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NHL 13 (Sport) – NHL 13

Letztes Jahr skatete NHL knapp an einem Award vorbei: Das war immer noch richtig gutes Eishockey, aber ohne die Konkurrenz von 2K im Windschatten stagnierte das Spielgefühl. Auch der Be A Pro-Modus konnte nicht restlos überzeugen. Und dieses Jahr? Hat sich zumindest auf dem  Eis mehr getan! Parallel zum Start der neuen DEL-Saison sorgt Electronic Arts für mehr Tempo und Druck in der Offensive. Und wer glaubt, dass er das Spiel beherrscht, sollte mal gegen die verdammt knackige KI antreten!

© EA Canada / Electronic Arts

Manuelle Geschwindigkeitskontrolle

[GUI_PLAYER(ID=97072,width=400,text=Die wesentliche Neuerung in NHL 13: Manuelle Temposchübe und längere Sprints, die auch in diesem simulierten KI-Match zum Tragen kommen.,align=right)]Die wichtigste Neuerung in NHL 13: Man kann manuell für Tempo sorgen. Wer den Stick etwas länger in die gewünschte Richtung drückt, skatet schnell nach vorne – quasi von null auf hundert. Diese kurzen Temposchübe kann man über einen anhaltenden Druck in einen längeren Sprint verwandeln. Und der wiederum kann über das Reindrücken des Sticks nochmal forciert werden. In der Praxis gehen diese Bewegungen so nahtlos ineinander über, dass man zu Beginn nicht immer sicher ist, ob man jetzt eine neue Phase ausgelöst hat. In der letzten Sprintphase  gibt der Stürmer schließlich alles, ermüdet allerdings auch stärker und ist nicht mehr sehr wendig.

Das neue Skaten verlangt in der Offensive keine komplett andere, aber eine behutsamere und besser dosierte Steuerung als noch in NHL 12. Wann gebe ich Vollgas? Denn je schneller man wird, desto weniger Feinkontrolle hat man sowohl für einen präzisen Schuss, die Führung des Pucks als auch enge Kurven – eine gute Entscheidung, die zu viel Arcade-Charakter unterbindet. Hier wirkt die Physik angenehm authentisch, zumal sie das Spielgefühl bereichert: Es ist jetzt viel öfter möglich, Tempowechsel und Konter auch mal über ein gewonnenes Sprintduell einzuleiten; das sorgt für mehr Dynamik auf dem Eis. Vor allem, wenn man mit den flotten Außenstürmern an den behäbigen Verteidigern vorbei zieht.

Frische Faszination, neue Baustellen

Aufgrund der effizienteren Sprints ist die Raumdeckung in der Defensive wichtiger geworden.
Aufgrund der effizienteren Sprints ist die Raumdeckung in der Defensive wichtiger geworden. © 4P/Screenshot

Für die Defensive bedeutet das: Mehr Arbeit! Denn wenn das Stellungsspiel nicht stimmt, sieht man nur noch die Rückennummer des Gegners. Daher ist die richtige taktische Einstellung, vor allem eine bessere Raum- als Manndeckung,  genauso wichtig wie das präzise Timing für den Poke- oder Bodycheck. Da aber hinsichtlich der Dekes und Schüsse, der Bandentaktik, der Pässe und der Verteidigung alles beim Alten bleibt, muss man sich nach NHL 12 nicht radikal umgewöhnen. Es ist ein weiterer wichtiger Schritt Richtung mehr Simulation. Angesichts all der Möglichkeiten am Stick ist es jedoch schade, dass es erneut nur allgemeine, aber keine situativen Trainings z.B. für Dekes gibt; außerdem vermisst man neue Finten abseits der ansehnlichen kleinen Lupfer oder der Puck-Schieberei am Fuß.

Auch wenn EA wie jedes Jahr die Physik mit Schlagworten neu erfindet, von „über 1000 neuen Animationen“ und diesmal von „Real-World-Physik“ spricht: Die grafischen Unterschiede zu NHL 12 halten sich in Grenzen und von irdischem Realismus kann trotz toller Inszenierung keine Rede sein. Es geschehen manchmal recht außerirdische Dinge nach Kollisionen – zumal ich noch nie so viele Stickbrüche in einem Spiel gesehen habe. Nicht falsch verstehen: Es kracht und rumst ansehnlich, die Checks sehen klasse aus und die körperliche Präsenz eines Chara ist wirklich enorm: Der Verteidiger der Boston Bruins gleitet wie ein Riese über das Eis, ist kaum aus dem Gleichgewicht zu bringen.  Aber so manche Abpraller von Banden wirken zu stark, nach einem Vollkontakt zappeln die Spieler manchmal wie kurz aktivierte Kreisel auf dem Boden, in Zeitlupen kommt es zu zittrigen Bewegungen oder die Profis fallen unrealistisch, wenn sie gecheckt werden. Man darf nicht vergessen, dass dieses Eishockey verdammt gut aussieht, aber da ist noch viel Luft nach oben in der Präsentation. Apropos: Die Schiedsrichter scheinen regelrecht blind zu sein für Fouls von hinten, die in NHL 12 noch gepfiffen wurden. So gibt es bei aggressiverem Spiel deutlich weniger Strafzeiten.