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Populous DS (Taktik & Strategie) – Populous DS

Wer hat eigentlich die Spiele erfunden, die uns zu gestaltenden Göttern machen? Nein, mit Sonys antikem Rachefeldzug hat das nichts zu tun. Auch die japanischen Kreativköpfe von Nintendo bleiben außen vor. Es waren die britischen Entwickler von Bullfrog Productions. Schon mit ihrem zweiten Spiel Populous lösten sie 1989 eine Welle der Begeisterung aus. Und Firmengründer Peter Molyneux profitiert noch heute vom Ruhm der Godgames. Da kann doch bei der DS-Premiere nichts schiefgehen, oder?

© Marvelous Entertainment / Rising Star Games

Die böse Katastrophe

Oben die texturierte Landschaft, unten das Kartenraster zum Heben und Senken der Landschaft – keine Augenweide.

„Am Anfang gab es nichts als Leere…“ – so beginnt die Story, die im Intro als Lauftext eingeblendet wird. Sie erläutert kurz, warum es in einer fiktiven Welt zu einem Kampf zwischen Göttern und Dämonen kommt: Die Menschen wurden reich und dekadent, so dass sich das Böse in die Welt schleichen konnte. Damit nicht genug, begannen die Dämonen auch noch, die fünf magischen Kräfte zu missbrauchen: Erde, Wasser, Feuer, Wind und Ernte. Damit entfesselten sie Erdbeben, Feuerstürme und Missernten…

Leider wird die Story nicht mehr innerhalb der Kampagne weitergeführt – es gibt nur eine Ansammlung von zeitbegrenzten Duellen im Modus „Herausforderung“, die man als Erdgott gegen die Dämonen der fünf Kräfte startet. Dabei steigt man eine fünfstufige Levelleiter auf, die auch gleichzeitig den Schwierigkeitsgrad darstellt und schaltet weitere der insg. fünf Götter frei. Das ist ein wenig schade, denn da schlummerte durchaus ein wenig erzählerisches Potenzial, zumal es ja immer einen Antagonisten gibt: Windgott hier, Feuerdämon da.

Der Kampf der Götter

Was macht man also angesichts der Katastrophe? Zurückschlagen! Zunächst schlüpft man in die mächtige Haut des Erdgottes: Statt wohltätige Wunder zu wirken, muss man die Herzen der Gläubigen über geschickten Geländebau gewinnen, damit die kleinen Menschen sich ausbreiten, bauen und gedeihen können. Dasselbe versucht gleichzeitig der Gegner, dessen Treiben man auf einer Minikarte beobachten kann: Jedes Gefecht ist quasi ein Duell in Echtzeit zwischen zwei mächtigen Wesen – wobei der Computergegner allerdings je nach Schwierigkeitsgrad etwas schummelt; manchmal hat man das Gefühl, dass seine Bewohner trotz ungünstiger Voraussetzungen ungewöhnlich fruchtbar sind.

Aber man ist in den ersten Minuten noch ebenso nostalgisch wie euphorisch: Hey, das fühlt sich ja an, wie anno dazumal auf dem Amiga! Also hebt und senkt man fleißig mit dem Stylus auf dem unteren Bildschirm den Boden – während gleichzeitig die Zeit abläuft, nach der es zum finalen, jedoch überaus grausam inszenierten Duell zwischen allen lebenden Untertanen kommt: Wie Lemminge hauen sie sich nacheinander in diesem Lowdown auf die Pixelrübe.

Amiga, 1989: Populous sah damals fast sympathischer aus als heute: Man veränderte die Landschaft in einem Fenster mit texturierter Landschaft.

Spätestens hier bekommt das rosa Glas der Retrobrille erste Risse. Aber bevor es zu diesem Endkampf kommt, bauen die Untertanen je nach Freiraum selbständig Hütten, Häuser oder gar Städte. Wenn sie das tun und lange genug unbehelligt darin wohnen, steigt auch die „mediale Energie“ – und damit kann der Erdgott zerstörerische Kräfte wie Erdbeben, Meteoriten oder Sümpfe entfesseln. Sobald man die Möglichkeit dazu hat, sollte man auch zuschlagen. Und die Steuerung legt einem dabei keine Steine in den Weg – man kann schnell über eine kleine interaktive Karte in das Gebiet des Gegners wechseln, kann sowohl das Digikreuz zum feinen als auch den Stylus zum groben Scrollen nutzen.

Einen feurigen Gruß

Man klickt also bequem mit dem Stylus auf das feindliche Zielgebiet: Sobald man die Kraft entfesselt, spaltet sich der Boden, blubbern Sümpfe oder hagelt es Gestein; das ist zwar trotz eingestreuter Götteranimation keine Augenweide, aber überaus nützlich. Denn so kann man die Zahl der finalen Feinde dezimieren. Hat man mal keine mediale Energie mehr, kann man auch wie im alten Populous seine Fahne in das gegnerische Gebiet pflanzen und seine Leute dort versammeln, um sie danach kämpfen zu lassen; oder man baut einen besonders starken Krieger, der je nach Element Gegner versteinert, in die Luft wirbelt, zum Überlaufen bewegt oder Häuser verbrennt.

Innerhalb der sehr einseitigen Spielmechanik, die in einem immer gleichen Rhythmus aus Terraforming plus Warten plus Wunderwirkung verlangt, sind diese Methoden aber ganz klar zweitrangig, denn die göttlichen Kräfte, wie z.B. der Vulkan des Feuergottes, der gleich ein Drittel der Karte zerstört, sind überaus, fast schon zu mächtig. Also lässt man die geschickten und damit strategisch interessanten Züge gleich ganz weg und konzentriert sich auf die schnelle Zerstörung.