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Rome: Total War (Taktik & Strategie) – Rome: Total War

Es kam, es sah, es siegte: Rome – Total War begeistert gerade mit einem Schnitt von 91 % die internationale Spielepresse. Bevor wir uns in die euphorische Phalanx der Superlative einreihen, wollen wir einen Experten zu Rate ziehen, der sich mit Römern und Strategie bestens auskennt. Wir haben keine nekromantischen Mühen gescheut und Gaius Julius Cäsar (100 – 44 v.Chr.) um sein Urteil gebeten.

© Creative Assembly / Activision / Sega

4Players: Also der Matsch lässt Sie ja gar nicht mehr los! Andererseits gibt es keinen vergleichbaren Titel, der auch noch den Untergrund so natürlich darstellen würde. Und es gibt ja ab und zu Furten, die die Truppen verlangsamen. Aber Sie haben Recht, was die Geländetaktik angeht: Von oben kämpft und schießt es sich besser als von unten, im Wald kann man Deckung finden, nach unten stürmt es sich besser. Und überforderte Einsteiger können das Spiel ja auch ohne diese Moral und die Ausdauer spielen, sogar bequem pausieren und Befehle geben, bei Bedarf vorspulen oder jede Schlacht automatisch austragen lassen.

Gaius Iulius Caesar: Ein Frevel! Dann wird das Ganze ja noch leichter! Wo bleibt da die Herausforderung? Davon kann ich nur abraten, denn ich habe beim automatisierten Krieg meine besten Generäle verloren, da sie sich überstürzt in den Feind geworfen haben. Ich trage meine Schlachten von der ersten bis zur letzten Sekunde lieber selbst aus.

Ihr könnt Mauern mit Bogenschützen bemannen.
4Players: Aber finden Sie nicht auch, dass die römischen Truppen gerade zu Beginn gegen die Gallier zu stark sind? Ihre Anführer sind viel zu todesmutig und sterben bei sinnlosen Kavallerie-Angriffen, ihr Volksaufgebot löst sich schnell auf und selbst in großer Überzahl sind sie kaum mehr als Schwertfutter.

Gaius Iulius Caesar: Haben Sie mir nicht zugehört? O sancta simplicitus! Ich erwähnte bereits das schwache Verhalten des gegnerischen Generals. Aber das heißt nicht, dass die Römer zu stark wären: Ein Legionär wiegt einfach zehn gallische Krieger auf! Es sind Disziplin, Härte und Ausrüstung, die unsere Truppen so erfolgreich gemacht haben. Nur die Panzerreiter der Parther konnten unsere Legionen ernstlich bedrohen. Natürlich ist es eine größere Herausforderung, auf gallischer, britischer oder germanischer Seite gegen Römer zu kämpfen. Und selbst das ist ja in diesem Spiel möglich! Sie tun ja gerade so, als seien die elenden Barbaren bewusst benachteiligt worden…

4Players: …na ja, wenn der Nachteil historisch nachvollziehbar ist. Und immerhin kann man als Gallier den Kriegsschrei einsetzen, der selbst gestandenen Legionären das Fürchten lehrt. Aber zurück zu den anderen Völkern. Wenn man z.B. Daker, Thraker, Numider oder Armenier komplett besiegt hat, kann man sie auch in der Kampagne spielen. Und tatsächlich kämpft es sich gegen Parther und Karthager wesentlich schwerer als gegen Gallier. Wenn man schließlich Rom und 50 Provinzen erobert hat, werden alle anderen Völker freigeschaltet.

Gaius Iulius Caesar: Eine motivierende Methode, um den Spieler bei der Stange zu halten. Das Spiel ist wirklich pompös, was das Truppen- und Völkerangebot angeht. Außerdem dürfte es sehr interessant sein, sich in die Rolle eines ägyptischen Feldherren zu mogeln – nur aus Interesse, ich war ja mal dort.

4Players: Und als Ägypter hat man nicht nur wesentlich mehr Geld zur Verfügung als ein Daker, sondern auch andere Truppentypen wie schnelle Kriegswagen oder Kamelreiter. Außerdem ist das Angebot heiratsfähiger Frauen nicht zu verachten. Sie hatten laut unserer Recherchen sogar drei?

Von Anfang an kümmern sich Berater um eure Ausbildung. Tutorial und Hilfen sind vorbildlich.

Gaius Iulius Caesar: Ihre Recherchen interessieren mich nicht. Das kann jeder Trottel nachlesen. Aber die Familienpolitik wird in diesem Spiel sehr gut simuliert. Es gibt sogar einen Stammbaum und man muss sich frühzeitig darum kümmern, wen man als Schwiegersohn akzeptiert und wo man seine nutzlosen Verwandten einsetzt.

4Players: Was halten Sie vom Senat? Er erteilt immer wieder Aufträge im Sinne Roms, die zwar Geld und Ansehen einbringen, aber den eigenen strategischen Plänen im Wege stehen könnten. Etwa, wenn man mit seinen Legionen in Nord-Gallien kämpft und man plötzlich Karthagos Hafen blockieren soll.

Gaius Iulius Caesar (mit bohrendem Blick): Er war mir damals ein Dorn im Auge. Er ist mir heute ein Dorn im Auge. Aber Sie haben Recht, denn das Spiel simuliert das Machtverhältnis und die Beziehung vor der Entmachtung dieses Altherren-Rates ausgesprochen realistisch: Man muss eine gute Balance finden, um sowohl den Interessen Roms als auch den eigenen Zielen gerecht zu werden. Und das Schöne ist: Wenn man endlich stark genug ist, überschreitet man den Rubikon und unterwirft ganz Rom!