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Resident Evil 2 (Action-Adventure) – Zurück in Raccoon City

Manchmal erheben sich nicht nur Zombies, sondern auch Videospiele aus ihren Gräbern, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Für das Remake von Resident Evil 2 hat Capcom den Klassiker aus dem Jahr 1998 exhumiert und mit viel Aufwand runderneuert. Sorgt der modernisierte Survival-Horror auch 2019 für Gänsehaut?

© Capcom / Capcom

Düsterer als das Original

Im Vergleich zum Vorbild wirkt alles düsterer, zudem zieht die explizite Gewaltdarstellung deutlich an: Spätestens wenn Eingeweide aus zerteilten Körpern quillen, einzelne Sehnen bei finalen Bissattacken herausgerissen und Schädel zermatscht werden, zeigt der Horror sein hässliches und mitunter widerliches Gesicht. Darüber hinaus sorgen die aufwändig gestalteten Figurenmodelle für Begeisterung. Nicht nur die Protagonisten strotzen vor Details und überzeugen vor allem in den stark inszenierten Zwischensequenzen mit einer lebensechten Mimik. Auch Nebenfiguren und die monströsen Kreaturen sehen klasse aus! Zwar finden sich unter den Zombies einige Doppelgänger, aber an den verwesenden Gesichtern, die man durch Beschuss sogar noch weiter in mehreren Stufen entstellen kann, erkennt man Parallelen zur TV-Serie The Walking Dead, in der ambitionierte Maskenbildner die untote Meute ebenfalls mit schockierenden und gleichzeitig beeindruckenden Fratzen zum Leben erwecken. Kein Wunder, dass sich die Figurenmodelle neben Artworks und alternativen

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Die Kampagnen weisen zwar viele Parallelen auf, aber auf die kleine Sherry Birkin trifft z.B. nur Claire. © 4P/Screenshot

Outfits zur genauen Betrachtung freischalten lassen, indem man bestimmte Herausforderungen meistert oder einfach nur in der Kampagne voran kommt.

Plattformübergreifend zeichnet sich Resident Evil 2 durch eine beeindruckende Technik aus. Selbstverständlich wirkt der Horror auf den leistungsfähigeren Konsolenmodellen dank höherer Bildraten und mehr grafischer Details bei höher aufgelösten Texturen etwas imposanter als auf den Standard-Versionen. Doch auch dort kommt das herrlich-schaurige Ambiente aufgrund der sauberen Darstellung und großartigen Beleuchtungvoll zur Geltung. Der PC übertrumpft sie allerdings alle: Mit einem potenten System in Kombination mit der enormen Auswahl bei den Grafik- Einstellungen bekommt man die visuell ansprechendste und hinsichtlich Performance beste Version, auch wenn sich die Unterschiede zu den Top-Modellen von Sony und Microsoft erst bei einem genaueren Hinsehen offenbaren und oberflächlich betrachtet kaum auffallen.        

Alles bleibt anders

Während man sich bei der Gestaltung der Schauplätze und Figuren möglichst nah am Vorbild orientiert, injiziert man der Spielmechanik einige Neuerungen, die teilweise schon in gleicher oder ähnlicher Form in anderen Titel der Reihe zum Einsatz kamen. Zusammen mit dem Wechsel zur Schulterperspektive ist es hier im Vergleich zum Original z.B. möglich, sich beim Schießen oder mit gezückter Waffe weiterhin zu bewegen. Zudem wird das Arsenal um Verteidigungsobjekte erweitert, die erstmals in der GameCube-Neuauflage von Resident Evil verwendet werden konnten, wenn man von einem Gegner in die Mangel genommen wird. Ist man entsprechend ausgestattet, lassen sich die Attacken abwehren, indem man den Angreifern ein Messer in den Schädel rammt oder eine Granate in den Mund steckt. Cool: Wer nicht bis zur Explosion warten will, kann die Aktion auch mit einem beherzten Schuss beschleunigen. Tatsächlich erweist sich der Einsatz von Verteidigungsobjekten gerade im Hinblick auf Splittergranaten häufig effektiver als mit Schusswaffen, zumal man Messer sogar wieder einsammeln und mehrfach verwenden darf. Ärgerlich dagegen, dass es hier im Gegensatz zu den Revelations-Ablegern keine Ausweichmechanik gibt und man aufgrund vieler enger Gänge kaum eine Chance hat, einfach an Gegnern vorbeizulaufen. Stellenweise kann man immerhin dafür sorgen, dass sie sich gar nicht erst den Weg stellen. Durfte man im Originalspiel durch

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Wie viel die Gegner einstecken können, hängt eher vom Zufall oder dem unsichtbaren Skript im Hintergrund ab. © 4P/Screenshot

die Reparatur eines Sicherungskasten irgendwann elektrische Rollläden als Schutzmaßnahme herab lassen, verbarrikadiert man hier die offenen Fenster wie schon bei Resident Evil 7 mit zuvor gefundenen Holzplanken.

