatsächlich eine sinnvolle Alternative darstellt und welchen Eindruck das Zocken über den Cloud-Rechner hinterlässt.

© Blade / Blade

Bis zu 4K mit 60 Bildern pro Sekunde

Zur Verbindung an den Fernseher oder AV-Receiver findet sich auf der Rückseite ein Anschluss mit HDMI 2.0. Ein entsprechendes Kabel ist im Lieferumfang enthalten zusammen mit dem Netzstecker inklusive vier Adaptern, um Ghost nicht nur in Deutschland, sondern u.a. in Großbritannien und den USA zu verwenden. Blade verspricht mit einer entsprechenden Internetleitung eine Darstellung von bis zu 4K mit 60 Bildern pro Sekunde. Alternativ soll die Ausgabe in FullHD mit 144 Bildern pro Sekunde erfolgen.

Leistungsstarker Cloud-PC

Die Basis dafür legt der Cloud-PC. In den Rechenzentren werkeln Intel Xeon Server-Prozessoren, die acht dedizierte Threads erlauben. Als Grafikkarte kommt eine Nvidia GTX 1080 bzw. deren Server-Equivalent P5000 zum Einsatz, wobei jeder Nutzer eine dedizierte Grafikkarte zugewiesen bekommen soll. Dazu werden für jedes Cloud-System 12 Gigabyte DDR4-RAM mit einer Taktung von 2400 MHz bereitgestellt. Insgesamt ein ziemlich potentes System, das nicht nur hohe Grafikeinstellungen erlaubt, sondern bei entsprechenden Voraussetzungen auch die stereoskopische Darstellung an 3D-Monitoren oder VR-Anwendungen stemmt. Blade verspricht zudem regelmäßige Hardware-Aufrüstungen, damit Abonnenten weiterhin aktuelle und hardwarehungrige Spiele in einer sehr guten Qualität erleben können.

Etwas knauseriger ist man beim Speicherplatz auf der Festplatte: Nach der Windows-Installation bleiben nur noch 256 Gigabyte übrig, die sich angesichts der zunehmenden Größe von Spielen schnell als störender Flaschenhals herausstellen. Immerhin lässt sich Software durch die rasante Breitbandanbindung der Rechenzentren in rasender Geschwindigkeit und teilweise mehr als 118 Megabyte pro Sekunde auf den Cloud-PCs herunterladen. Das etwas mehr als 55 Gigabyte große
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Der Cloud-PC verfügt über eine leistungsfähige Hardwarekonfiguration, die die meisten modernen Spiele in hoher Qualität darstellen kann. © 4P/Screenshot
Battlefield V ist dadurch z.B. meist in unter zehn Minuten installiert. Gegen einen Aufschlag von 2,95 Euro pro Monat lässt sich der Festplattenkapazität außerdem auf ein Terabyte erhöhen.    

IP-Adresse als technische Hürde   

Bevor das Videosignal des Cloud-Computers ausgeliefert wird, muss aber unter Umständen eine Hürde gemeistert werden, die als solche leider nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist. Während Shadow im Büro und beim Besuch bei den Eltern ohne Probleme eine Verbindung herstellte, blieb die Software beim Start des Shadow-PCs immer hängen und scheiterte an der Auslieferung des Videosignals. Es folgte entweder eine Dauerschleife aus Neuversuchen oder eine nichtssagende Fehlermeldung. Erst nach Recherchen fanden wir heraus, dass der Streaming-Service zwingend eine Ipv4-Adresse verlangt, um zu funktionieren. Diesen wichtigen Hinweise erhält man aber weder auf der Verpackung noch in der Anleitung. Auf der offiziellen Webseite wird die Voraussetzung nur beiläufig erwähnt oder wenn man gezielt einen Bot danach fragt. Erst dann erhält man die Antwort, dass Shadow derzeit nur mit Ipv4 funktioniert und man in Zukunft eine Unterstützung des modernen Ipv6-Protokolls anbieten will. Mittlerweile vergeben viele Provider nur noch native Ipv6-Adressen, weil Ipv4-Adressen aufgrund der zunehmenden Anzahl an netzwerkfähigen Geräten weltweit langsam knapp
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Fehlermeldungen sind oft nicht gerade aussagekräftig. Auch auf das IPv6-Problem wird man erst nach eigener Recherche aufmerksam. © 4P/Screenshot
werden. Stattdessen greift man auf DS-Lite-Tunnel zurück, was im Fall von Shadow allerdings nicht ausreicht, damit der Service funktioniert.

Im schlimmsten Fall schließt man also ein Abo ab und muss danach feststellen, dass der Zugriff auf den Cloud-PC nicht funktioniert. Im Idealfall kann man seinen Provider davon überzeugen, den Anschluss auf Ipv4 oder Dual Stack umzustellen – ein Luxus, den man vor allem bei kleineren Anbietern kaum finden dürfte. Im Fall von Willy Tel in Hamburg war es dagegen zum Glück kein Problem: Innerhalb weniger Stunden wurde der Anschluss umgestellt und der Zugriff auf den Shadow-PC war möglich. Trotzdem sollte Blade genauso wie wir deutlich darauf hinweisen, dass sein Streaming-Service derzeit nur mit Ipv4 funktioniert!