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Mokoko (Logik & Kreativität) – Sexy Puzzle oder lahmer Schweinkram?

Viel nackte Haut zum kleinen Steam-Preis – ist das im Jahr 2020 noch ein reizvolles Konzept? Wir haben Mokoko, den Klon des Arcade-Oldies Qix, durchgespielt und raten vom Kauf ab.

© NAISU / NAISU

Ein echter Oldie

Um Mokoko richtig einzuordnen, starte ich eine kleine Zeitreise ins Jahr 1981: Damals erschienen heute legendäre Titel wie Donkey Kong, Defender, Frogger oder Castle Wolfenstein. Außerdem: Taitos Geschicklichkeitsspiel Qix. Darin lenkt man eine bunte Linie, die Flächen umfährt und so den gesamten Bildschirm Stück für Stück einfärbt. Qix wurde für alle möglichen Systeme umgesetzt – vom Amiga über den Game Boy bis hin zum DOS-PC, zuletzt tauchte es 2006 als Teil der Retro-Sammlung Taito Legends 2 auf. Nachdem Taito mit Volfied 1989 das Spielprinzip kopiert und um fantasievolle Hintergründe und Feinde erweitert hatte, griffen in den 1990ern gleich mehrere Entwickler das Qix-Konzept auf. Und zwar mit einem Twist: nackte Haut! Vor allem in der Spielhalle unterliefen nämlich etliche Studios die auf Konsolen und PCs üblichen Altersfreigaben – hier war Sex kein Tabuthema.

Mitte der 1990er erschienen mit der Gal’s-Panic-Serie, Miss World ’96, Perestroika Girls oder den Fantasia-Titeln einige Qix-Klone, die das erfolgreiche Abfahren des Spielfeldes mit Nacktbildchen belohnten. Diese Titel trieben bisweilen seltsame Blüten: Mal konnte man Promis von Schwarzenegger bis Arafat als Charakterbilder wählen (was aber keinen spielerischen Einfluss hatte), mal verwandelten sich die Nackedeis bei ungeschicktem Vorgehen in Horrorbilder, mal waren auch die Herren der Schöpfung untenrum ohne im Spiel. Sogar auf Heimkonsole gab es leicht anrüchige Qix-Kopien: In Silhouette * Stories auf der ersten Playstation behielten die Manga-Mädels ihre Kleidung an, in Uncover featuring Tatjana gab es auf Philips’ Flopkonsole CD-i immerhin Softcore-Bildchen der holländischen Schauspielerin Tatjana Simic zu sehen.

Von Kickstarter zu Steam

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Im Auswahlmenü der jeweiligen Manga-Dame steht ihre absurde Lebensgeschichte. Nachdem man ihre drei Levels geschafft hat, kann man sie ohne Kleidung, BH und Unterwäsche ansehen. © 4P/Screenshot
Zurück im Jahr 2019: Im letzten November konnte der Indie-Entwickler Naisu Games via Kickstarter gerade mal 2.000 Euro für sein Erotik-Spielchen Mokoko mobilisieren – die Kohle sollte in die Überarbeitung der Übersetzungen und Werbung für den Titel fließen, fertig programmiert war das Teil nämlich schon. Und jetzt, Mitte Februar, steht Mokoko für schlanke 3,29 Euro im Steam-Krämerladen. So richtig schlüpfrig wird der Titel übrigens nur, wenn man auch den zeitgleich erschienenen, kostenlosen Nudity-Patch via Steam herunterlädt.

 

Im Spielmenü, hinter dem Punkt Story verborgen, wartet dann die erste Manga-Dame, Ayane, mitsamt ihrer Hintergrundgeschichte: „Ayane findet die Nächte bezaubernd. Das Gefühl, wenn eine kühle Prise des Windes, ihre zarte Haut streichelt, während alles in Dunkelheit ist, lässt sie lebendig fühlen.“ [sic] Blöd nur, dass es fiese Kräfte im Spiel gibt: „Federic Das bewusste Spielzeug erlangte Bewusstsein, nachdem sein Erschaffer auf Serienproduktion für seine Duplikate mit geringerer Qualität gewechselt war. Nachdem das geschehen war, ermordete das Spielzeug seinen Erschaffer.“ [sic] Was das mit Ayane zu tun hat? Nun: „In einigen ziellosen Jahren, hatte Federic nur Leute beobachtet. Jetzt glaubt er, er müsse diese nachahmen. Angenommen das er ein Mann sei, sucht Federic jetzt eine Weibliche Kumpanin. Sie kann ihn reparieren oder ihm von Zeit zu Zeit einen Ölwechsel geben und er kann dann seinen Wirbel-Tanz für ihre Unterhaltung vorführen. (…) Eines Nachts begegnete er Ayane. Ayane war nicht an seinem Angebot interessiert. Federic war vollkommen außer sich und dachte, dass Menschen nicht besser sein, als sein Erschaffer. Jetzt, alles wonach er sich sehnt, ist es alle Menschen zu vernichten, angefangen mit Ayane.“  [sic]