Das Trockendock
Auf der Vorderseite der Packung findet sich zwar keine Jahreszahl, doch wer die DVD-Box umdreht, erkennt anhand der Packshots und des Beschreibungstextes schnell, dass es sich um die 2008-er Edition inklusive des Add Ons „Neue Horizonte“ handelt. Der Schiff-Simulator 2009 fällt also dieses Jahr „ins Wasser“.
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Mit dem Red-Jet im Hamburger Hafen: Rechts hinten lassen sich die Landungsbrücken ausmachen, links im Hintergrund die Schwimmdocks von Blohm & Voss. |
Hauptspiel und Add-on wollen nacheinander installiert werden und auch die Seriennummern müssen einzeln vergeben werden, das ist recht umständlich. Positiv fällt dafür auf, dass das Spiel nach Installation des Add-on komplett aktualisiert ist, was bei Sammlungen oder Zweitvermarktung noch längst keine Selbstverständlichkeit ist. Der integrierte 600-MB-Patch ergänzt das Spiel um zahlreiche wichtige Punkte wie verbesserte Wassereffekte, Mehrspielerunterstützung oder die Möglichkeit zwei Monitore einzusetzen.
Wie viel Schifffahrt steckt denn nun in der Simulation? Mit 24 ausschließlich motorbetriebenen Wasserfahrzeugen vom Jet-Ski bis zur Titanic und insgesamt acht Szenarien von Hamburg über New York bis Thailand wird dem virtuellen Skipper einiges geboten; außerdem warten Hochseeszenarien und Überseepassagen zwischen einzelnen Häfen auf Kapitänsanwärter- und das sogar bei dynamischen Tag-/Nachtwechseln und Wettereffekten. Neben dem freien Spiel können 71 Missionen gespielt werden und auf der Homepage des Entwicklers können weitere, von anderen Usern mit dem integrierten Missionseditor erstellte Szenarien heruntergeladen werden. Dort können sich Gleichgesinnte auch zu Mehrspielerpartien verabreden. Also ein gelungener Stapellauf?
Leinen los in Hamburg
Für meine Jungfernfahrt habe ich mich als Neu-Hamburger natürlich für eine große Hafenrundfahrt auf der Elbe entschieden. Im schicken Red-Jet-Katamaran lege ich von den zwar etwas steril, aber durchaus realistisch nachempfundenen Landungsbrücken ab. In Ermangelung eines Tutorials erweist sich das Ganze zunächst als etwas gewöhnungsbedürftig, aber mit der ausgedruckten Spielanleitung (die liegt nämlich nur als PDF-Dokument vor) komme ich als Simulationsfan einigermaßen schnell hinter die Steuerung.
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Sogar die altehrwürdige Titanic ist mit von der Partie. Hier liegt das prachtvolle Schiff in Southampton am Pier. |
Zunächst löse ich per Mausklick die Leinen von den Pollern, dann erhöhe ich langsam den Schub, wahlweise per Tastatur, Joypad oder mit der Maus über die eingeblendeten Armaturen. Genauso wird auch das Ruder gesteuert. Dann legt mein Red Jet auch schon ab. Kleine Randnotiz: Es liegt übrigens tatsächlich regelmäßig ein vergleichbarer Katamaran in Hamburg vor Anker: Der Holunder-Jet, er pendelt zwischen der Hansestadt und Helgoland.
