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NHL 2005 (Sport) – NHL 2005

Eishockey bleibt Eishockey? Nicht in der Spielebranche! Hier wird der schnellste Mannschaftssport der Welt alljährlich neu aufgelegt. Ein bisschen Feintuning hier, ein bisschen Politur da – und schon kracht die Bande satter. Oder doch nicht? Wir haben uns mit NHL 2005 in EAs Kufentempeln ausgetobt und verraten euch, wieso EA am Award vorbeiskatet!

© EA Black Box / Electronic Arts

Zwischen Frust & Lust

Jetzt wäre der Open Ice-Frust noch zu bewältigen, wenn man denn auch ohne das manuelle Umschalten zum Erfolg kommen könnte. Und ja: man kann es auch. Dieses Jahr lässt es sich sogar leichter einnetzen als zuvor, wobei deutlich mehr spektakuläre Schüsse von der blauen Linie einschlagen.

Wraparound am Start: Neu ist dieses Jahr das automatisierte Umkurven des Tors. (Xbox)

Aber die eigene Sturmreihe verhält sich -genau so wie im Vorjahr- noch viel zu passiv: da skatet keiner in den freien Raum, da sucht kaum einer Lücken, um tödliche Zuspiele zu fordern. Klar kommt man auch so zum Torerfolg, klar macht NHL auch so Spaß.

Aber man vermisst einfach die intuitive Spieltiefe, diese magische Mischung aus Spaß und Realismus – die trägen Sturmpartner spielen einfach nicht intelligent genug mit. Das wird besonders deutlich, wenn man einfach mal stehen bleibt: Anstatt dass sich Team-Mitglieder freilaufen, bleiben gleich alle stehen! Der einzige Ausweg, um wirklich unerwartete Bewegung in den Angriff zu bringen, ist die komplizierte Open Ice-Kontrolle.

Nicht nur die eigene, auch die gegnerische Offensiv-KI lässt zu wünschen übrig: Lobenswert ist zwar, dass man schon auf der mittleren Schwierigkeits-Stufe im WM-Modus beobachten kann, wie der Kontrahent alles nach vorne schmeißt und den Torwart auswechselt, um vielleicht noch den Ausgleich zu erzielen. Aber die gegnerischen Goalgetter enttäuschen selbst auf „schwierig“ vor dem Tor viel zu oft mit billigen Schüssen und plumpen Moves, anstatt elegant zu umkurven oder mit Dekes zu glänzen. Selbst Anfänger werden die WM daher mit Außenseitern wie Deutschland schnell gewinnen – kein gutes Zeichen für Simulationsfreunde, die auf lange Sicht ihre Skills verbessern wollen. Das liegt jedoch auch an der komfortablen Verteidigung.

Beim Bully ist Taktik gefragt: Drei Formationen stehen zur Auswahl. (PS2)
Hinten dicht & donnernd

Denn so schlecht die Offensiv-KI abschneidet, so gut zeigt sich die Defensiv-KI. EA hat beim Verhalten der Hintermannschaft einen lobenswerten Fortschritt gemacht hat. Letztes Jahr bemängelten wir noch, dass man keinen zweiten Verteidiger hinzuziehen kann – dieses Jahr geht`s! Die durch Pro Evolution Soccer etablierte Doppeldeckung hat jetzt nach FIFA auch in NHL Einzug gehalten, so dass ihr auf Knopfdruck einen zweiten Verteidiger auf den gegnerischen Puckführer hetzen könnt.

Das ist ein herrlicher Zusatz, gerade in Multiplayerspielen, der die Defense enorm erleichtert. Denn die KI setzt hier nicht einfach zu bulligen Checks an, sondern stört auch schon mal durch kluges Halten oder Stochern, so dass man schnell wieder in Puckbesitz kommt. Und falls doch mal jemand durchkommt, kann man ihn selbst checken oder halten – übrigens auch ganz intuitiv mit dem rechten Analogstick als Hüftcheck, der zu den fulminanten Hinguckern dieses Jahres gehört.

Neues Schuss-System

Trotz der Kritik am Pass- und Offensiv-Verhalten kommt auf dem Eis prickelnde Spannung auf. Dazu tragen nicht nur die erstklassigen Animationen bei, die Torhüter mit vielen Glanzparaden in Szene setzen, sondern auch das neue Schuss-System, das jetzt zwei Tasten für den Schlag- und den Handgelenkschuss bietet. Gerade Letzterer sieht nicht nur sehr elegant aus, sondern bereichert die gefährlichen Torszenen. Außerdem richtet sich die Erfolgsquote nach der Qualität des Spielers: Wenn Colorados Joe Sakic einen Wristshot ins Netz jagt, jubelt das Eishockeyherz!