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NHL 2005 (Sport) – NHL 2005

Eishockey bleibt Eishockey? Nicht in der Spielebranche! Hier wird der schnellste Mannschaftssport der Welt alljährlich neu aufgelegt. Ein bisschen Feintuning hier, ein bisschen Politur da – und schon kracht die Bande satter. Oder doch nicht? Wir haben uns mit NHL 2005 in EAs Kufentempeln ausgetobt und verraten euch, wieso EA am Award vorbeiskatet!

© EA Black Box / Electronic Arts

Neues Pass-System

Was sofort auffällt, ist das neue Spielgefühl: NHL 2005 fühlt sich arcadiger an. Man hat in den ersten Spielminuten das Gefühl, an einem martialischen Check-Beat`em Up teilzunhemen, denn man kracht im Sekundentakt in die Bande. Außerdem ist NHL leichter, schneller und einfacher zu meistern als im Vorjahr, denn das simulationslastige Pass-System wurde komplett ersetzt.

Panik vor dem Kasten: Auch die Torhüter gänzen mit herrlichen Paraden und „Big Saves“. (Xbox)

Musste man anno 2003 noch die Länge, Richtung und Höhe des Zuspiels timen, reicht jetzt ein einfacher Druck auf die Pass-Taste. Das hat den Vorteil, dass die Lernkurve wesentlicher flacher und das Spiel auf den ersten Blick einsteigerfreundlicher ist.

Das hat allerdings den Nachteil, dass es jetzt weniger authentisch wirkt und dass weite Pässe in den Raum oder zu einem entfernten Mitspieler kaum möglich sind – zumal das einfache Checken ohnehin einen komplexeren Spielaufbau schnell im Keim erstickt.

Der Kurzpassautomatismus bevorzugt meist die nächste Anspielstation, was gerade Profis ärgern dürfte, die das Hartgummi schon mal gerne diagonal oder leicht gelupft auf die andere Seite passen; das leichte Anheben ist auch möglich, aber nicht so gezielt wie zuvor. Und ganz vermurkst ist das schnelle Passen: Man muss tatsächlich den Button dafür lange (!) gedrückt halten! Wie war das noch mit der Relativität von Zeit?

Offenes Eis für Schnelldenker

Aber EA hat sich etwas einfallen lassen, damit trotz Fließbandchecks und Kurzpassterror dynamische Spieltiefe aufkeimen kann: die Open Ice-Kontrolle. Dahinter verbirgt sich das aus FIFA 2004 bekannte System, das euch auf Knopfdruck die Kontrolle über einen freien Mitspieler gewährt, um mit ihm manuell in den freien Raum zu skaten. Jetzt könnt ihr zum richtigen Zeitpunkt die Pass-Taste aktivieren, um angespielt zu werden. Oder ihr aktiviert die Schuss-Taste, damit die von der KI gesteuerte Figur einen Schuss aufs Tor zimmert.
Was sich zunächst wunderbar anhört, entpuppt sich in der Spielpraxis als sehr knifflige und erst mit sehr viel Übung zu meisternde Steuerungs-Herausforderung – auf der PS2 komfortabler zu aktivieren als auf der Xbox, denn Sonys Schulterknöpfe sind wesentlich leichter zu erreichen als die S/W-Knöpfe von Microsoft.

Die 600 neuen Gesichter sehen ihren Vorbildern verdammt ähnlich. (PC)

Aber aufgrund dieses neuen Features verliert NHL 2005 seine eben noch gelobte Einsteigerfreundlichkeit. Warum? Schon im langsameren FIFA 2004 erwies sich das manuelle Umschalten vom Ballführer zum Freiläufer als umständlich, da man gleichzeitig zwei Dinge im Auge behalten und koordinieren musste, bevor man den Pass spielen konnte.

Ohne Training zum Meister?

Und da es beim Eishockey bekanntlich noch wesentlich schneller zugeht, verlangt das neue Steuerungs-System noch mehr Konzentration. Und ehrlich gesagt: Ich habe es verflucht und Versuche im Dutzendpack gebraucht, bevor endlich mal etwas im Netz zappelte. Vor allem gegen menschliche Kontrahenten wird man so gnadenlos gecheckt, dass man nur Sekunden für einfache Pässe hat. Wenn so ein One-Timer-Tor klappt, ist die Befriedigung natürlich umso größer. Aber weshalb gibt es für dieses verdammt schwer einzusetzende neue Feature keinen Trainingsmodus?

Und wieso kann ich Doppelpässe und Freilaufen nicht praktisch verinnerlichen? Auch dieses Jahr hat sich EA nicht durchgerungen, Übungs- oder Minispiele zu integrieren – das ist ärgerlich. Dafür gibt es zwar erstklassige Strategie-Videos (4P|Stream: Offensiv-Tipps (Laufzeit: 1:02 Min.)) mit Mike Crawford, von denen sich FIFA eine Scheibe abschneiden könnte und die besonders Laien in die Finessen des Sports einführen, aber eine praktische Einstudierung von Tight Point und Überzahltaktiken wäre sinnvoller.