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Ridge Racer: Unbounded (Rennspiel) – Ridge Racer: Unbounded

Manchmal ist die Luft einfach raus, die Bremsen sind eingerostet, der Auspuff durchlöchert und der Motor gibt nur noch ein gequältes Stottern von sich. Höchste Zeit für eine Generalüberholung! Das dachte man sich auch bei Namco und hat Ridge Racer in die Werkstatt geschickt, um das alternde Konzept mit westlicher Hilfe umzukrempeln. Rast man mit Unbounded aus der Krise oder hätte man sich die Neuausrichtung sparen sollen?

© Bugbear Entertainment / Namco Bandai

Eroberung von Shatter Bay

Viele Objekte auf und abseits der Piste lassen sich zerstören, um den Punktestand in die Höhe zu treiben.
Viele Objekte auf und abseits der Piste lassen sich zerstören, um den Punktestand in die Höhe zu treiben. © 4P/Screenshot

Abgesehen von den Dominations- und Vernichtungsrennen finden im Rahmen der Karriere auch eher klassische Disziplinen statt: In den Shinto-Events ist das Zerstören von Gebäuden z.B. tabu – hier steht vor allem der Positionskampf im Vordergrund und die gesammelte Power wird vornehmlich in den Nitro investiert. Das Abschießen von Konkurrenten ist aber auch hier möglich, was vor allem die KI gerne ausnutzt, die sich durch das Gummiband auch in diesem Modus unfaire Vorteile verschafft. Beim Zeitfahren geht es zum Glück alleine auf die Pisten, die meist mit fantasievollen Rampen, Halfpipes und entsprechend vielen Sprüngen aufwarten. Während der Fahrt sollte man möglichst viele Symbole einsammeln, um die Uhr für ein paar Sekunden anzuhalten. Klar, dass sich diese manchmal an schwer zu erreichenden Stellen befinden, die mit einem gewissen Risiko verbunden sind. Der Modus wird hin und wieder variiert, so dass man z.B. nicht nur gegen die Uhr, sondern auch eine Polizei-Armada antritt. Skurril: Obwohl ich bei manchen Missionen die Zielzeit auf die Hundertstelsekunde genau für die Top-Wertung mit drei Sternen erreicht hatte, wurde sie mir nicht als Sieg anerkannt und ich wurde lediglich mit zwei Sternen belohnt.

Die Auslagerung des HUD in die Kulisse hat Stil.
Die Auslagerung des HUD in die Kulisse hat Stil. © 4P/Screenshot

Die letzte Disziplin sind die Drift-Wettbewerbe, die erst dann funktionieren, wenn man das eher ungewöhnliche Prinzip hinter der Mechanik verstanden hat. Normalerweise wird das Schlittern durch die Kurven entweder durch einen schnellen Richtungswechsel oder das kurze Antippen der Handbremse eingeleitet. Hier nicht – stattdessen muss man den Knopf fürs Driften gedrückt halten, was zwei Probleme mit sich bringt: Zum einen fühlt es sich nicht intuitiv an, weil man in der Regel nicht auf diese Weise über die Pisten von Videospielen und schon gar nicht von einem Ridge Racer schlittert. Das letzte Mal, wo ich diese Mechanik erlebt habe, war beim Mario Kart-Klon Sonic & Sega All-Stars Racing. Zum anderen wird an keiner Stelle erwähnt, dass man es hier so machen muss. Ein ordentliches Tutorial oder Hinweise auf den Ladebildschirmen hätten Wunder gewirkt, denn wer klassisch driftet, hat kaum noch Kontrolle über den fahrbaren Untersatz! Doch selbst wenn man irgendwann den Bogen raus hat, sind die Rutscheinlagen nicht das, was man von einem Ridge Racer erwartet – es fühlt sich hier einfach nicht so rund an und man verliert oft zu viel Tempo bei dem Versuch, die Kurven mit Stil zu nehmen! Mit etwas Ein- und Umgewöhnung kann man sich zwar ganz gut auf die neue Mechanik einstellen, doch hätte ich den bewährten Ansatz trotzdem bevorzugt.

In Shatter Bay dreht sich alles um den Gewinn von Punkten, denn sie öffnen die Türen zu weiteren Events und lassen mich in der Rangliste weiter aufsteigen, was mir den Zugriff auf neue Bezirke und Boliden erlaubt. Event-Punkte werden nicht global, sondern für jeden der neun Bezirke von Shatter Bay einzeln gesammelt. Dabei muss man sich teilweise ganz schön anstrengen, wenn man den Zugang zu allen sieben Veranstaltungen jedes Bezirks erhalten möchte. Der Fahrerrang setzt sich dagegen aus allen erreichten Ergebnissen zusammen.

Wiederholungsgefahr

Oft reicht ein gezielter Rempler, um einen Neuwagen in ein unbrauchbares Wrack zu verwandeln.
Oft reicht ein gezielter Rempler, um einen Neuwagen in ein unbrauchbares Wrack zu verwandeln. © 4P/Screenshot

Trotz der unterschiedlichen Gebiete gleichen sich die Schauplätze oft zu sehr und zumindest Teile von ihnen werden auch zwischen den Bezirken ausgetauscht. Die Folge: Selbst in frisch freigespielten Events wird man immer wieder von einem Déjà-vu heimgesucht. Nicht nur hinsichtlich der Zerstörung und den mäßig modellierten Fahrzeugen mit ihrem rudimentären optischen Schadensmodell werden die Flatout 2-Wurzeln deutlich – auch die Technik erinnert an den Spaßraser aus dem Jahr 2007. Die Details an Gebäuden, Boliden und Asphalt befinden sich auf einem ähnlichen Niveau, doch haben die Entwickler hinsichtlich der Beleuchtung zugelegt und werten die Kulissen immer wieder mit schicken Lichteffekten auf, die den vorherrschenden Braun- und Grautönen etwas mehr Glanz verschaffen. Stylisch ist die Einbettung von Abständen und Rundenzahl an die Gebäudefassaden, Brücken oder Leitplanken – so muss ein modernes HUD aussehen. Im Gegenzug hat man aber leider einen Innenspiegel vergessen. Stattdessen deutet lediglich ein rotes Schimmern am unteren Bildschirmrand die ungefähre Position der Verfolger an – alternativ hilft auch ein Blick zurück. Während die beiden Außenansichten gelungen sind, ist die Innenansicht viel zu tief angesetzt. Das wirkt zwar schneller, doch leidet darunter die Übersicht; vor allem, wenn man durch Mauern und andere Hindernisse prescht.