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Need for Speed: Hot Pursuit (Rennspiel) – Need for Speed: Hot Pursuit

Es ist eine Sache, wenn man ein Spiel von den anderen Konsolen auf die Wii umsetzt und dabei das technische Niveau zurückfahren muss. Aber es ist eine andere Sache, wenn man auf Nintendos Fuchtelkonsole unter gleichem Namen ein völlig anderes Spiel serviert und dabei gleichzeitig aus einer Nobel-Karosse einen Schrotthaufen macht. Welchen Weg geht EA mit Need for Speed: Hot Pursuit?

© Criterion Games / Exient (Wii) / Electronic Arts

Spaßbremse

Letzterer wird durch Einbrüche in der Bildrate allerdings immer wieder ausgebremst. Unverständlich, denn grafische Brillanz hat Hot Pursuit auf der Wii nicht gerade zu bieten: Die matten Autos wurden ganz offensichtlich nur aus wenigen Polygonen zusammengeschustert und auch die Kulissen sehen unspektakulär aus – selbst einer Glitzer- und Glamourstadt wie Las Vegas fehlt hier jeglicher Charme. Diese schwache Präsentation lässt sich nicht mit der geringeren Leistungsfähigkeit der Konsole entschuldigen – hier haben sich die Entwickler einfach keine Mühe gegeben! Das scheint auch beim Fahrverhalten der Fall zu sein: Zum einen fliegen die Boliden schon beim Überfahren kleiner Unebenheiten meterweit durch die Luft und scheinen leichter zu sein als ein Spielzeugauto. Zum anderen ist auch die Kollisionsabfrage unter aller Kanone, denn die KI kann mich kinderleicht abschießen und die Zweikämpfe erinnern eher an Autoscooter. Selbst nach Arcademaßstäben ist das Fahrverhalten eine Katastrophe! Sogar die Drift-Mechanik ist ein Graus, denn man kommt kaum mit ihr um die Kurven. Die normale Lenkung kann man generell vergessen – sie eignet sich höchstens dazu, auf Geraden dem Gegenverkehr auszuweichen

Die Verfolgungsjagden werden ihrem Namen nicht gerecht. Die Cops agieren zu zahm und Straßensperren lassen sich zu leicht umfahren.

oder einen Überholvorgang einzuleiten. Da das grausige Streckendesign aber viele fiese Kurven aufweist, bei denen man selbst mit einer tadellosen Drift-Mechanik nicht viel ausrichten könnte, landet man entsprechend oft in der Leitplanke.

Gummiband-KI

Als ob das furchtbare „Fahrerlebnis“ nicht schon schlimm genug wäre, setzt die KI dem Ganzen noch die Krone auf: Wer sich auf den anderen Konsolen und dem PC schon über den unsäglichen Gummiband-Effekt beschwert hat, wird bei einem Blick auf die Wii-Version froh sein, dass Criterion sich nicht an ihr orientiert hat. Es ist einfach nur ein schlechter Witz, wie die anderen Fahrer völlig sinnfrei Gas geben oder auf das Bremspedal steigen. Dazu kommt ein stark schwankender Schwierigkeitsgrad: Während man die ersten Rennen dank der wartenden KI sogar locker gewinnen kann, wenn man den Controller mit den Zehen bedient, zieht sie in der nächsten Stadt noch kurz vor dem Ziel mit einem nicht nachvollziehbaren Geschwindigkeitsschub an mir vorbei. Zwei Rennen später dann wieder das gewohnte Bild, wenn die anderen Fahrer zwischendurch wieder ständig die Handbremse anziehen. Selbst bei den Verfolgungsjagden kommt keine Freude auf, weil die Cops sich erstens zu dämlich anstellen und zweitens auch die Straßensperren viel zu leicht passiert werden können.

So versagt Hot Pursuit

Im Splitscreen dürfen bis zu vier Spieler gegeneinander antreten – einen Onlinemodus gibt es allerdings nicht.

auf Wii nicht nur als Rennspiel, sondern macht auch im Actionbereich beim Kampf gegen die Cops eine erbärmliche Figur. Warum man außerdem ausschließlich in Außenansichten fahren darf, erschließt sich mir ebenfalls nicht.

Bastelstunde

Zumindest im Bereich Lackierungen kann man überzeugen, denn neben lizenzierten Felgen und Bodykits kann man seine Boliden auch mit diversen Stickern sowie Aufklebern optisch aufwerten. Die Bedienung mit der Remote funktioniert kinderleicht, so dass man die Objekte problemlos zoomen, drehen und sogar spiegeln kann. Hier macht die Wii-Version tatsächlich etwas besser als die Fassungen für die anderen Systeme, wo diese Funktionen fehlen. Auch die Splitscreen-Rennen für bis zu vier Spieler findet man nur hier, doch wird dafür auf einen Onlinemodus verzichtet, der dank Autolog auf den anderen Konsolen und dem PC eines des besten Features von Hot Pursuit darstellte. Beim Soundtrack wurde ebenfalls der Rotstift angesetzt: Wo auf 360 & Co noch namhafte Bands wie 30 Seconds to Mars mit ihrem Songs das Renngeschehen begleiteten, wirkt die Auswahl auf Wii vergleichsweise unspektakulär und langweilig.