Artjom Sergejewitsch Dsjuba. Wie viele andere habe ich den Russen im Vorfeld natürlich nichts zugetraut. Es gibt ja kaum namhafte Spieler, dazu war ihr Fußball grausam anzusehen. Aber noch mehr als die Siege der Sbornaja, die sie tatsächlich bis ins Viertelfinale trugen, hat mich dieser Dsjuba überrascht – irgendwie hat seine einfache Spielweise den Fußballnostalgiker in mir geweckt. Ich fand ihn cooler als Kane. Zumindest bis zu diesen Veneneinstichen…
Warum erzähle ich das? Vielleicht, weil er mich als Dortmund-Fan an Jan Koller erinnert, der ein ähnlicher Stoßstürmer war. Vielleicht, weil ich
im Zeitalter von sich weg streikenden oder peinlich schauspielenden Multimillionärs-Zicken von Dembélé bis Neymar ein wenig die Schnauze voll habe von vermeintlichen Stars. Auch ein Weltmeister wie Griezmann ist mir spätestens seit seinem Kasperjubel à la Fortnite unsympathisch. Ähnlich wie die Isländer bei der EM haben die Russen mit der Euphorie im Rücken jedenfalls demonstriert, dass ein engagiertes Team über all die überbewerteten Diven oder angebliche Favoriten hinauswachsen kann. Selbst engagierte Top-Spieler wie Modric, Rakitic & Co standen kurz vor dem Aus.
Stagnation im Jahresrhythmus
Gerade in diesen Turnieren kann das Kollektiv über das Kapital, der No-Name-Kicker über die voll vermarktete Prominenz mit ihren Millionen Followern siegen. Überraschung, Ungewissheit, ein Underdog kann gewinnen
– das ist für mich Fußball
. Natürlich gibt es das noch, man denke u.a. an Leicester oder Frankfurt im Pokal. Sowohl in der realen Bundesliga als auch digital dominiert allerdings die Stagnation der Favoriten im Jahresrhythmus. Der FC Bayern wird auf unbestimmte Zeit Meister![[GUI_STATICIMAGE(setid=84516,id=92573368)] [GUI_STATICIMAGE(setid=84516,id=92573368)]](https://dev.4p.de/wp-content/uploads/sites/13/2024/04/92573368-vollbild.jpg)
Beide Titel sind ja nicht schlecht, aber sie haben sich von der Award-Begeisterung vergangener Zeiten entfernt.
Es rockt nicht mehr so, wenn der Ball rollt oder über ihn geschrieben wird.
Und dennoch…
…da ist immer diese Neugier, diese naive Resthoffnung, dass der FC Bayern tatsächlich mal verliert, am besten in Serie, und der Bildschirm wieder so brennt wie anno PES 6.