Quasi keinen Fortschritt gibt es im Bereich der KI: Milestones eigenes System A.N.N.A. (Artificial Neural Network Agent) schafft es leider immer noch nicht, für eine authentische Rennerfahrung zu sorgen. Zum einen agieren die Fahrer weiterhin erschreckend rabiat, folgen stur ihrer Linie und bringen dabei eine gewisse Abschuss-Mentalität zu Tage. Opfer der Kamikaze-Aktionen ist meist der Spieler, während KI-Piloten nach Kollisionen oft unbehelligt weiterfahren dürfen. Zum anderen agieren sie aber auch untereinander nicht sonderlich intelligent: Immer wieder kommt es selbst ohne Berührungen zu dämlichen Stürzen, weil die KI offenbar nicht in der Lage ist, ihr Limit einzuschätzen. Besonders kritisch scheinen Schikanen und enge Kurven zu sein – schon bei meinem ersten Einzelrennen auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya konnte ich z.B. beobachten, wie manche Fahrer in der Haarnadelkurve La Caixa reihenweise und quasi in jeder Runde vom Sattel flogen. Zwar stellt das Fahrerfeld in höheren Stufen durchaus eine harte Konkurrenz dar und lässt sich fein auf den gewünschten Anspruch skalieren, aber die häufigen und mitunter schlichtweg dämlichen Unfälle erinnern eher an unerfahrene Amateure und weniger an Profis, die in einer der anspruchsvollsten Motorsportserien wetteifern.
Bisschen Schwund ist immer
Abseits von Karriere und Meisterschaft(en) besteht weiterhin die Möglichkeit, beim Zeitfahren um Plätze auf der Bestenliste zu kämpfen oder das direkte Duell im Mehrspielermodus zu suchen, wo bis zu 22 Piloten an den Start gehen dürfen und es erneut eine alternative Lobby-Variante für Sessions mit Rennleitung gibt. Zudem lässt sich das Fahrerfeld alternativ mit KI-Piloten auffüllen, die man sogar manchen rempelnden Pistensäuen aus Fleisch und Blut vorziehen würde. Lokale Duelle am geteilten Bildschirm sucht man dagegen weiter vergeblich.
Aber fehlt da nicht noch was? Richtig: Im Vergleich zum Vorjahr hat Milestone den historischen Modus mit seinen täglichen Herausforderungen ersatzlos gestrichen. Anstatt die Veteranen des Motorsports mit ihren historischen Maschinen mühsam freizuspielen, was viele Fans bei Moto GP 20 aber als motivierende Herausforderung empfunden haben dürften, erhält man die Inhalte hier einfach so. Bei den Mikrotransaktionen hat man den Rotstift dagegen nicht angesetzt: Wer den gierigen Entwicklern also noch mehr Geld in den Rachen werfen will, kann sich zum Preis von knapp fünf Euro noch ein VIP Multiplier Pack für eine höhere Ausschüttung an Rufpunkten und weitere Vorteile bei der Karriere anschaffen. Oder zum gleichen Preis auch noch ein Paket mit fünf weiteren Legenden und ihren Maschinen kaufen.
Aber daran glaubst ja selbst net, woll?
Die Moto GP Reihe von Milestone ist seit jeher ein Produkt an Mindestmass Einsatz - was eben grad so nötig ist um mit der Lizenz dick abzusahnen. Weil, wie hier schon erwähnt, man als Motorrad-Fan keine andere Wahl hat dank dieses Monopols.
Es besteht immerhin Hoffnung, dass die Lizenz ab nächstem Jahr wo anders sein könnte: https://www.motogp.com/en/news/2017/11/ ... 021/247509
Da haben sie wohl den Fokus voll auf Hot Wheels Unleashed gelegt und nur einen geringen Teil der Entwickler an der Fortsetzung arbeiten lassen.
Ich kann mich dem Vorredner nur anschließen, was Milestone hier mit ihrer quasi Monopolstellung abliefert ist einfach nur frech. Schade, denn gerade Motorrad-Freaks haben eine sehr begrenzte Auswahl…