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Oxygen Not Included (Taktik & Strategie) – Komplexe Aufbau-Tüftelei

Nach über zwei Jahren hat Oxygen Not Included von Klei Entertainment den Early Access hinter sich gelassen. Die komplexe und fordernde Kolonieaufbau-Simulation gehört aktuell mit zu den am besten bewerteten Spielen auf Steam. Wir haben für den Test ausführlich den halben Asteroiden umgegraben und nebenbei viel über Physik gelernt.

© Klei Entertainment /

Stress bei der Arbeit

Die Dupes lassen sich nicht direkt steuern. Klickt man sie an, bekommt man nur haufenweise Informationen aufgelistet, aber keine Möglichkeit zur direkten Kontrolle. Hier ist das richtige Management beim Festlegen von Bauprojekten und die manuelle Priorisierung der Wichtigkeit der Tätigkeiten/Aufgaben wichtig, vor allem Alarmstufe gelb und rot sind Gold wert, sofern sich ein Dupe dummerweise irgendwo beim Graben eingeschlossen hat. Bei solchen seltenen Fällen muss man schnell sein und den Dupe retten, bevor er erstickt oder verhungert, was einen negativen Einfluss auf die Moral hätte. Immerhin sagt das Spiel meistens in solchen Fällen Bescheid.

Die Dupes haben eigene Vorlieben, Abneigungen, Stressreaktionen, Körperfunktionen und negative Talente wie Narkolepsie, Mundatmer oder „Furzer“ (schlechte Luft). Bei der Arbeit gewinnen sie je nach Tätigkeit an Erfahrung und lassen sich mit Talentpunkten spezialisieren – z.B. zum Koch, Künstler, Kreaturenzüchter, Aufwischer, Bergarbeiter oder Raketennavigator. Auch die Prioritäten, welche Aufgaben sie erledigen sollen, lassen sich einstellen. Überfordert man seine Dupes und kümmert sich nicht um ihre Bedürfnisse und ihre Zufriedenheit, geraten sie unter Stress und bringen den ganzen Laden mit Kotzerei, Flennerei oder wilden Zerstörungsorgien durcheinander – was optisch durchaus niedlich ist.

Manchmal interagieren die Dupes untereinander. Es sind Sprechblasen zu sehen, gefolgt von Daumen hoch oder Daumen runter. Und wenn es Dupe bei einem Unfall stirbt, wird getrauert. Dennoch hätten den Dupes etwas mehr Persönlichkeit und mehr Interaktivität gutgetan, zumal sie mit zunehmender Spielzeit in den Hintergrund rücken, da das große Ganze wichtiger wird als die Dupes.

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Dupes erhalten mit der Zeit neue Skillpunkte und können auf bestimmte Aufgaben spezialisiert werden. Die auswählbaren Hüte helfen bei der schnelleren Zuordnung. © 4P/Screenshot



So macht man Sauerstoff

Anfänglich dreht sich alles um die Sauerstoff-Versorgung – sowie um Nahrung. Es ist notwendig, eigenen Sauerstoff zu produzieren, denn nach wenigen Zyklen (fließender Tag-Nacht-Wechsel) ist die Starthilfe in Form von sich selbst auflösenden Sauerstoffsteinen verpufft und von den Dupes verbraucht. Mit einem Algen-Terrarium kann z.B. Sauerstoff produziert werden, sofern man Wasser und Algen bereitstellt – oder man filtert die verschmutzte Luft mit Sand, wodurch Sauerstoff freigesetzt wird. Sauerstoff wabert als freies Gas durch die Koloniestollen und an jedem Fleck kann man sich anzeigen lassen, wie hoch die Masse pro Grid (Kästchen) ist. Sollte es an manchen Stellen zu wenig Sauerstoff geben, können die Dupes dort trotzdem kurz arbeiten, da sie die Luft anhalten können – was jedoch Stress verursacht. Viel später und nach entsprechenden Forschungseifer kann man Wasser durch Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff trennen, was allerdings Strom kostet.

Simulierte Komplexität

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Gelegentlich darf man neue Dupes oder andere Sachen ausdrucken, wenn man möchte … © 4P/Screenshot

Um einen kleinen Blick für die Komplexität der Simulation zu bekommen, muss man verinnerlichen: Für jedes kleine Kästchen, aus dem die Spielwelt besteht, werden laufend allerlei Berechnungen angestellt. Welche Gase oder Flüssigkeiten sind dort und wie verhalten sie sich? Wie warm/kalt ist es? Wieviel Masse von was ist dort? Wie beeinflussen die anderen Felder mit ihren Inhalten dieses Feld? Wie schön sieht das Feld aus (Dekoration gegen Stress)? Sind dort Oberflächenkeime vorhanden, mit denen sich die Dupes anstecken können? Ist dort etwas gebaut worden und wenn ja was? Ist es ein Weltallfeld? Wie ist die Lichtintensität? Welcher Raumtyp ist zugewiesen worden? Liegen dort elektrische Kabel, Flüssigkeitsröhren, Leitern, Transportröhren oder Förderbänder?

Viele Werte werden in ihren korrekten physikalischen Einheiten angegeben. Strom in Volt, elektrische Leistung in Watt, gespeicherte Energie in Joule, Temperatur in Celsius, Masse in Gramm, Licht in Lux,

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Hier wird ein zu kleines Wasserbecken in ein größeres Becken entleert. Der Geysir produziert leider sehr heißes Wasser. © 4P/Screenshot

der Energieverbrauch bei den Dupes in kcal und dann ist da noch die spezifische Wärmekapazität.

Man sollte keine Berührungsprobleme mit solchen Angaben haben, die bei jedem Werkstoff, Gegenstand etc. in der ausführlichen Datenbank präsentiert werden. Auch die unterschiedlichen Aggregatzustände und Übergänge sind dort verzeichnet, die ebenfalls simuliert werden.