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Ori and the Will of the Wisps (Plattformer) – Ein technisches Meisterwerk

Microsoft zeigt sich wieder von seiner Multiplattform-freundlichen Seite – und Moon Studios von seiner technisch versierten. Mit Ori and the Will of the Wisps wurde kürzlich überraschend auch der zweite Teil des offenen Ausnahme-Plattformers für die Switch veröffentlicht. Auf der Xbox One hatte dieser allerdings mit technischen Problemen zu kämpfen. Lässt sich die aufwändige Kulisse also überhaupt vernünftig für ein mobiles System umsetzen? Wir überprüfen es im Test.

© Moon Studios / Microsoft

Ja, das ist wirklich die Switch!

Hab ich da wirklich grad die Switch angeschaltet? Eigentlich ist die Frage unsinnig, schließlich halte ich den Switch-Controller in der Hand. Doch mein Unterbewusstsein scheint nach wie vor skeptisch zu sein, das hier alles mit rechten Dingen vorgeht. Eine derart hübsch animierte Naturkulisse voller physikalischer und Partikel-Effekte hätte ich nicht einmal von den Moon Studios erwartet! Sicher, im Hintergrund erinnern die Pixelkanten von Eule Ku oder der vom Wind geschüttelten Trauerweiden daran, dass ich nicht vor meinem PC mit der GeForce RTX 2080 Ti sitze – und auch im Vordergrund hat der eine oder andere Erdhaufen eine nicht ganz so scharfe Textur verpasst bekommen.

Bei genauem Hinsehen bemerke ich außerdem die 900p-Auflösung im Dock-Betrieb. Doch von solchen Details abgesehen gehört das Spiel zu den beeindruckendsten Ports und 2D-Kulissen allgemein, die mir bisher auf Switch untergekommen sind! Wenn doch nur alle horizontalen Metroidvanias so schick aussähen, statt mit Pixel-Nostalgie auf Nummer Sicher zu gehen.

Besser als auf Microsofts eigener Konsole?

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Schummrig-schön! Die sich im Wind wiegende Vegetation lässt sich auf Bildern nur erahnen. © 4P/Screenshot
Wer mehr über inhaltliche Details erfahren möchte, sollte sich den Test des Originals anschauen. Dort gehe ich näher auf die nützlichen neuen Attacken und Fähigkeiten des sympathischen Waldgeistes Ori ein. Im offenen Metroid-Stil begibt er sich auf die Suche nach dem verschollenen Eulenfreund Ku. Neben der Geisterklinge gibt es im kniffligen Abenteuer z.B. einen Dreierpfeil, einen Greifhaken, eine Grabfähigkeit oder die beliebte Umkehrfunktion gegnerischer Projektile, mit der sich Ori nach etwas Übung elegant durch die Levels katapultiert – alles sehr hübsch und griffig umgesetzt!

Überrascht war ich trotz nur mäßiger grafischer Abstriche, dass das Spielgefühl nicht ansatzweise so sehr unter Bildratenproblemen leidet wie zum Start auf der Xbox One X (trotz ihres etwa sechs mal so leistungsfähigen Grafikchips). Die „Mini-Freezes“ lassen das Bild hier beim Nachladen viel seltener und kürzer einfrieren, so dass das Ergebnis meist angenehm flüssig wirkt. Hier und da werden die 60 Bilder pro Sekunde zwar nicht gehalten, es bleibt aber fast immer sehr gut spiel- und steuerbar.

Technische Tricks

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In Bewegung fällt es gar nicht so auf, dass Objekte am Rande (wie die Pflanze links vorne) dynamisch ein wenig herunterskaliert werden. © 4P/Screenshot
Mit welchen Tricks die dynamische Beleuchtung auf vorberechnete Bildbereiche umgemünzt wurde und welche weiteren Kniffe zum Einsatz kamen, sieht man übrigens in einem Special von Eurogamers Technik-Ressort Digital Foundry. Dort gewährt Studio-Mitgründer Gennadiy Korol einen ausführlichen Einblick in den eigens modifizierten Fork der Unity Engine (Spitzname „Moonity Engine“). Im mobilen Modus und seiner 720p-Auflösung fallen mir grafische Abstriche sogar noch weniger auf, während ich im Gegenzug bemerke, dass die Übersicht natürlich im ursprünglich vorgesehenen TV-Betrieb besser zur Geltung kommt. Weniger schön (aber auch nicht dramatisch) sind eine Hand voll Abstürze, die während des Durchspielens auftraten.