Treffen sich zwei Mobile Suits (das sind riesige Kampfroboter) in der wichtigsten Schlacht ihres Lebens. Sagt der eine: „Ich hab‘ fast Totalschaden. Schnapp du dir den letzten Gegner!“ Darauf der andere: „Negativ. Ich komme nicht über diesen hüfthohen Hügel.“
Der Trash-Faktor
Hohle Sprüche, spärlich bekleidete Frauenzimmer, aus eigener Kraft explodierende Mülltonnen: Schlechte Filme sind klasse! Nein, der blöde Witz weiter oben
stammt nicht aus dem Spiel, aber vielleicht kennt ihr das ja: Wenn ein Regisseur eine saucoole Story mit noch kälteren Helden vorlegt und einen Film daraus macht, dann wird New York von Dinosauriern oder Zombies bedroht, während Tokio angesichts von Riesenechsen und turmhohen Robotern zittert. Eine tolle Sache mit drei möglichen Ausgängen: Die Macher sind so motiviert, dass ihr Film großartige Action zelebriert oder sie leiern einen uninspirierten
B-Movie vom Band. Oder aber sie nehmen ihr begrenztes Budget so ernst wie eine Bakterien-Familie beim Überqueren der Autobahn und fabrizieren den Lebensinhalt des Anti-Cineasten. Die Freude am Gewollt-aber-nicht-Gekonnten. Mit anderen Worten: Trash! Oder um es endlich auf den Punkt zu bringen: Mobile Suit Gundam: Target in Sight.
Herrlich, wie vorsintflutlich da das Wasser wabert, wenn die Mechs in einen Fluss springen! Erinnert ihr euch an die ersten dreidimensionalen Gewässer, über denen eine unzerreißbare Folie lag, unter der sich bei Berührung ein kreisförmiger Hubbel ausbreitete? Fantastisch auch die meditativen Übungsräume: Grau-grünes Einerlei mit sporadisch eingepflanzten Bäumen eines Typs. Das heißt bei Target in Sight „Dschungel“. Ein weiterer Höhepunkt sind die nach einem vorbestimmten Muster zerfallenden Gebäude. Wobei ich bedauere, dass die wenigen, immer schön gerade im Raster angeordneten Bauwerke überhaupt kaputtbar sind. Wäre doch klasse, wenn mein Mega-Mech dagegen laufen würde, ohne dass sie einen Kratzer davon tragen. Schade, aber immerhin sieht sonst alles aus wie vor zehn Jahren. Es ruckelt nur mehr.
Zur Schadensbegrenzung und wegen der funktionierenden Kantenglättung haben die
Produzenten dafür auf alles weitere verzichtet und sich bei der Effekthascherei wohl wissend auf blendendes Gegenlicht beschränkt.
Trash-Faktor: Note 2. Weil die Hochhaus-Kampfmaschinen aus der Nähe richtig bedrohlich wirken.
So, jetzt aber ans Eingemachte. Den „Einjährigen Krieg“ haben Mobile-Suit-Veteranen ja bereits erlebt – in Target in Sight müssen sie von Oktober bis Dezember die letzten drei Monate des Konflikts überstehen. Wobei die Entwickler jeden Oscar-Abräumer mit einem brillanten Geniestreich deklassieren: Der Krieg findet komplett ohne euch statt! Nur die erste und die letzte Schlacht verlangen nach eurem Zutun; ohne die erste kommt ihr nicht ins Menü, ohne die letzte seht ihr keinen Abspann. Endlich muss ich kein Held sein. Endlich liegt das Schicksal der Erde mal nicht in meinen geschundenen Händen. Endlich bin ich überflüssig! Ihr müsst nur einen Tag nach dem nächsten verstreichen lassen – Erfolgsmeldungen flattern auch ohne euer Eingreifen auf dieser sexy grauen Dialogbox herein. Mindestens ebenso erotisch ist der drehende Erdball hinter dem pragmatischen Textfenster-Menü. Und erst die grob aufgelöste braune Wand im Hintergrund! Große Dinger sind ja immer ein Hingucker, aber SOLCHE „Pixel“ durfte ich lange nicht anstarren. Logisch, dass man nicht vorhandene Zwischensequenzen da erst gar nicht bemerkt.
Trash-Faktor: Note 1-. Weil die Dia-Show zu Beginn der einzige Höhepunkt einer belanglosen Handlung ist.