Fragwürdige Trefferwirkungen

Trotzdem lässt sich die direkte Konfrontation nicht immer vermeiden. Dabei fällt schnell die unausgewogene Trefferwirkung auf, die offenbar auf Zufall basiert. Manchmal reicht ein einziger Schuss mit der Standardpistole aus, um den Schädel eines Zombies zu zerbröseln. In anderen Momenten bringt man sie selbst dann nicht zu Fall, wenn man gefühlt ein komplettes Magazin mit sicheren Kopftreffern leert. Oft fragt man sich auch, wie die Untoten nach einer ausgiebigen Bleikur doch immer wieder aufstehen können. Das riecht nicht selten nach einer fragwürdigen Designentscheidung, um den Spieler künstlich von seinem gesammelten Munitionsvorrat zu erleichtern oder eine dramatischere Situation heraufzubeschwören. Leider ist dieses Spielchen schnell durchschaut und wirklich nachvollziehbar sind die unterschiedlichen Trefferwirkungen nicht. Schön dagegen, dass die Zombie-Meute in vielen Bereichen jetzt auch verschlossene Türen aufbrechen und den Spieler durch mehrere Räume verfolgen kann.


  1. So, jetzt habe ich auch endlich mal mein erstes Resident Evil beendet. Fand den Titel richtig klasse und werde heute Abend dann direkt mit New Game+ die Claire Kampagne starten.
    Nur eine Sache fand ich komisch:

    Spoiler
    Show
    Ada wird angeschossen und fällt in einen bodenlosen Abgrund. 10 Minuten später wirft sie Leon einen Raketenwerfer zu. Hä, hab ich was verpasst? Ich nehme das Spiel ja nicht zu ernst und finde auch, dass die Dialoge so cheesy wie sie sind genau in das Szenario passen. Aber das fand ich dann doch unnötig unlogisch.

  2. lieber michael, ich habs jetzt durchgespielt und mir den test auch heute endlich durchgelesen, denn jedes
    gelesene wort koennte etwas im vorfeld vom spielspass abzwacken, also den test in worten lieber hinterher.. :P keine videos, keine tests, ich will alles unvoreingetrichtert erleben! :mrgreen: insgesamt passt der test mit seinem inhalt, das spiel bietet genug abwechslung um einen resi 2 kenner zu fesseln, ist beeindruckend schoen und mir gefaellt im grunde auch die ungewissheit darueber wieviel kugeln die biester schlucken. der grosse minuspunkt und was im test fuer verwirrung sorgt und dann einfach gar nicht angesprochen wird, ist die tatsache, dass die sogenannte tolle soundkulisse komplett fehlt. anscheinend hat michael vergessen, dass resi 2 damals komplett mit gruseliger musik vertont war. die fehlt einfach KOMPLETT und damit die spannung im spiel. ich rede nicht vom salz in der suppe sondern der haelfte vom schweinebraten. die dialoge sind doch eh egal, wenn einem die musik wie damals zu einem zwerg schrumpfen laesst, damals zumindest... resi 2 remake, ja, soweit hat capcom ueberzeugt, bloss hat man in der soundtrackabteilung anscheinend geschlafen. ich bin dadurch leider nicht komplett befriedigt worden. 82%, fuer das remake und 88% fuer das original, so seh ich die welt. ;)

  3. DancingDan hat geschrieben: 29.04.2019 13:56 Hast du Nvidia? Da soll wohl neue oder ältere Treiber-Version helfen.
    Kann natürlich auch eine Treiber-Sache sein...
    Habe eine Quadro P5000, die wird nicht immer so schnell aktualisiert wie die GTX-Reihe mit ihren Game-readys ^^

  4. oppenheimer hat geschrieben: 29.04.2019 13:10Ja, das hatte ich auch. Wenn ich mich recht entsinne, musste ich das Spiel auf 30 fps beschränken, dann war das Problem absurderweise gelöst, auch mit maximalen Details.
    Dachte, die hätten das mittlerweile gepatched, aber war wohl zu viel verlangt.
    Ok, danke für den Tipp!

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