Aus der voreingestelltenund übersichtlichen Vogelperspektive sieht das ganze Szenario recht authentisch aus. Die Tatsache, dass Passanten (bis auf ein, zwei Alibi-Passagiere an Bord) gänzlich fehlen und Gebäude aus der Nähe wie Legohäuschen aufgesteckt wirken, trübt den zunächst positiven Gesamteindruck allerdings schon etwas. Je mehr ich mich aber vom Ufer entferne, desto realitätsnäher wirkt das Ganze dann wieder aus der Ferne. Wenn ich mit der Maus die Kamera um das Schiff kreisen lasse, im Hintergrund den alten Elbtunnel deutlich am rechten Elbufer ausmachen kann und das gigantische Blohm&Voss-Schwimmdock links entdecke, dann denke ich mir: „Kick an, mien Jung, wie to Huus“. Doch bevor ich mich zu sehr von der Szenerie ablenken lasse, gilt es den regen Schiffsverkehr im Auge zu behalten – ich möchte das „realistische Schadensmodell“ ja nicht gleich zu Beginn auf die Probe stellen. Meine Position, den Kurs sowie die abzufahrenden Wegpunkte erkenne ich deutlich grün umrandet auf der Karte oben rechts. Dabei ist es praktisch, dass der Maßstab der Karte und ihre Transparenz im Verhältnis zum Hintergrund beliebig angepasst werden können. Übrigens: Wer zwei Monitore verwendet, bildet die Karte mit all ihren Informationen zu Wassertiefen, Schiffsverkehr und Wegpunkten im Vollbild auf dem zweiten Monitor ab.
Einmal große Hafenrundfahrt, bitte
Weiter geht’s stromaufwärts zum neuen Kreuzfahrt-Terminal. Nachdem ich den Red-Jet auf die richtige Fahrrinne gesteuert habe, finde ich Zeit, erstmals die Brückenansicht zu aktivieren. Plötzlich befinde ich mich im „Cockpit“ eines modernen Katamaran-Schnellbootes. Alle wichtigen Anzeigen finde ich in Sichtweite: Radar, Karte, sowie alternativ per Maus zu verwendende Schubregler und das Steuer. Außerdem kann ich mich frei umsehen und mit dem Mausrad ein Fernglas aktivieren, dessen Vergrößerung sich stufenlos verändern lässt.
24 Schiffe sind steuerbar – eine Auswahl: – ADF Vermaas (Containerschiff) |
Habe ich da steuerbords nicht gerade das Musical-Theater „König der Löwen“ erkannt? Am Kreuzfahrtterminal werde ich via Wegpunkt zum Wenden angehalten. Ok, schnell per Tastatur den Schub verringert und gleichzeitig das Ruder eingeschlagen und weiter geht’s wieder stromabwärts, vorbei an der Elbphilharmonie, die man ebenfalls deutlich erkennen kann.
Jetzt ist eine gute Gelegenheit einmal den „Walkthrough“ auszuprobieren. Die sich ständig wiederholende Hand voll zufälliger Funkschnipsel, mit denen man auf der Brücke traktiert wird, fangen auch schon etwas an zu nerven. Warum hat man hier nicht situationsbedingten „passenden“ Funkverkehr integriert? Wieso kann ich nicht per Mausklick eigene Funkanfragen senden, auf die dann auch die entsprechende Antwort kommt? Zurück zum Walkthrough: Die Entwickler ermöglichen es dem Spieler in dieser „Kameraansicht“ auf fast allen Schiffen (bis auf die kleinen Boote, den Kran und die Bohrinsel) wortwörtlich „herumzulaufen“. Das kann man sich dann so ein bisschen wie in einem Ego-Shooter vorstellen, nur eben ohne Knarre. Denn trotz aller aktuellen Ereignisse ist ein „Hansa Stavanger“ – Szenario (noch) nicht integriert. Überhaupt geht alles recht zivil zu, bis auf ein Polizeiboot sucht man Feuerwehr- oder gar Militärschiffe vergebens. Am Ende jedes erfolgreich abgeschlossenen Einsatzes hat man die Möglichkeit, die Mission mit bis zu vier Sternen zu bewerten. Wenn man online geht, sollen die übermittelten Daten den Entwicklern dabei helfen, künftig bessere Missionen zu designen. Ich hätte es begrüßt, wenn man selbst mehr Feedback bekäme. Ein Einsatz kann nämlich nur gemeistert werden oder eben nicht. Immerhin: Bei Erfolg steigt man im jeweiligen Rang (Motorboot, Passagierschiff etc.) auf und darf sein Ranking innerhalb seines Profils bewundern. Das kann anfangs durchaus motivieren.