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Operation Flashpoint: Dragon Rising (Shooter) – Operation Flashpoint: Dragon Rising

Blockbuster wie Call of Duty haben mit realistischer Kriegsführung etwa genau so viel gemeinsam wie Osama Bin Laden mit dem Friedensnobelpreis. Wer sich abseits der Hollywood-Inszenierung ins Gefecht stürzen will, schwört deshalb auch heute noch auf Operation Flashpoint oder die inoffiziellen Nachfolger der ArmA-Reihe, die vom gleichen Entwickler Bohemia Interactive stammen. Mit Dragon Rising versucht sich Codemasters jetzt selbst an einer Militärsimulation, in der ein fiktiver Konflikt zwischen China und den USA um die russische Insel Skira im Mittelpunkt steht. Wird man dem großen Namen und dem hohen Anspruch der Fangemeinde gerecht?

© Codemasters / Codemasters

Die Ego-Herausforderung?

Dass Codemasters mit der hauseigenen Ego-Engine im Rennspiel-Genre grafische Glanzpunkte setzen kann, bewies zuletzt Colin McRae: Dirt 2. Doch kann diese Entwicklungsumgebung auch eine riesige Spielwelt stemmen? Ja, sie kann. In den ersten Minuten ist man erstaunt, wie gut das neue Operation Flashpoint sowohl auf dem PC als auch den Konsolen aussieht. Die Sichtweite ist hoch und der malerische Sonnenuntergang haucht der Kulisse eine Idylle ein, die an alles andere als Krieg erinnert. Doch bereits nach kurzer Spielzeit werden einige Schwächen offensichtlich – allen voran die vielen Pop-Ups, die nicht nur in der Entfernung, sondern bereits auf kurze Distanz plötzlich auftauchen. Wer sich einmal zur Deckung nah an eine Mauer oder Wand bewegt, wird außerdem feststellen, wie grob und matschig die Texturen im Detail ausfallen, die teilweise an PS2-Zeiten erinnern. Mit einem potenten PC zaubert man merklich mehr Details auf den Bildschirm als es die Konsolenfassungen bieten, die zudem mit teilweise heftigem Tearing leben müssen, das man auf dem PC durch das Aktivieren der vertikalen Synchronisation eliminieren kann. Dazu gesellen sich einige Clippingfehler, bei denen etwa Arme von Fahrern durch Türen hindurch ploppen. Abgesehen von den technischen Defiziten hat die Insel Skira aber mit einem weiteren Problem abseits des Konflikts mit China zu kämpfen: dem Mangel an Abwechslung. Schnell hat man sich an Wäldern, Gräsern und den kleinen Dörfern satt gesehen und muss feststellen, dass irgendwie alles gleich aussieht.

Vehikel wie Panzer kommen in der Kampagne viel zu selten zum Einsatz und haben meist nur passive Auftritte.

Gut, der verhältnismäßig kleine Schauplatz bietet halt keine verschiedenen Klimazonen, die für mehr landschaftliche Variation sorgen könnten. Aber zumindest unterschiedliche Witterungsbedingungen wie etwa Einsätze im Regen wären ein kleiner Schritt in die richtige Richtung gewesen. Zudem ist die Insel erschreckend leblos. Außer Soldaten scheint es hier niemanden zu geben. Wo sind z.B. Zivilisten in ihren Dörfern oder Tiere, die durch die Wälder streifen und dabei vielleicht für Verwirrung sorgen?

PC-Baukasten

Hat man die kurze Kampagne überstanden, die nur durch mehrere Anläufe an kritischen Stellen in die Länge gezogen wird, kann man die Mission entweder erneut einzeln angehen oder sich ganz einfach neue basteln. Wie das? Dragon Rising bietet auch einen komplexen Editor, mit dessen Hilfe man sich weitere Aufträge erstellen kann. Mit wenigen Klicks sind feindliche Stellungen positioniert und wem der Mangel an Vehikeln in der Kampagne ähnlich sauer aufstößt wie mir, transferiert im Handumdrehen den gesamten Fuhr-, Flug- und Wasserpark auf die Karte, deren Landschaft allerdings nicht verändert werden darf. Ein weiterer Haken: Nur PC-Besitzer dürfen sich in diesem Baukasten austoben – Konsoleros bleiben außen vor.