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Ori and the Blind Forest (Plattformer) – Reise durch den Zauberwald

Microsoft will noch mehr Arcade-Freude auf die Xbox One locken: Im Jump-n-Run Ori wartet ein wunderschöner Zauberwald darauf, vom Spieler erkundet zu werden. Vor drei Jahren nahm Microsoft das Projekt der Moon Studios unter seine Fittiche, um es zu einem Vorzeigetitel herauszuputzen. Auch eine PC-Fassung wurde veröffentlicht. Ist der Plan aufgegangen?

© Moon Studios / Microsoft

Sieht das schön aus…

Dass sich die Mühen visuell ausgezahlt haben, sieht man auf den ersten Blick: Egal, wer mir beim Zocken über die Schulter geschaut hat, der erste Kommentar lautete stets „Sieht das aber schööön aus!“ Auch ich habe mich sofort in den leuchtenden kleinen Wächtergeist und seine geheimnisvolle Umgebung verliebt. Während Ori mit geschmeidigen Bewegungen über den Waldboden trippelt, wiegen sich Farne im Wind und zwischen den knorrig verästelten Bäumen hängen unheilvolle Nebelschwaden. Im Hintergrund gibt es magisch bunte Lichter, die sanft die Umgebung erhellen. Im spielbaren Intro lebt der kleine Wächtergeist noch in trauter Zweisamkeit mit dem tapsigen Wesen Naru. Doch als sein Ziehvater nach einem Unfall stirbt, wird Ori dazu gezwungen, den Wald auf eigene Faust zu erkunden. Hat sein Verlust etwas mit dem Verschwinden magischer Lichter aus dem Wald zu tun, die offenbar von einer verbitterten großen Eule gestohlen wurden?

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Die feinfühlig reagierende Analogsteuerung macht das Hüpfen und Kämpfen zu einer griffigen Angelegenheit. © 4P/Screenshot
Die Geschichte an sich hat mich zwar nicht mitgerissen, als mystische Rahmenhandlung für die Action funktioniert sie aber gut. Nach der ausführlichen Einleitung konzentriert sich der Ablauf auf die Erforschung des Waldes. Ab und zu treffe ich noch den einen oder anderen Bewohner, am meisten erfahre ich aber von Oris Gefährten „Sein“, den der Held zu Beginn des Abenteuers findet. Die glimmende Kugel schwebt stets über Ori und erklärt ihm an magischen Portalen, was hinter den magischen Kräften steckt, die im Kampf nützlich werden.

Es zischt und schwirrt

Das wichtigste Gadget sind kleine Leuchtgeschosse. Zu Beginn fand ich es etwas schade, dass sie automatisch gelenkt zum Ziel zischen. Doch während der knackig schweren Sprungpassagen lernte ich das System zu schätzen. Als ich zwischen bockschweren Stachelfallen herumturnte, war ich ziemlich erleichtert, dass ich nicht auch noch manuell auf die aggressiv attackierenden Gegner zielen musste. Um trotzdem ein wenig Herausforderung in den Kampf zu bringen, muss ich mich ziemlich nah an den Feind wagen, bis der Schuss sein Ziel findet. Auch die Gegner zögern ihrerseits keine Sekunde, mich blitzschnell mit explosiven Geschossen einzudecken. Ein aggressiver Frosch z.B. schleudert mir explosive Leuchtgranaten entgegen. Die an Decken hängende Glubschmonster lassen gerne mehrere Zeitbomben fallen, die mir mehrfach zusetzen können. Kurz gesagt: Es kommt an jeder Ecke zu knackigen, aber befriedigenden Scharmützeln, bei denen ich hellwach bleiben und ständig ausweichen muss.

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Je tiefer Ori in den Wald vorstößt, desto finsterer wird die verzauberte Welt. © 4P/Screenshot
Im Laufe des Spiels erwirbt Ori noch eine Reihe anderer Fähigkeiten, die neue Abschnitte im verzweigten Grottensystem eröffnen. Zuerst lernt Ori, sich in Wände zu krallen und so langsam an ihnen empor zu hoppeln; später klettert er einfach elegant und schnell hinauf. Mit Hilfe eines Doppelsprungs und einer zum Gleitschirm umfunktionierten Feder erreicht er später höhere Abschnitte, mit einer Stampfattacke durchbricht er poröse Durchgänge.

Coole Katapult-Tricks

Das mit Abstand coolste Gadget ist die vielseitige „Stoßen“-Fähigkeit: Nachdem ich lang genug mit ihr experimentiert hatte, habe ich erstaunlich viele Dinge mit ihr bewerkstelligt. Wenn vor mir z.B. bedrohliche Flammenkreise mit tödlichen Leuchtkugeln um sich ballern, drehe ich den Spieß um und benutze ihre Schüsse als Katapulte: Ich springe den Geschossen einfach entgegen, drücke im passenden Moment auf Y, ziele kurz mit dem Analogstick und werde in die gewünschte Richtung geschleudert. Dabei ist viel Timing nötig, denn oft muss ich erst einen zweiten Gegner provozieren, damit er ebenfalls ein paar Kugeln in meine Richtung abfeuert. Als an der gewünschten Stelle schließlich genügend Projektile durch den Himmel schwirren, gelange ich mit einer Katapult-Kombo auf einen abgelegenen Vorsprung. Der Stunt sorgt nicht nur für ein erhebendes Gefühl, sondern bringt mich auch zu einem fetten Steinbrocken, den ich prompt in den Abgrund schubse, wo er krachend eine brüchige Luke zerschlägt. Aah – genau: Jetzt ist unten endlich der Eingang frei!